Das richtige Packmittel |
Ob hier jedes Deckelchen sein Töpfchen findet? Das DAC/NRF testete gemeinsam mit dem ZL die Dichtigkeit von Flaschen mit verschiedenen Steckeinsätzen, Verschlüssen und Kolbenpipetten. / © ZL, DAC/NRF
Eine wichtige Grundregel: Gefäße sind möglichst randvoll zu füllen. Das minimiert sowohl das Oxidationsrisiko als auch die Gefahr, dass Bakterien über die Luft in die Zubereitung gelangen. Das gilt jedoch nicht für Suspensionen und Emulsionen, weiß Apothekerin Dr. Sandra Barisch. »Fürs gründliche Schütteln braucht man ausreichend große Flaschen. Am besten wählt Ihr ein doppelt so großes Fassungsvermögen wie die Rezepturmenge, also zum Beispiel für eine 100 Milliliter Rezeptur eine 200-Milliliter-Flasche.«
Kindergesicherte Verschlüsse sind laut der Rezeptur-Expertin mindestens bei Betäubungsmitteln zu verwenden. Sie sind aber auch sonst immer dann sinnvoll, wenn ein hohes Gefährdungspotenzial von den Wirkstoffen ausgeht und bekannt ist, dass Kinder im Haushalt des Patienten leben. Was Tropfeinsätze und Pipetten betrifft, gibt es für ölige, ethanolhaltige und wässrige Lösungen jeweils passende Varianten.
Die Flaschen und der Steckeinsatz der Dosierhilfe sollten zur Kolbendosierpipette und zum Verschluss passen. Leider sind sie untereinander nicht genormt. Auch der Steckeinsatz, die Kolbendosierpipette und der Verschlusskonus müssen aufeinander abgestimmt sein. Wer öfter flüssige orale Zubereitungen herstellt, bekommt in den PZ-Artikeln »Packmittel-Untersuchung: Richtig kombiniert und alles dicht« sowie »Kolbenpipetten im Test« weitere Informationen.
Bei wasserhaltigen halbfesten Zubereitungen rät Barisch von Schraubdeckeldosen als Packmittel ab. »Tuben oder Dosierkruken sind die besseren Alternativen, weil man für die Entnahme der Zubereitung nicht den Finger benutzen muss. Die Hände sind schließlich die Körperteile mit der höchsten Keimbelastung.« Jedoch: Pasten sind wegen ihres hohen Feststoffanteils für Tuben ungeeignet. Sie härten bei Lagerung nach und können dann kaum mehr aus der Tube herausgedrückt werden.
Als hilfreich empfindet Barisch Dosierhülsen für Drehdosierkruken. »Sie zeigen dem Patienten an, dass die Kruke bald leer ist und er gegebenenfalls bald ein neues Rezept besorgen muss.« Nicht vergessen: Nach dem Abfüllen der Zubereitung ist die Luft aus der Kruke zu drehen. Das minimiert nicht nur die Oxidationsgefahr und den Bakterieneintrag, sondern sorgt auch dafür, dass der Patient die Zubereitung sofort sieht.
Der Rezeptur-Coach rät, bei flüssigen Zubereitungen zur oralen Einnahme eine passende Dosierhilfe mitzugeben. Das heißt, dass das Volumen der Dosierhilfe an das applizierte Volumen angepasst sein sollte. »Eine 1-ml-Dosierung sollte also nicht mit einer 5-ml-, sondern mit einer 1-ml-Kolbendosierpipette verabreicht werden. Allerdings ist das mehrmalige Aufziehen der Dosierhilfe zu vermeiden. So sollte eine 2,5-ml-Dosierung nicht mit einer 1-ml-Dosierhilfe, sondern mit einer 5-ml-Dosierpipette appliziert werden. Das vermeidet Fehlerquellen durch mehrmaliges Aufziehen und verbessert die Akzeptanz des Kindes durch die Einmalgabe.«
Bei Kapseln in der Pädiatrie ist rein rechtlich betrachtet die Kapselhülle meist das Primarpackmittel für die abgeteilten Pulver; dieses Primarpackmittel sollte bewusst gewählt werden. Zum einen sollte die Kapselhülle transparent sein, um die vollständige Entleerung des Pulvers überprüfen zu können. Zum anderen sollte die Kapselgröße so klein wie möglich sein, rät der Rezeptur-Coach.
Das ermöglicht, die Hilfsmittelmenge vor allem bei Früh- und Neugeborenen so klein wie möglich zu halten. Gängige Füllstoffe wie Mannitol könnten in hoher Menge für Früh- und Neugeborene kritisch sein, weiß die Apothekerin.
Was gilt für Ophthalmika? Ölige Augentropfen sollten nicht in Glasflaschen mit Kautschuktropfen abgefüllt werden, da Öl und Kautschuk unverträglich sind. Ölige Augentropfen werden stattdessen in sterile Kunststoff-Augentropfenflaschen aus Polyethylen abgefüllt. Wässrige, unkonservierte Augentropfen sind nichts für Mehrdosenbehältnisse. Sterile Einmalspritzen mit Verschlusskonus oder Augentropfen-Einmalampullen aus dem Apothekenfachbedarf sind viel besser geeignet.
Und noch einen Tipp hat Barisch parat: Bei erklärungsbedürftigen Arzneiformen und Dosierschemen sei ein Begleitblatt für den Patienten sinnvoll. »Dort kann man den besonderen Rezepturservice der Apotheke beschreiben, genauso wie das Dosierschema, Hinweise zur Reinigung der Kolbendosierpipette oder der Mischbarkeit der Rezeptur mit Lebensmitteln.«
Kurz, anschaulich und praxisrelevant: In den Rezeptur-Videos von PTA-Forum, PTA Channel und DAC/NRF erklärt Apothekerin Dr. Sandra Barisch das Einmaleins der Arzneimittelherstellung in der Apotheke. So sind viele gute Tipps des DAC/NRF-Expertenteams für den Rezepturalltag jederzeit abrufbar.