Den richtigen Gelbildner wählen |
Auch Rezepturen können mittlerweile auf einem E-Rezept verordnet werden. Ärzte wählen aber häufiger noch das herkömmliche Formular. / Foto: ABDA
Ist vom Arzt nur der Wirkstoff und die gewünschte Arzneiform angegeben, muss die Apotheke benötigte Informationen ergänzen. PTA Gabi Galenik bekommt das abgebildete Rezept übergeben. Sie kennt den Wirkstoff bisher nur im Zusammenhang mit einzunehmenden Arzneimitteln. Das Rezept ist für ein Kind.
Die Verordnung:
Propranololhydrochlorid ist ein Betablocker. Der Wirkstoff wird überlicherweise als Herz-Kreislauf-Mittel eingenommen. Bei Kindern kommt er aber auch gegen proliferative infantile Hämangiome zur Anwendung. Eine äußerliche Anwendung ist Gabi bisher nicht bekannt. Sie begibt sich auf die Suche nach einem Gel. Im Rezepturenfinder der Website des DAC/NRF findet Gabi eine Creme: 1 % Propranololhydrochlorid in Basiscreme DAC. Im Kommentar wird auf die gute Wasserlöslichkeit des Wirkstoffs hingewiesen. Er sollte sich im Wasseranteil der Basiscreme DAC lösen, eine Lösung in einem Hydrogel dürfte also auch kein Problem sein. Bei den standardisierten Rezepturvorschriften findet sie nur Darreichungsformen zum Einnehmen. Aber es gibt einen Rezepturhinweis »Propranololhydrochlorid«.
Den dort angegebenen physikalischen Daten kann Gabi entnehmen, dass der Wirkstoff in einem Hydrogel vermutlich löslich sein wird. Der Wirkstoff löst sich in Wasser zu 1 g in 20 g. Eine 1-prozentige Lösung hat einen pH von 5,0 bis 6,0. Der rezeptierbare pH-Bereich liegt bei 2,2 bis 7,5.
Laut Rezepturhinweis gibt es bisher keine Leitlinienempfehlung und generell nur begrenzte Informationen zur Lokalanwendung von Propranololhydrochlorid. Meist werden 1-prozentige Topika beschrieben, aber auch 2-prozentige sind bekannt. Dabei bleibt laut Angabe im Rezepturhinweis oft unklar, ob sich die Konzentration auf die Base oder das Hydrochlorid bezieht. Verarbeitet wird Propranololhydrochlorid. So wie es auf dem Rezept angegeben ist, bezieht sich die Konzentration auf die Base.
Gabi klickt auf eine der Standardrezepturvorschriften, die im Text verlinkt sind, in der Hoffnung, dort weitere Informationen über die Konzentration zu erhalten. Bei der Vorschrift »Propranolol-Lösung 5 mg/mL (NRF 11.142.)« findet sie die Angabe, dass sich die Dosis bei Anwendung gegen Hämangiome meist auf die Base bezieht. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Dosis bei Herz-Kreislauf-Mitteln meist auf das Hydrochlorid. Der Rezepturhinweis beschreibt topische propranolol-haltige Arzneimittel. Der Wirkstoff wird in Basiscreme DAC oder ein Hydrogel eingearbeitet. Beide Male werden dort Konzentrationen von 1 Prozent Propranololhydrochlorid angegeben. Gabi beschließt, sich mit der diensthabenden Apothekerin zu besprechen. Beide halten es für sinnvoll, für alle Fälle bei der Praxis anzurufen, um die genaue Konzentration zu klären, damit eine Fehldosierung ausgeschlossen werden kann.
Der nächste Schritt ist die Wahl der Grundlage. Laut Rezepturhinweis kann ein Natriumhyaluronat-Gel verwendet werden. Das Gel wird aber laut Beschreibung trübe und Gabi stellt fest, dass sie das benötigte Natriumhyaluronat nicht über den Großhandel beziehen kann. Als Alternative wird ein Hydroxyethylcellulose-Gel genannt. Der Wirkstoff kann laut dortiger Angabe direkt verarbeitet werden und liegt gelöst vor. Um eine ausreichende Haltbarkeit zu gewährleisten, ist eine Konservierung notwendig.
Gabi schaut nach, was sie besorgen kann. Sie findet ein fertiges mit Sorbinsäure/Kaliumsorbat konserviertes Hydroxyethylcellulose-Gel DAB. Das Gel enthält Glycerin. Ein fertiges Gel lässt sich leicht verarbeiten. Das Konservierungsmittel ist für Kinder geeignet und der vorliegende saure pH-Bereich passt zur Stabilität des Wirkstoffs.
Gabi bespricht das kurz mit der Apothekerin und kontaktiert wie geplant die Praxis wegen der Wirkstoffkonzentration. Die Praxis spezifiziert, dass sie eine Konzentration von 1 Prozent Propranololhydrochlorid haben möchte. Mit der Grundlage ist sie einverstanden.
Propranololhydrochlorid 0,3 g
Hydroxyethylcellulose-Gel DAB, konserviert mit Sorbinsäure/Kaliumsorbat zu 30 g
2x täglich dünn auftragen