Der erste Neuling 2025 |
Sven Siebenand |
08.01.2025 08:30 Uhr |
Erdafitinib kommt für manche Patienten mit einem Tumor der Blase oder des Harntrakts infrage. / © Adobe Stock/Peakstock
Zugelassen ist Erdafitinib zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem Urothelkarzinom (UC) und bestimmten genetischen Veränderungen des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-3 (FGFR3). Sie müssen zuvor mindestens eine Therapielinie mit einem PD-1- oder PD-L1-Inhibitor erhalten haben, also eine Krebsimmuntherapie. Zum Wirkmechanismus: Genetische Veränderungen des FGRF3-Gens können zur Bildung einer anormalen Form des FGRF3-Proteins führen, was ein unkontrolliertes Wachstum von Krebszellen verursacht. Erdafitinib ist ein sogenannter Pan-FGFR-Tyrosinkinase-Hemmer. Das heißt, der Wirkstoff inhibiert unter anderem auch FGFR3. Dadurch kann er das Wachstum und die Ausbreitung des Krebses verlangsamen. Ganz neu ist der Wirkmechanismus allerdings nicht. Andere FGFR-Inhibitoren sind bereits in anderen Bereichen der Onkologie zugelassen. Erdafitinib wird einmal pro Tag oral eingenommen. Zur Dosierung finden sich in der Fachinformation von Balversa Details. Bei Patienten mit schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung sollte eine Behandlungsalternative zu Erdafitinib in Betracht gezogen werden.
Die Liste möglicher Nebenwirkungen des neuen Medikaments ist leider lang. Sehr häufig ist unter anderem Hyperphosphatämie. Wichtig ist deshalb, dass der Phosphatspiegel im Blut vor der ersten Dosis bestimmt wird und anschließend monatlich überwacht wird. Wenn der Phosphatspiegel im Blut steigt, wird die Dosis reduziert, ein Phosphatbinder zusätzlich gegeben oder die Behandlung abgebrochen.
Einer von mehreren Warnhinweisen in der Fachinformation bezieht sich auf das Thema Hyperphosphatämie, die Erdafitinib auslösen kann. Die Phosphatzufuhr über die Nahrung (600–800 mg täglich) soll eingeschränkt werden und die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen, die den Serumphosphatspiegel erhöhen können, soll bei Serumphosphatspiegeln ≥ 5,5 mg/dl vermieden werden. Eine Supplementierung mit Vitamin D bei Patienten, die Erdafitinib erhalten, wird nicht empfohlen, da sie möglicherweise zu erhöhten Serumphosphat- und Calciumspiegeln beiträgt.
Ein anderer Warnhinweis bezieht sich auf das Thema Augenerkrankungen, die der neue Wirkstoff ebenfalls auslösen kann. Vor Beginn der Behandlung mit Balversa und in regelmäßigen Abständen unter Therapie sollte eine grundlegende augenärztliche Untersuchung erfolgen. Alle Patienten sollten zudem eine Prophylaxe oder Behandlung gegen Augentrockenheit erhalten, und zwar mindestens alle zwei Stunden während der Wachzeiten. Weitere Warnhinweise beziehen sich zum Beispiel auf Haut-, Nagel- und Schleimhauterkrankungen sowie Lichtempfindlichkeitsreaktionen.
Auch in Sachen Wechselwirkungen gibt es einiges zu beachten. So ist Vorsicht geboten bei der Anwendung von Balversa zusammen mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, oder mit Arzneimitteln, die Torsades de pointes auslösen können.
Die gleichzeitige Anwendung des Kinasehemmers mit moderaten CYP2C9- oder starken CYP3A4-Inhibitoren erfordert eine Dosisanpassung. Der Verzehr von Grapefruit oder Bitterorangen (Sevilla-Orangen) soll während der Behandlung mit Balversa aufgrund der starken CYP3A4-Hemmung vermieden werden.
Die gleichzeitige Anwendung von Erdafitinib mit starken CYP3A4-Induktoren wird nicht empfohlen.
Die gleichzeitige Anwendung mit moderaten CYP3A4-Induktoren erfordert eine Dosisanpassung.
Zudem kann die gleichzeitige Anwendung von Balversa die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva verringern. Patientinnen, die hormonelle Kontrazeptiva anwenden, sollten darauf hingewiesen werden, während der Behandlung und bis zu einem Monat nach der letzten Einnahme von Balversa ein alternatives Kontrazeptivum, das nicht durch Enzyminduktoren beeinflusst wird oder eine zusätzliche nicht hormonelle Verhütungsmethode zu verwenden.
Erdafitinib kann aufgrund seines Wirkmechanismus und basierend auf Ergebnissen aus tierexperimentellen Reproduktionsstudien den Fetus schädigen, wenn es von Schwangeren eingenommen wird. Patientinnen im gebärfähigen Alter sollen darauf hingewiesen werden, vor und während der Behandlung sowie für einen Monat nach der letzten Einnahme von Erdafitinib eine hochwirksame Verhütungsmethode anzuwenden. Während der Schwangerschaft darf der Kinasehemmer nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung ist aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich ist. Das Stillen sollten Frauen während der Behandlung und für einen Monat nach der letzten Einnahme unterbrechen.