Das Wichtigste zu Brüchen |
Isabel Weinert |
09.02.2024 08:30 Uhr |
Ob beim Freizeitsport, im Haushalt oder im Urlaub – wer sich etwas bricht, hat meistens einfach Pech gehabt. / Foto: Getty Images/Iurii
In welchem Alter ist die Gefahr für einen Knochenbruch am höchsten?
Vor allem Kinder und Erwachsene über 60 Jahren brechen sich Knochen. Bei Kindern liegt es daran, dass sie sich (noch immer) viel bewegen und herumtoben. Ältere Menschen hingegen stürzen leichter, weil sie Gleichgewichtsstörungen haben, Schwindel oder schlicht nicht genug Kraft. Zudem sind ältere Knochen nicht mehr so stark wie diejenigen junger Menschen.
Welche Knochen brechen am häufigsten?
Besonders oft brechen Wirbelkörper, der Oberschenkelhals, die Unterarmknochen, die Rippen, der Oberarmknochen sowie das Sprunggelenk.
Welche Arten von Brüchen gibt es?
Zunächst unterscheiden Mediziner zwischen einer offenen Fraktur, bei der das Gewebe derart mit verletzt ist, dass der Knochen nach außen sichtbar ist. Es besteht ein hohes Risiko für eine Infektion. Bei einer geschlossenen Fraktur ist der Knochen weiterhin von Gewebe umschlossen. Sogenannte Querfrakturen zeigen sich mit einer nahezu waagerechten Bruchlinie. Meist sind diese Brüche in sich stabil und selten verschoben. Eine Schrägfraktur kommt meist durch das Verdrehen einer Extremität zustande. Außerdem können Knochen auch infolge starken Zusammenpressens brechen. Das heißt dann Kompressionsfraktur. Ort des Geschehens ist hier vor allem der Bereich der Wirbelsäule. Bei einer Abrissfraktur trifft es einen knöchernen Ansatz eines Muskels. Das geschieht bevorzugt an der Achillessehne, am Fersenbein oder an der Patellarsehne der Kniescheibe. Brechen lange Knochen, dann handelt es sich oft um Biegungsfrakturen, zum Beispiel am Ober- oder Unteram sowie im Ober- oder Unterschenkel. Mit einem Knochenbruch können immer auch noch andere Verletzungen einhergehen, wie Schäden an Blutgefäßen und Nerven, ein erhöhter Gewebedruck in dessen Folge das Gewebe absterben kann (Kompartmentsyndrom), Infektionen und nach der Ausheilung anhaltende Gelenkprobleme.
Welche Symptome kennzeichnen einen Bruch?
Ärzte unterscheiden zwischen Zeichen, die auch auf eine andere Verletzung hindeuten können und solchen, bei denen man ziemlich sicher von einem Bruch ausgehen kann. Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse, eine eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Areals und eine Schonhaltung können, müssen aber nicht bedeuten, dass etwas gebrochen ist. Anders stellt es sich dar, wenn es sich um eine offene Fraktur handelt, hier ist die Fraktur quasi sichtbar. Für einen Bruch sprechen eindeutig auch durch die Verletzung verursachte Fehlstellungen, wenn sich das Körperteil zudem abnorm beweglich zeigt und wenn Knochenteile aneinander reiben.
Wie wird die Diagnose für einen Knochenbruch gestellt?
Erfahrene Mediziner erkennen einen Bruch oft bereits, indem sie Betroffene befragen und das verletzte Gebiet sehr vorsichtig untersuchen. Dennoch ist eine Bildgebung notwendig. Bei Erwachsenen nutzt man in der Regel zuerst ein Röntgenbild. Die 2023 vorgestellte »Neue Leitlinie zur Sonografie von Knochenbrüchen« spricht sich bei Kindern bis zwölf Jahren bei einigen Knochenbrüchen dafür aus, der Ultraschalluntersuchung gegenüber der Röntgendiagnostik den Vorzug zu geben. Das erspart dem Kind oder teilweise auch noch dem Jugendlichen unnötige Strahlenbelastung. Abhängig von der Lokalisation des Bruchs und von seiner Art werden weitere bildgebende Verfahren nötig, wie ein CT oder ein MRT. Häufig führen Mediziner auch dieselben Verfahren zur Verlaufskontrolle und abschließenden Beurteilung häufiger durch.
Ist immer eine Operation nötig?
