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Thrombose

Die lautlose Gefahr

Eine Schwellung am Bein, ein Ziehen im Unterschenkel, ein ungewöhnlicher Muskelkater – eine Thrombose kann anfangs harmlos erscheinen, aber gravierende Folgen haben. Weltweit steht sie in Zusammenhang mit jedem vierten Todesfall.
Carina Steyer
11.12.2023  08:00 Uhr

Viele Todesfälle aufgrund einer Thrombose könnten verhindert werden, wenn erste Anzeichen richtig gedeutet würden. Der Gefäßverschluss entsteht, wenn ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß ganz oder teilweise verschließt. In beiden Fällen kann es passieren, dass sich das Gerinnsel von der Gefäßwand löst und mit dem Blutstrom in andere Teile des Körpers geschwemmt wird. Welche Folge das hat, hängt davon ab, welche Gefäße betroffen sind. Grundsätzlich werden in der Medizin zwei Typen von Thrombosen unterschieden. Bei der arteriellen Thrombose bildet sich das Blutgerinnsel in einer Arterie. Passiert das in der Halsschlagader, kann ein Schlaganfall eintreten. Eine arterielle Thrombose in einem Herzkranzgefäß kann einen Herzinfarkt verursachen. Entsteht das Blutgerinnsel in einer Vene, liegt eine Venenthrombose vor. Besonders gefährlich sind diese in den tiefen Bein- und Beckenvenen, die das Blut über das Herz zur Lunge transportieren. Löst sich hier ein Gerinnsel von der Gefäßwand ab, kann es für die Atmung wichtige Gefäße verschließen und eine Lungenembolie verursachen.

Begrenztes Wissen

Tiefe Beinvenenthrombosen zählen mit 60 Prozent zu den häufigsten Thrombose-Formen, gefolgt von den Beckenvenenthrombosen mit 30 Prozent. Venenthrombosen sind somit wesentlich häufiger als arterielle Thrombosen und stark altersabhängig. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA) erleidet jährlich einer von 10.000 Menschen zwischen 20 und 40 Jahren eine Beinvenenthrombose oder Lungenembolie. Im Alter über 75 Jahren ist einer von 100 betroffen. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 40.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie – das sind mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Aids, Prostata- und Brustkrebs zusammen, wie das Aktionsbündnis Thrombose in einer Pressemitteilung zum diesjährigen Welt-Thrombose-Tag erklärt.

Nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Lungenembolie die dritthäufigste tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung und dennoch ist das Wissen rund um Thrombose und Lungenembolie in der Bevölkerung wesentlich begrenzter. Laut einer Umfrage der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (ISTH) haben 50 Prozent der Befragten den Begriff Lungenembolie noch nie gehört. Erschwerend kommt hinzu, dass die Symptome einer Thrombose wesentlich mehr Raum für Fehlinterpretationen lassen als zum Beispiel der klassische Brustschmerz bei einem Herzinfarkt.

Leichte Symptome ernst nehmen

Als typisches Anzeichen einer Thrombose gelten ziehende oder krampfartige Schmerzen, die einem Muskelkater ähneln und sich bei Druck auf die betroffene Stelle verstärken. Bei einer arteriellen Thrombose sind die Schmerzen stark ausgeprägt und vergehen auch in Ruhe nicht, Venenthrombosen können mitunter weitestgehend schmerzfrei verlaufen. Auffälliger sind in diesem Zusammenhang die Hautveränderungen, die durch eine Thrombose entstehen. Dazu gehören flächige oder strangförmige rötlich-blaue Verfärbungen und ein ungewöhnlicher Glanz der Haut. Zudem können betroffene Körperbereiche deutlich anschwellen.

Je nach Lage der Thrombose können weitere Symptome hinzukommen. So sind Thrombosen im Arm zwar relativ selten, in der Regel aber sehr schmerzhaft. Bei einer Thrombose im Bein treten zusätzlich Hitzegefühle im betroffenen Bein auf oder es fühlt sich ungewöhnlich warm an. Die Schmerzen bessern sich beim Hochlagern und können spontan und/oder belastungsabhängig auftreten. Wird das Bein tiefer gelagert, tritt ein Spannungsgefühl auf. Typisch sind auch Druckschmerzen an der Innenseite der Fußsohle (Payr-Zeichen), der Wade (Meyer-Zeichen) oder Wadenschmerzen, wenn der Fuß gebeugt wird (Homans-Zeichen). Entsteht als Folge der Thrombose eine Lungenembolie, können weitere Beschwerden hinzukommen. Dazu gehören leichte oder ausgeprägte Atemnot, Schwindel, große Angst und Unruhe.

Virchow-Trias

Damit eine Thrombose entstehen kann, müssen drei Faktoren – die sogenannte Virchow-Trias – zusammenkommen. Sie umfasst Veränderungen an der Gefäßwand durch Verletzungen oder Entzündungen, eine verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes durch körperliche Inaktivität sowie Veränderungen der Blutzusammensetzung durch Medikamente oder genetische Faktoren. Bekannt sind heute etliche Risikofaktoren, die das Entstehen einer Thrombose fördern können. Dazu gehören Operationen, weshalb Heparin-Spritzen und Thrombose-Strümpfe nach jedem Eingriff zum Standardprogramm gehören. Auch Krebserkrankungen wie Eierstock-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie alle Erkrankungen, die mit einer längeren Bettlägerigkeit oder Immobilität einhergehen, sind bekannte Faktoren. Frauen erleiden statistisch gesehen häufiger eine Thrombose als Männer. Dies gilt jedoch nur für bestimmte Situationen. So ist das Thromboserisiko in der Schwangerschaft und vor allem im Wochenbett ebenso wie durch die Einnahme der Pille oder während einer Hormonersatztherapie erhöht. Ein Thrombose-Risikotest (siehe Kasten) vor Beginn der Einnahme macht das Risiko überschaubar.

Darüber hinaus spielt der Lebensstil bei der Krankheitsentstehung, aber auch bei der Thromboseprävention eine wichtige Rolle. Statt dem Fahrstuhl die Treppe nehmen, auf das Auto verzichten und zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren sind gut bewährte, kleine Veränderungen, die helfen, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Das unterstützt zum einen bei der Gewichtskontrolle, zum anderen aktiviert jegliche Form von Bewegung die Muskelpumpe in den Beinen. Diese fördert den Rückfluss des Blutes aus den Beinen zum Herzen, hält die Venen fit und hilft somit, das Thromboserisiko zu senken. Empfohlen werden aus diesem Grund auch gezielte Venenübungen, die zu Hause oder auf der Arbeit unkompliziert eingebaut werden können (siehe Kasten).

Wichtig ist zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser. Flüssigkeitsmangel kann das Blut eindicken, sodass sich Gerinnsel leichter bilden können. Auch Nikotin verändert die Blutzusammensetzung, sodass Blut leichter gerinnt. Und nicht zuletzt spielt eine ausgewogene Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln und gesunden Fetten eine bedeutende Rolle, wenn es um den Schutz von Gefäßen, den Abbau von Übergewicht und damit der Vorbeugung einer Thrombose geht. /

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