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Ernährung bei Gastroparese

Dem Magen beim Entleeren helfen

Der Magen hat unendlich viel zu verdauen – tatsächlich und im übertragenen Sinne. Das bedarf eines feinen Zusammenspiels aus Nerven, Muskeln und Botenstoffen. Arbeitet eines der Systeme nicht mehr richtig, dann kann sich die Magenentleerung verzögern oder gar völlig erlahmen. Von Gastroparese sprechen Mediziner dann. Welche Ernährung hier hilft, erklärte gegenüber PTA-Forum Ernährungs-Doc Matthias Riedl.
AutorKontaktIsabel Weinert
Datum 13.06.2025  11:00 Uhr

PTA-Forum: Was ist eine Magenentleerungsstörung oder Gastroparese?

Riedl: Der Magen entleert sich verzögert, ohne dass medizinisch etwas ausfindig zu machen ist, was sich dem Speisebrei in den Weg stellt. Es existiert also keine mechanische Ursache. Die Nahrung verweilt dann zu lange im Magen. Die daraus resultierenden Symptome können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen.

PTA-Forum: Welche Ursachen gibt es für eine Entleerungsstörung des Magens?

Riedl: Am häufigsten entwickelt sich das Unvermögen des Magens, sich zügig und zeitnah zu entleeren auf Grundlage eines Diabetes. Die Erkrankung kann die Nerven schädigen, auch diejenigen, die den Magen innervieren. Daraus resultiert eine längere Verweildauer der Speisen im Magen, was sich wiederum ungünstig unter anderem auf den Glucosestoffwechsel auswirkt. Diese »autonome Neuropathie« kann nicht nur den Magen, sondern alle inneren Organe schädigen. Betroffene merken das oft lange Zeit nicht und wundern sich lediglich über Magenbeschwerden, deren Ursachen sie nicht ausfindig machen können.

Mitunter werden aber auch im Rahmen einer Operation Nerven verletzt und der Magen kann anschließend nicht mehr richtig arbeiten. In vielen Fällen findet sich allerdings keine Ursache für die Entleerungsstörung. Dann sprechen wir von einer idiopathischen Gastroparese.

PTA-Forum: Mit welchen Symptomen macht sich solch eine Störung bemerkbar?

Riedl: Menschen mit dieser Erkrankung leiden häufig unter Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Magenschmerzen und sie verlieren eventuell deutlich an Gewicht.

PTA-Forum: Wie sieht die Therapie einer Gastroparese aus?

Riedl: Die Hauptrolle in der Therapie spielt eine Ernährung, mit der die Betroffenen das Essen in verträglichen Zubereitungsformen zu sich nehmen. Das bedeutet, die Nahrung sollte breiig sein oder sich im Mund leicht etwa am Gaumen zerdrücken lassen beziehungsweise nur aus kleinen Stückchen bestehen. Zudem essen Menschen mit Gastroparese besser nicht drei größere Mahlzeiten am Tag, sondern lieber mehrmals täglich kleine. Und es bekommt ihnen gut, sich fett- und faserarm zu ernähren. Die genannten Maßnahmen erleichtern dem Magen die Arbeit, sodass er sich zügiger entleeren kann und die Symptome der Gastroparese nachlassen.

PTA-Forum: Beginnt die Verdauungsarbeit erst im Magen oder bereits schon im Mund?

Riedl: Die Verdauung startet bereits im Mund, zum einen durch gutes kauen, zum anderen durch das Einspeicheln des entstandenen Nahrungsbreis mit Spucke. Bereits zu diesem Zeitpunkt machen sich Enzyme aus dem Speichel an die Arbeit. Menschen mit Gastroparese nehmen sich deshalb zum Essen am besten möglichst viel Zeit. Hastiges herunterschlucken halbgekauter Nahrung schadet ihnen nämlich, auch wenn die Zeit noch so drängen mag. Mit ein wenig zeitlicher Organisation gelingt es in der Regel, Mahlzeiten in Ruhe zu sich zu nehmen.

PTA-Forum: Welche Nahrungsmittel eignen sich im Rahmen der Small Particle Size Diet?

Riedl: Gleichwohl gut geeignet und gesund ist gekochtes oder gedünstetes Gemüse – solange es nicht zu viel ist. Rohes Obst mit Schale und rohes Gemüse beschweren den Magen hingegen und belasten ihn unnötig. Gemüse lässt sich natürlich außerdem hervorragend zu Suppen verarbeiten, aus Kartoffeln kann ein raffiniertes Püree entstehen. Weil Menschen mit Gastroparese bis zur Diagnosestellung mitunter viel Gewicht verloren haben, müssen sie an Kalorien nicht sparen und dürfen sich mit Protein- oder Milchshakes und auch mit Trinknahrung aus der Apotheke aufpäppeln.

PTA-Forum: Sie sprachen Gemüse an. Das steckt aber ja meist auch voller Ballaststoffe, die der Magen bei Gastroparese nicht gut weiterbefördern kann. Ist das nicht ein Widerspruch?

Riedl: Es kommt auf die Menge an und auf die Art des Gemüses. Bananen, Apfelmus, Kartoffeln ohne Schale, gekochten Karotten, Zucchini und Gurken zerkleinert beziehungsweise püriert werden oft gut vertragen. Harte und rohe Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn und Nüsse hingegen bereiten eher Probleme und sollten nicht auf dem Speiseplan stehen.

PTA-Forum: Wie sieht es mit Fett aus, das ja auch einen hohen gesundheitlichen Stellenwert handelt, wenn es sich etwa um gute Öle handelt?

Riedl: Fett verzögert auch bereits bei gesunden Menschen deutlich die Magenentleerung. Eine stark fetthaltige Speise kann bis zu drei Tage für die Passage durch Magen und Darm brauchen. Andererseits ist aber Fett eben auch sehr wichtig zur Resorption der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, für die Zufuhr essenzieller Fettsäuren und nicht zuletzt als Geschmacksträger. Deshalb ist es für Menschen mit Gastroparese besonders wichtig, in dieser Hinsicht wertvolle Öle zu verwenden wie Oliven-, Raps- oder auch Leinöl – aber eben nur in kleinen Mengen.

PTA-Forum: Was und wann trinkt man am besten, wenn sich der Magen zu langsam entleert?

Riedl: Wer zu den Mahlzeiten etwas trinkt, verdünnt damit die Verdauungssäfte im Magen. Das fördert eine langsame Magenentleerung, was ja genau nicht erwünscht ist. Deshalb trinken Menschen mit Gastroparese am besten zwischen den Mahlzeiten reichlich und hier auch gerne Wasser oder auch Tees mit Heilkräutern, die dem Magen gut bekommen, also etwa mit Pfefferminze und/oder Melisse.

PTA-Forum: Gibt es noch einen Rat, der betroffenen Menschen helfen kann?

Riedl: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, abends nicht spät zu essen und sich dann gleich schlafen zu legen, sondern am besten ein frühes Abendessen zu sich zu nehmen, um dann noch Zeit für einen Spaziergang zu haben. Bewegung unterstützt auch die Passage der Nahrung durch den Magen.

PTA-Forum: Müssen Menschen mit Gastroparese dauerhaft so essen wie beschrieben?

Riedl: Das hängt auch von der Ursache ab. Bei einer autonomen Neuropathie durch Diabetes besteht die Möglichkeit, dass sich die Nerven eventuell ein Stück weit regenerieren, wenn die Diabeteseinstellung optimiert wird. Das ist aber nicht garantiert. In aller Regel ist eine Gastroparese allerdings nicht heilbar. Je nach Schwere der Erkrankung kommen deshalb auch Medikamente zum Einsatz. Dazu gehören Prokinetika, die die Persitaltik des Megen-Darm-Traktes anregen, und Antiemetika, die Übelkeit und Erbrechen mindern. Daneben gibt es weitere, auch operative und technologische Verfahren für schwere Fälle einer Gastroparese.

PTA-Forum: Schadet es den Zähnen und dem Gebiss allgemein, wenn ein Mensch auf Dauer vorwiegend weiche Nahrung zu sich nimmt?

Riedl: Es ist wahrscheinlich, dass nur weiche Nahrung Defekte am Zahnschmelz fördert, weil es harte Nahrung ist, die den Zähnen und dem gesamten Gebiss gutut, indem das Kauen die Spannung im gebiss reduziert. Und das ist wichtig, um zu verhindern, dass Zahnschmelz an manchen Stellen abplatzt. Insofern ist die Ernährung bei Gastroparese nicht gut für die Zähne, das muss man jedoch leider in Kauf nehmen.

PTA-Forum: Vielen Dank für das Gespräch.

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