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Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Die Ester des Betamethason

Ein Blockbuster in der Apothekenrezeptur ist das Glucocorticoid Betamethasonvalerat. Es ist als mikrofeines Pulver, aber auch als halbfestes Rezepturkonzentrat verfügbar. Dagegen ist Betamethasondipropionat weniger bekannt, aber eine wichtige Alternative bei Rezepturen mit alkalischen pH-Werten.
AutorKontaktIngrid Ewering
Datum 14.07.2023  08:00 Uhr

Die dritte Variante ist Betamethason, allesamt sind sie in der Ph.Eur. monographiert. Betamethason ist ein Derivat des körpereigenen Hydrocortisons, das jedoch deutlich stärker wirkt, aber nicht kutan. Erst durch die Veresterung mit Valeransäure oder Propionsäure ist die Substanz lipophil und kann in die Haut eindringen. In Deutschland gelten beide als starke Glucocorticoide der Wirkklasse III mit etwas schwächerer Wirkung bei niedrigen Betamethasonvalerat-Konzentrationen. Sie werden zum Beispiel bei Psoriasis, Ekzemen und Insektenstichen eingesetzt. Auch bei polymorphen Lichtdermatosen, vielen bekannt als »Sonnenallergie«, aber auch bei echten Verbrennungen ersten und zweiten Grades werden sie verordnet.

Dabei darf Betamethasonvalerat laut Tabellen für die Rezeptur des Govi-Verlages bis zu 0,15 % verordnet werden; Betamethasondipropinat dagegen lediglich bis 0,1 %. Generell gilt, dass der Einsatz dieser starken Glucocorticoide nur kurzfristig erfolgen sollte. Die Weiterbehandlung erfolgt anschließend mit schwächer wirksamen Glucocorticoiden der Klasse II wie beispielsweise Triamcinolonacetonid oder Klasse I wie Hydrocortison oder dem gleichwertig wirksamen Hydrocortisonacetat.

Valeratester präsent

Vielen Rezeptaren ist Betamethasondipropionat nicht so geläufig. Denn in der Tat, der Valeratester des Betamethasons ist in unzähligen Vorschriften zum Teil als standardisierte Vorschrift zu finden. Und mit Betamethason-V 1.22 % Cordes® RK steht sogar ein halbfestes Rezepturkonzentrat der Firma Ichthyol-Gesellschaft zur Verfügung. Beide Betamethasonester wirken auf der Haut gleichwertig und sollten in der Kinderheilkunde nicht mehr eingesetzt werden. Doch welche Unterschiede existieren?

Betamethasondipropionat ist sowohl säure- als auch basenstabil. Die zweifache Veresterung ist verantwortlich für die gute Stabilität, sodass dieser Doppelester pH-Werte von 2 bis 8 toleriert. Folglich ist das Dipropionat des Betamethasons im Gegensatz zum Valerat bei Anwesenheit von Basen wie Erythromycin, Clotrimazol, Ketoconazol oder auch Bifonazol stabil. Und das ist gut so. Denn bekanntermaßen brauchen viele Pilzerkrankungen kurzfristig wegen der akuten Hautentzündung ein Glucocorticoid. Keinesfalls darf jedoch vergessen werden, die Behandlung über einen längeren Zeitraum ohne das Corticoid fortzuführen. Denn zunächst geht die Entzündung zurück und erst viel später ist die Mykose komplett auskuriert.

Die Mimose Betamethasonvalerat dagegen ist nur stabil bei pH-Werten von 2 bis 5. Heißt konkret, dass es mit saurer Konservierung wie Benzoesäure, Sorbinsäure und auch dem konservierenden Pärchen Kaliumsorbat plus wasserfreie Citronensäure kompatibel ist. Auch eine Kombination mit sauren Wirkstoffen wie Salicylsäure, Vitamin-A-Säure (Tretinoin) oder Fusidinsäure in Basiscreme DAC ist stabil. Zu guter Letzt nicht die feuchtigkeitsbindende Glycolsäure vergessen, die auch gleichzeitig die Zellerneuerung der Haut positiv beeinflusst. Aber bei Anwesenheit von basischen Stoffen isomerisiert Betamethason-17-valerat zu Betamethason-21-valerat und hydrolysiert letztlich zum unwirksamen Betamethason.

