Den Ausnahmezustand zur Besinnungspause machen |
Der Ausnhamezustand birgt in diesem Fall auch die Möglichkeit einer »positiven Stilllegung«, die Zeit für Dinge eröffnet, die man sonst gerne vernachlässigt. / Foto: Getty Images/Fly_dragonfly
»Wir erkennen zum Beispiel: Die Welt geht nicht unter, wenn wir eine Reise weniger machen. Wir können es auch mit uns selber aushalten. Das ist eine Erfahrung, die bereichern kann. ›Weniger ist mehr‹ kann zu einer neuen Souveränität führen«, so der Bestsellerautors (»Wie tickt Deutschland«) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa
Das, was jetzt komme, kenne man in Ansätzen von der Zeit zwischen den Jahren. »Da gibt es ja auch Hamsterkäufe für die Feiertage. Dabei spielt mit, dass man weiß, man ist jetzt auf sich selbst und die Familie zurückgeworfen, man hat nicht die normalen Flucht- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Und das halten wir nur aus, indem wir Vorräte anlegen, die uns die Möglichkeit geben, uns in Trance zu futtern.« Auch der Sonntag biete eine gewisse Analogie, weil es ein Tag sei, an dem die Geschäfte nicht geöffnet seien. »Man ist zu Hause und fährt ein wenig runter.«
Der jetzt bevorstehende Ausnahmezustand lasse sich psychologisch in drei Phasen unterteilen:
Es besteht laut Grünewald durch den Ausnhamezustand also durchaus die Möglichkeit einer »positiven Stilllegung«, die der Nährboden für Kreativität sein könne. »Wenn wir uns zurückziehen in die Laube, ins Studierzimmer, kann das auch dazu führen, dass wir uns und die Welt noch mal neu erfinden.«
Was die Menschen in Deutschland wegen der Coronavirus-Epidemie nach den Worten des Virologen Christian Drosten jedoch nicht tun müssen, ist, sich von heute auf morgen zu Hause einzuschließen. »Wir haben jetzt im Moment in Deutschland noch nicht eine so hohe Infektionsdichte, dass man überall hinter jeder Ecke den nächsten Infizierten vermuten muss«, sagte der Wissenschaftler der Berliner Charité heute im NDR-Podcast. Bei Menschen, die momentan Symptome hätten, sei derzeit immer noch wahrscheinlicher, dass eine Grippe oder eine normale Erkältungskrankheit dahinterstecke.
»Natürlich kann man jetzt noch einkaufen gehen in den Supermarkt«, sagte Drosten. Über Hamsterkäufe nachzudenken, sei Unsinn. Dazu gebe es keinen Anlass. Er empfehle insbesondere den Aufenthalt im Freien: Virus-Tröpfchen seien nur eine kurze Zeit in der Luft und fielen dann zu Boden. »Es ist nicht so, dass man sich beim Spazieren gehen, wenn man sich begegnet, infiziert.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.