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PTA-Unterricht

Der Austausch fehlt

Wie geht es PTA-Schülern derzeit? Wie sieht ihr Alltag ohne oder mit eingeschränktem Präsenzunterricht aus? Wo hakt es? Was ist vielleicht sogar positiv? Die Schülerinnen Mira Weinzierl und Johanna Dimerli sowie ihre Lehrerin Sandra Barisch, alle an der Kerschensteiner-Schule in Stuttgart, geben einen ganz persönlichen Einblick in ihre Erfahrungen.
Isabel Weinert
09.06.2020  13:00 Uhr

PTA-Forum: Wie sieht Ihr Schulalltag derzeit aus?

Weinzierl: Wir bekommen jeden Schultag Aufgaben in den Fächern, die wir normalerweise hätten. Das geschieht meist per Mail. Wenn wir etwas nicht verstehen, können wir die Lehrerinnen und Lehrer jederzeit fragen. Sie sind sehr hilfsbereit, freuen sich manchmal richtig, wenn man sich mit Fragen bei ihnen meldet. Ich versuche alle Aufgaben schon am gleichen Tag zu bearbeiten. Denn es wird Tag für Tag nicht weniger. So behalte ich auch besser den Überblick. Von Anfang an haben uns die Lehrer über E-Mail oder Moodle Aufgaben geschickt, die wir dann in einer bestimmten Zeit erledigen müssen. Viele wollen die bearbeiteten Arbeitsblätter bis zu einem bestimmten Datum wieder zurückgeschickt bekommen. Nach und nach kam dann der Onlineunterricht dazu, aber nur wenige unserer Lehrkräfte greifen darauf zurück. Wir benutzen dann Microsoft Teams oder Zoom.

Dimerli: Im Laufe der Zeit wurden es wirklich viele E-Mails, sodass wir bisschen durcheinanderkamen. Zum Glück hat es sich aber etwas gebessert, denn Moodle als Lernplattform für Schüler funktioniert ganz gut. In Chemie haben wir sogar passend zum Lernstoff Videos als Hilfestellung bekommen.

»Positiv an dieser Situation ist, dass man die Chance hat, sich eigen­ständig zu organisieren.«
Mira Weinzierl

Barisch: Ich stelle meinen PTA-Schülerinnen meine Aufgabenblätter, Prüfungslernkärtchen und Links zu Erklärvideos, darunter auch die Rezeptur-Videos des PTA-Forum, auf Moodle wochen­weise zur Verfügung. Dazu hat der Landesbildungsserver Baden-Württemberg (LBS) die Software auf eigenen Servern gemäß DS-GVO datenschutzkonform installiert. Dann folgt einmal wöchentlich eine Video-Konferenz mit meinen Schülern, bei der wir organisatorische Dinge und fachliche Fragen zu den Aufgaben besprechen. Die Lernerfolgskontrolle meiner Aufgaben erfolgt per App: Dazu habe ich Fragen zu den Themen auf learningapps.com als App erstellt. Dort kann man Kreuzworträtsel, MC-Test-Fragen, Zuordnungsaufgaben und viele mehr erstellen. Der Vorteil hierbei ist, dass diese Art des Lernens auch für Schüler ohne PC und Drucker sehr gut möglich ist, da alle Aufgaben auch per Smartphone und ohne Zusatzkosten gelöst werden können. Außerdem sehe ich als Administrator, welcher Schüler wann die Fragen beantwortet hat, sodass ich immer die Gewissheit habe, dass niemand »verloren geht« und nichts bearbeitet. Das funktioniert hervorragend und kommt bei den Schülern durch den spielerischen Charakter der Lernzielkontrolle sehr gut an.

PTA-Forum: Wie gestaltet sich aus der Ferne Praktikumsunterricht in Galenik?

Weinzierl: Unsere Lehrer haben sich etwas ausgedacht, sodass wir nicht allzu viel verpassen. Und zwar ist die Idee, dass wir die Herstellungsprotokolle selber zu Hause schreiben. Dazu bekommen wir auch noch den Zugang zum NRF. Wenn später die Schule wieder ­anfängt, kann man gleich damit be­ginnen, mit den vorgeschriebenen Herstellungsprotokollen Zäpfchen, Kapseln oder Cremes herzustellen. So bekom­men wir die verlorenen Praktika-Stunden wieder ein bisschen zurück.

Barisch: Die praktischen Fächer weiter zu unterrichten, war tatsächlich eine Herausforderung. Anfänglich haben wir den Fokus auf die theoretischen Fächer gelegt. Aber als klar war, dass die Schulschließung länger andauert, mussten wir handeln. Wir konnten 40 DAC/NRF-Zugänge organisieren. Insbesondere die Abschlussklassen profitieren hier sehr stark, weil sie von daheim aus nochmal all das nachlesen können, was prüfungsrelevant ist.

»Die praktischen Fächer weiter zu unterrichten, war eine Heraus­forderung.«
Dr. Sandra Barisch, PTA-Lehrerin und PTA-Botschafterin der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH

PTA-Forum: Wie geht es Ihnen persönlich mit dem Lernen in der Pandemiezeit?