Betamethasonvalerat Ph.Eur. Betamethasondipropionat Ph.Eur.
Therapeutische Konzentration 0,025 bis 0,15 % 0,05 bis 0,1 %
Obere Richtkonzentration 0,15 % 0,1 %
Rezeptierbarer pH-Bereich 2 bis 5 Stabilitätsoptimum bei pH 3,5 2 bis 8
Stabilität des Wirkstoffes Eine Hydrolyse erfolgt bei hohen pH-Werten Der Doppelester ist sowohl in Anwesenheit von Säuren als auch Basen recht stabil
Die beiden Ester des Betamethasons

Standardisierte Rezepturen

Das NRF veröffentlicht folgende drei Rezepturen: die hydrophile Betamethasonvalerat-Creme 0,05 %/0,05 %/0,1 % (NRF 11.37.). Sie ist indiziert zur Behandlung von entzündlichen und pruriginösen Hauterkrankungen. Der mikrofeine Arzneistoff wird laut Vorschrift mit mittelkettigen Triglyceriden angerieben. Denn es ist ein Bestandteil der Basiscreme DAC. Laut NRF-Vorschrift ist eine Citronensäure-Natriumcitrat-Lösung zuzusetzen. Der so eingestellte pH-Wert von 4,6 gewährleistet, dass in einer Spenderdose die Aufbrauchfrist sechs Monate und unter Einsatz einer Tube sogar ein Jahr beträgt.

Die hydrophile Betamethasonvalerat-Emulsion 0,05 %/0,05 %/0,1 % (NRF 11.37.) hat die gleichen Therapieziele wie die Creme. Anstelle der Basiscreme DAC wird hydrophile Basisemulsion DAC (Vorschrift S. 25.) eingesetzt. Diese hydrophile Lotion erlaubt eine Behandlung großflächiger Hautareale. Weiter kühlt die wasserreiche Grundlage die Haut besser als die überfettete Basiscreme DAC. In einer Schüttelmixtur-Flasche oder einer Rundflasche, jeweils bestückt mit einem Klappschanierverschluss, ist die mit Kaliumsorbat und wasserfreier Citronensäure konservierte Lotion sechs Monate verwendbar. Doch bitte den Hinweis »Vor Gebrauch schütteln« nicht auf dem Etikett vergessen. Denn die hydrophile Basisemulsion DAC verhält sich wie Ketchup. Heißt konkret, dass beide Zubereitungen sich in Ruhe verfestigen und erst durch kräftiges Schütteln werden sie wieder fließfähig. Die Galeniker bezeichnen diese Gel-Sol-Umwandlung als Thixotropie. So verhindert die hydrophile Basisemulsion DAC die Sedimentation der suspendierten Arzneistoffe.

Ein weiterer Vorteil: Aufgrund des sehr hohen Wasseranteils ist diese Zubereitung sogar für die Behandlung behaarter Körperstellen und auf behaarter Kopfhaut einsetzbar. Zum Teil bemängelt wird von dem Anwender jedoch der noch stark fettende Effekt der hydrophilen Basisemulsion. Da hilft nur der Hinweis, dass die trockene Haut doch gerade dies braucht.

Eine weitere sehr spannende Zubereitung ist die Betamethasonvalerat-Haftpaste 0,1 % (NRF 7.11.) für die Mundschleimhaut. Auch bei dieser Zubereitung muss der mikrofeine Wirkstoff sehr sorgfältig angerieben werden. Dies erfolgt mit dickflüssigem Paraffin. Anschließend wird mit etwa einem Fünftel der Ansatzmenge an Hypromellose-Haftpaste 40 % (Vorschrift S. 42.) verrührt. So entsteht ein halbfestes Rezepturkonzentrat. Unter häufigem Abschaben ist die restliche Grundlage zu ergänzen. Da diese Zubereitung kein gereinigtes Wasser enthält, ist sie mikrobiell nicht anfällig. Eine Konservierung erübrigt sich.

Die Abgabe dieser »marzipanartigen« Zubereitung erfolgt ausschließlich in Tuben, die jedoch lediglich drei Monate verwendet werden dürfen. Die eingesetzte Grundlage ist die Hypromellose-Haftpaste 40 % (NRF S. 42.). Diese ist ein halbfestes wasserfreies Paraffingel, in dem der nicht ionische hydrophile Quellstoff Hypromellose hoch konzentriert in suspendierter Form verteilt ist. So entsteht das marzipanartige Aussehen dieser Zubereitung. Wird es auf die feuchte Mundschleimhaut aufgetragen, quellen die oberflächig liegenden Hypromellose-Partikel und die Paste haftet stark auf der Mundschleimhaut. Vorteilhaft ist im Vergleich zu Mundspüllösungen eine längere Kontaktzeit des Glucocortiocids, und die Schleimhaut regeneriert rasch.