Nein, das hängt unter anderem davon ab, ob es sich um einen glatten Bruch handelt, ob er verschoben ist oder nicht, wo genau er liegt. Ärzte entscheiden dann, ob eine Operation unausweichlich ist oder ob der Bruch konservativ unter Ruhigstellung sehr gute Heilungschancen hat.
Was gilt es, beim Tragen einer Schiene beziehungsweise eines Gipses zu beachten?
Bei einer frischen Fraktur verbietet sich ein geschlossener Gips, denn das Gewebe schwillt im Zuge des Heilungsprozesses oft deutlich an. Es würde dann Druck vom Gips auf das Gewebe ausgeübt, was zu schweren Komplikationen führt, denn die Durchblutung wird so eingeschränkt und Nerven geraten unter Druck. Deshalb eignen sich am Anfang ein Spaltgips oder eine Gipsschiene, deren Flexibilität dem geschwollenen Gewebe Raum lässt. Für die folgenden mindestens drei Tage (egal, ob mit Operation oder ohne) sollte man die betroffene Gliedmaße hochhalten, bei der Hand zum Beispiel auf Herzhöhe. Auch nachts braucht die Hand Erhöhung, etwa, indem man sie auf Kissen ablegt. Heute raten Ärzte davon ab, den Arm in einer Schlinge zu tragen, weil auf diese Weise binnen kurzer Zeit die Schulter versteift. Die nicht eingegipsten Gliedmaßen, wie etwa Zehen oder nicht betroffene Finger einer Hand, sollten Patienten immer wieder bewegen.
Darf man mit Gips Sport treiben?
Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten. Mediziner argumentieren grundsätzlich, dass es nicht gut sei, unter dem Gips zu schwitzen. Andererseits zeigen Untersuchungen, dass Kraftübungen mit der nicht betroffenen Gliedmaße – und zwar exzentrische Übungen – dazu führen, dass die Folgeschäden durch einen Gips wie Muskelschwund, Sehnenverkürzung, entzündliche Prozesse geringer ausfallen. Also in jedem Fall nachfragen und vielleicht dazu auch noch eine zweite Meinung einholen.
Welche (selteneren) Brüche heilen von Natur aus nur schwer aus?
Ein Beispiel ist ein Bruch des Kahnbeins, einem der acht Handwurzelknochen. Es liegt auf der Daumenseite des Handgelenks und ist der wichtigste Bestandteil für die Stabilität des Gefüges der Handwurzelknochen. Leider ist das Kahnbein der am schlechtesten durchblutete Knochen im Skelett des Menschen. Das sorgt für eine sehr lange Heilungsdauer, in der die Hand komplett ruhiggestellt sein muss. Ein Gips ist Pflicht und die Heilung dauert zwischen sechs (bestenfalls) und 14 Wochen (schlimmstenfalls). Hält man die Zeiten der völligen Ruhigstellung bis zur CT-bestätigten Heilung nicht ein, droht die Gefahr einer Pseudarthrose.
Welche Komplikationen fürchten Mediziner bei einem Knochenbruch?
Eine gefürchtete Komplikation ist ein sogenanntes falsches Gelenk. Mediziner sprechen von einer Pseudarthrose. Es kann sich entwickeln, wenn ein Knochenbruch nicht richtig heilt, der Spalt sich also nicht richtig schließt und der Knochen nur fehlerhaft und nicht mehr stabil zusammenwächst. Ein schleichender Prozess, der die Bewegung schmerzhaft einschränkt. Schmerzen treten aber auch in Ruhe auf; die Muskeln im betroffenen Areal können schwinden. Eine zu frühe oder zu heftige Belastung des Knochengewebes kann eine Pseudarthrose begünstigen, ebenso wie eine mangelnde Stabilisierung und Komprimierung des Bruchs. Aber auch eine Mangeldurchblutung des Knochengewebes, ein offener Bruch sowie Infektionen der Wunde und des Knochens steigern das Risiko für die Fehlentwicklung. Zudem gibt es Risikopatienten. Dazu gehören Menschen mit Diabetes, ältere Menschen und solche, die Glucocorticoide einnehmen müssen oder Zytostatika. In der Regel erfordert die Korrektur einer Pseudarthrose eine umfangreiche Operation. Je früher es diagnostiziert wird, desto besser die Chancen auf einen Therapieerfolg. /
Wenn nach Anlegen eines Gipses folgende Symptome auftreten, müssen Betroffene schnell zum Arzt, schreibt das Kantonsspital Winterthur: