Demenz durch Genital-Herpes? |
Forschende fanden einen assoziativen Zusammenhang zwischen Genital-Herpes und Demenz. Ob Herpesviren wirklich das Hirn schädigen, konnte noch nicht kausal nachgewiesen werden. / Foto: Adobe Stock/New Africa
Bei früheren Arbeiten im Rahmen der Northern Manhattan Study (NOMAS), die ursprünglich konzipiert wurde, um Schlaganfälle und mögliche Schlaganfall-Risikofaktoren in der multiethnischen Gesellschaft von Nord-Manhattans zu studieren, deuteten sich in Querschnittsanalysen kognitive Beeinträchtigungen und ein schnellerer Gedächtnisverlust bei Personen an, die sich nachweislich zuvor mit bestimmten Viren oder Bakterien infiziert hatten.
Um diesem ersten Signal genauer nachzugehen, entschlossen sich Forschende um Dr. Jackson A. Roberts vom Department of Neurology am Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York, systematisch nach einem möglichen Zusammenhang zwischen früheren Infektionen und bestimmten Signaturen aus der Magnetresonanz-Bildgebung (MRI) von Gehirnen in einer Untergruppe der NOMAS-Teilnehmer zu suchen. Über ihre Ergebnisse berichtet die Arbeitsgruppe jetzt im »Journal of Neuroscience«.
Von ursprünglich 1290 Studienteilnehmern, von denen Hirn-Scans vorlagen, wurden 455 Personen in die Korrelationsstudie aufgenommen. Bei diesen Studienteilnehmern waren Infektionen mit Zytomegalieviren (CMV), Herpes-Simplex-Viren 1 und 2, Chlamydia pneumoniae und Helicobacter pylori serologisch bestätigt worden. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 70 Jahre alt und zu 36 Prozent männlich. Etwa 42 Prozent hatten einen High-School-Abschluss.
Die Hypothese, die die Forschenden bestätigen oder widerlegen wollten, lautete, dass das Auftreten von Infektionskrankheiten mit typischen Veränderungen in der Gehirnanatomie, vor allem hinsichtlich der kortikalen Dicke, einhergehen, und dass die Herpesviren HSV-1 und HSV-2 angesichts der starken Assoziation mit Demenz in früheren Arbeiten den stärksten Zusammenhang mit den Parametern im der Bildgebung aufweisen würden. HSV-1 löst typischerweise Lippenherpes aus, HSV-2 vorwiegend Herpes im Genitalbereich. Herpesviren persistieren nach der Erstinfektion lebenslang in den Ganglien.
Tatsächlich stellten die Forschenden fest, dass erhöhte serologische HSV-2-Titer mit einer verringerten Dicke der gesamten Hirnrinde einhergingen. Zudem zeigten auch kombinierte serologische Werte für HSV-2 und C. pneumoniae einen additiven Effekt auf die verringerte Dicke der Hirnrinde.
Die Forschenden deuten diese Ergebnisse als Hinweis darauf, dass eine Herpes-Simplex-Virus-2-Seropositivität zu einer beschleunigten Hirnalterung beitragen kann, was möglicherweise zu einer erhöhten Anfälligkeit für kognitive Beeinträchtigungen und neurodegenerative Erkrankungen in alternden Bevölkerungsgruppen führt.
Korrekterweise betonen die Forschenden jedoch, dass die Studie lediglich eine Korrelation zwischen der Virusinfektion und dem Verlust an Gehirnsubstanz zeigt. Ob HSV-2 tatsächlich Demenz verursacht, zeigt die Studie nicht. Allerdings hatten auch schon frühere Studien nahegelegt, dass sich eine Infektion unter anderem mit HSV-2 womöglich negativ auf das Gehirn auswirkt, was sich auch in kognitiven Tests zeigte.