Die Formel für gesunde Venen |
Katja Egermeier |
05.06.2019 16:00 Uhr |
Wer viel sitzt, sollte die Beine nicht überschlagen, um Stauungen in den Venen zu vermeiden. / Foto: picture alliance
Ein gesundes Venensystem haben nur 10 Prozent der Deutschen. Die Gründe für ein mehr oder weniger beeinträchtigtes Venennetz sind vielfältig. So können genetische oder hormonelle Gründe, wie eine beispielsweise eine Schwangerschaft, ein geschwächtes Bindegewebe verursachen. Häufig sind auch Raucher, Menschen mit Übergewicht oder unausgewogener Ernährung betroffen. Aber auch mit steigendem Alter sowie bei Menschen, die überwiegend im Sitzen oder Stehen arbeiten, bauen die Muskeln der Venenklappen mit der Zeit ab.
Um das Blut »im Fluss zu halten« helfe neben kreislaufanregenden wechselwarmen Beinduschen daher vor allem Bewegung, raten die niedersächsischen Apotheker. Je häufiger sich Betroffene bewegten, desto mehr würden die venenumschließenden Muskeln darin unterstützt, den nötigen Druck auf die Gefäße auszuüben. Durch den Gefäßdruck und mit Hilfe der Venenklappen kann das Blut auch aus den unteren Körperregionen gegen die Schwerkraft wieder zum Herzen gelangen.
Bei fortgeschrittenen Venenproblemen empfiehlt die Apothekerkammer sachkundig gewickelte Kompressionsverbände oder spezielle Venenstrümpfe zur Verbesserung des Blutrückflusses zum Herzen. Die Kompressionstherapie sei eine sehr mühsame und damit erklärungsbedürftige Behandlung, jedoch die einzige mit nachgewiesener Wirkung. Zur Selbstmedikation könnten Apotheker und PTA evidenzbasierte phytotherapeutsiche Maßnahmen, wie beispielsweise die Einnahme von Rosskastanienextrakt empfehlen.
Zu häufig werden aus Sicht der Apotheker die zu Anfang auftretenden Symptome wie ein Prickeln oder Schweregefühle bagatellisiert und nicht behandelt. »Die Venenerkrankung schreitet dann kontinuierlich und schließlich unübersehbar sowie schmerzhaft fort.« Die Folgen seien besenreiserähnliche Geflechte, Ödeme oder Geschwüre, wie auch andere Gewebeveränderungen und Krampfadern. Letztendlich komme es zur chronisch venösen Insuffizienz, die unbehandelt größere Hautschäden und ein »offenes Bein« mit sich bringen könne, warnt die Apothekerkammer. Zudem erhöhe sich das Thromboserisiko, wenn entzündliche Prozesse in den erweiterten Venen das Gerinnungssystem aktivieren.
Das menschliche Blutgefäßesystem besteht aus Venen und Arterien. Während die Arterien sauerstoffreiches Blut vom Herzen weg führen, leiten die Venen das sauerstoffarme Blut zurück, damit es vom Herzen aus in die Lunge gepumpt und mit Sauerstoff angereichert werden kann. Rund drei der fünf Liter Gesamtblutmenge eines erwachsenen Menschen befinden sich ständig im Venennetz. Vor allem aus den unteren Körperregionen muss das Blut über die Venen bis zum Herzen einen weiten Weg gegen die Schwerkraft zurücklegen. Dabei unterstützt das Ventilsystem der Venenklappen gemeinsam mit der Muskulatur, die die Venen umschließt und bei Bewegung den Druck erhöht, den Blutfluss zum Herzen.