Weinzierl: Es ist komisch, sich alles ­alleine erarbeiten zu müssen. Vorher waren die Lehrerinnen und Lehrer präsent und konnten einem gleich weiterhelfen. Über E-Mail ist es viel komplizierter, seine Schwierigkeiten zu äußern, sowie auch die Erklärungen der Lehrer zu verstehen. Es ist einfach nicht das Gleiche, wie wenn man normalen Unterricht hätte.

PTA-Forum: Was fehlt Ihnen aus dem Unterricht, wie er vorher war?

Dimerli: Es fehlt einfach die Kommunikation zwischen den Schülern. Klar ist es online irgendwie möglich, aber trotzdem fehlt uns die Freiheit, zusammen zu lernen und uns über alles auszutauschen. Mir fehlt sogar der Stress des Praktikums, wo wir immer versuchten, alles perfekt zu machen. Auch der Austausch mit anderen Lehrern, die keine Onlinemeetings machen, fehlt mir sehr.

PTA-Forum: Gibt es für Sie auch positive Aspekte an dieser Schulsitua­tion?

Weinzierl: Ich persönlich finde es gut, dass ich nicht mehr all zu früh auf­stehen muss. Allein für den Schulweg benötige ich circa eine Stunde. Das heißt, ich spare jetzt Zeit. Positiv an dieser Situation ist auch, dass man die Chance hat, sich eigenständig zu organisieren. Man kann frei entscheiden, wann man mit welchem Fach anfängt. Dabei muss man im Hinterkopf auch die Deadlines der Lehrer beachten. Anfangs war es etwas schwer, ich kam sehr oft durcheinander. Aber jetzt habe ich den Dreh raus.

Dimerli: Das Gute ist eben, dass jeder sich den Lernstoff so einteilen kann wie er will. Man muss aber die Abgabetermine der gestellten Aufgaben im Auge behalten. Ich finde es super, alles selber planen zu können. So kann man sich auch für Themen Zeit nehmen, die man sonst nicht richtig verstanden hat. Ich lerne zum Beispiel mehr Arzneimittelkunde und Botanik, da ich dort gewisse Lücken gefunden habe. So kann ich mir dann auch Pausen nehmen, wann ich sie brauche.

»Uns fehlt die Freiheit, zusammen zu lernen und uns über alles auszutauschen.«
Johanna Dimerli

PTA-Forum: Was fehlt den Schülerinnen im Moment am meisten?

Barisch: Das sind die sozialen Kontakte zu den Mitschülern: eine Umarmung, wenn ein Versuch endlich geklappt hat. Gemeinsame Freude über eine gute Note. Und das Eis in der Mittagspause. Aber auch die fachlichen Diskussionen und Erklärungen untereinander. Schüler erklären sich komplizierte Sachverhalte gegenseitig ganz anders als es Lehrer tun. Zudem fehlen die Erklärungen des Lehrers: Gelesene Inhalte sind einfach schwieriger zu verstehen als die eines Lehrers, der die Inhalte praxisnah verbal erklärt. Ich unterrichte zum Beispiel Gesetzes­kunde. Dieses Fach lebt von »Apothekengeschichten« zu den einzelnen Paragrafen. Das ist per Fernunterricht schwierig. Meine Unterlagen zur Apothekenbetriebsordnung habe ich zum Beispiel nun durch viele Bilder, Geschichten und Erklärungen von 14 auf 43 Seiten erweitert, sodass die Schülerinnen dies trotzdem mit Spaß lernen.

PTA-Forum: Gibt es Schülerinnen, für die die Online-Beschulung besonders schwierig ist?

Barisch: Ja, dabei handelt es sich um Schüler, die familiär stark eingebunden sind, um etwa tagsüber auf die kleineren Geschwister aufpassen müssen. Dann gibt es diejenigen, die technisch nicht gut ausgestattet sind, das heißt, die weder PC noch Drucker besitzen. Und zum Dritten sind es die Nicht-deutsch-Muttersprachler wie geflüchtete Schüler, die aufgrund der Sprachbarriere starke Verständnisprobleme haben und ohne zusätzliche Erklärungen des Lehrers sehr schlecht zurechtkommen.

PTA-Forum: Wie gestaltet sich eine Wiederaufnahme des Präsenz­unterrichts?

Barisch: Die Abschlussklassen wurden zur Prüfungsvorbereitung zwei Wochen vor dem Start der schrift­lichen Prüfungen wieder an die Schule geholt. Unter sehr strengen Hygieneauflagen und in geteilten Klassen wurden diese von den Lehrern prüfungsfit gemacht. Der Unterrichtsstoff, der ausschließlich im home schooling – ohne Möglichkeit zur Nachbesprechung – unterrichtet wurde, wird in den Prüfungen nicht abgefragt, was ich sehr fair finde. Der Präsenzunterricht der Eingangsklasse soll theoretisch nach den Pfingstferien wieder starten. Da allerdings nahezu alle Lehrer und Räumlichkeiten für die Abschlussprüfungen der Abschlussklasse benötigt werden und weiterhin strenge Hygienemaßnahmen und geteilte Klassen Pflicht sind, wird dies eine sehr große Herausforderung, über die wir in den nächsten Tagen im Pharmazie-Team noch viel planen und diskutieren werden. /

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