Deutschland ist wieder Jod-Mangelgebiet |
Man muss es ja nicht gleich übertreiben, aber ein bisschen mehr jodiertes Speisesalz in der Ernährung dürften es schon sein, um Schilddrüsenproblemen vorzubeugen. / Foto: Adobe Stock/ Boonanan
Der Mensch braucht Jod. Bietet die Ernährung zu wenig davon, gefährdet dies eine normale körperliche und geistige Entwicklung von Ungeborenen, Kindern und Heranwachsenden. Und auch bei Erwachsenen bleibt das essenzielle Spurenelement unentbehrlich. Ohne Jod kann der Körper nicht in ausreichendem Maße die Schilddrüsenhormone Levothyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) produzieren. Und diese beteiligen sich in jedem Alter an wichtigen Stoffwechselvorgängen:
Fehlt es in der Nahrung an Jod, wächst die Schilddrüse, um aus dem nicht optimalen Jodangebot noch das Beste zu machen und wenn irgend möglich trotzdem genug Schilddrüsenhormone zu bilden. Der Jodmangel kommt in der Regel schleichend und bleibt oft zunächst unbemerkt. Irgendwann aber kann ihn die Schilddrüse nicht mehr kompensieren.
Eine Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, kann die Folge sein, mit typischen Symptomen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Kälteempfindlichkeit. Durch die vergrößerte Schilddrüse können möglicherweise auch ein Druckgefühl im Hals sowie Schluckbeschwerden hinzukommen. Das sichtbarste Zeichen eines Jodmangels stellt der Kropf dar, der sich mit der Zeit langsam entwickeln kann.
Eine besonders schwere Jodmangelerkrankung ist der Kretinismus, der früher oft in Bergregionen mit extremer Jodunterversorgung vorkam. Wenn Mütter während der Schwangerschaft unter Jodmangel litten, entwickelte der Nachwuchs typische Symptome wie Missbildungen, Sprach- und Hörstörungen sowie geistige Einschränkungen. Durch eine intensivere ärztliche Betreuung Schwangerer sowie den Ausgleich von Jodmangel bei Schwangeren und Neugeborenen tritt Kretinismus hierzulande nicht mehr auf.
Die Jodversorgung der Mutter bestimmt die des Fetus. Die Muttermilch versorgt das Neugeborene mit dem Spurenelement. Für die Gesundheit von Mutter und Kind ist daher eine ausreichende Versorgung besonders wichtig. Bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche benötigt der Fetus Jod für seine Schilddrüse, da zu diesem Zeitpunkt dort die Hormonproduktion beginnt. Um den Jodbedarf zu decken, sollten Schwangere und Stillende in Absprache mit dem Arzt Jodid-Tabletten in einer Dosis von 100 bis 150 Mikrogramm pro Tag einnehmen.