Herstellung erleichtert

Bei Rezepturen mit sehr kleinen Mengen an Betamethasonvalerat ist aus wägetechnischen Gründen ein Wirkstoffkonzentrat einzusetzen. Es gibt insgesamt drei Verreibungen mit diesem Wirkstoff:

Weiter haben die beiden halbfesten Konzentrate den Vorteil, dass aufgrund des fehlenden Staubens keine FFP2-Maske bei der Herstellung zu tragen ist. Auch das zeitaufwendige Anreiben der mikrofeinen Arzneistoffe mit einer geeigneten Flüssigkeit wie Paraffin, mittelkettigen Triglyceriden oder Glycerol entfällt. Aber aufgepasst – die Verreibung mit Basiscreme DAC ist nicht für die Herstellung der Betamethasonvalerat-Haftpaste 0,1 % (NRF 7.11.) einsetzbar. Denn die beiden Grundlagen passen nicht zueinander. Als Kritikpunkt der Betamethason-17-valerat 1:10-Verreibung mit Reisstärke, die mit vielen Grundlagen kompatibel ist, wird immer wieder die doch recht hohe Verkeimung des Naturproduktes angeprangert. Und abermals aufgepasst – die halbfeste Ichthyol®-Verreibung enthält 1,22 % Betamethasonvalerat und dies entspricht einer Konzentration von 1 % Betamethason. Da sich diese Firma eng an der Fertigarzneimittelherstellung orientiert, wählt sie die Prozentangaben der Muttersubstanz Betamethason.

Die Rezepturensammlung Folia Ichthylica ist per Doc-Check den Fachkreisen wie Ärzten und Apothekern zugänglich. Betamethasonvalerat wird in den sechs hauseigenen Grundlagen Cordes® Basis Lösung®, Gel Cordes®, Lipo Lotio Cordes®, Unguentum Cordes®, Pasta Cordes® sowie Milch Cordes® eingearbeitet. Leider fehlen detaillierte Herstellungsvorschriften. Da ist die Expertise des Herstellenden gefragt. Und auch die Kombinationen mit Harnstoff, stabilisiert mit einer Natriumlactat-Lösung mit Milchsäure, sind in dieser Rezepturensammlung zu finden. Urea dient der Bindung von Feuchtigkeit, sodass es bei trockener Haut indiziert ist.

Propionat bei hohem pH

Alle Rezepturen mit hohen pH-Werten sind mit dem basenstabilen Betamethasondipropionat anzufertigen. Sollte der Arzt es mit als Valerat verordnen, so muss unbedingt Rücksprache gehalten werden und der Wirkstoff ist gegen Dipropionat zu tauschen. Dies gilt für alle wasserhaltigen Grundlagen mit Zinkoxid wie zum Beispiel Zinkoxidschüttelmixtur DAC (NRF 11.22.), ethanolische Zinkoxidschüttelmixtur DAC NRF.11.3.) und auch dem halbfesten hydrophilen Zinkoxidoxid-Liniment 25. Wie der Name der Zubereitung bereits besagt, ist die flüssige Zinkoxidschüttelmixtur vor jeder Applikation kräftig zu homogenisieren. Nur so wird der Bodensatz mit den Wirkstoffen Zinkoxid und Betamethasondipropionat dispergiert.

Dazu eignet sich zum Beispiel die Schüttelmixturflasche aus Polyethylen mit passendem Klappschanier-Verschluss oder eine klassische Braunglasflasche mit passendem Gießring. Vorteil der Glasflasche ist die visuelle Überprüfung auf korrektes Aufschütteln der Zubereitung. Um das Redispergieren des Sediments zu gewährleisten, ist in beiden Fällen das Primärpackmittel maximal bis zu einem Drittel zu befüllen. Das bitte immer auch mündlich bei der Abgabe dem Patienten oder dessen Angehörigen erklären, damit die Unterbefüllung nicht bemängelt wird. Nicht zu vergessen ist der Vermerk »Vor Gebrauch kräftig schütteln« auf dem Etikett.

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