Die Omikron-Impfstoffe sind zugelassen |
Das Timing ist laut Fachleuten sehr wichtig. Watzl sagte, wer der bestehenden STIKO-Empfehlung zu einer Viertimpfung bereits gefolgt sei oder sich in den vergangenen Monaten mit Corona angesteckt habe, solle ab dem Zeitpunkt mindestens sechs Monate bis zur nächsten Impfung verstreichen lassen. »Das heißt, wer sich jetzt erst vor zwei Monaten geimpft hat, der sollte auch ganz klar noch mal vier Monate warten.« Ein weiterer Booster nach zu kurzer Zeit bringe keinen Zusatznutzen. Bei manchen Risikopatienten könnte es Watzl zufolge aber ausnahmsweise Sinn machen, früher den angepassten Impfstoff zu spritzen – dies müsse individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Für sie gelte, dass der zusätzliche Booster in der Regel nicht gebraucht werde, sagte Watzl. Er sprach sich dennoch dafür aus, Jüngeren den BA.1-Booster nicht generell zu verwehren: Da die Impfstoffe, wenn auch nur vorübergehend, wieder mehr Schutz vor der Infektion schafften, könne eine Impfung sinnvoll sein wenn sich jemand etwa wegen Risikopatienten in der Familie mehr Fremdschutz wünscht.
Nach den Corona-Varianten Alpha und Delta kam Ende 2021 mit Omikron eine Mutante mit stark verändertem Erbgut auf. Sie kann die erste Abwehrlinie von Geimpften und Genesenen somit besser umgehen. Die Omikron-Wellen wurden von unterschiedlichen Omikron-Sublinien verursacht: zunächst von BA.1, später von BA.2, in den Sommermonaten vor allem von BA.5. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommt BA.1 seit längerer Zeit in Stichproben hierzulande nicht mehr vor.
Es ist zwar ein Vakzin in Aussicht, das an die derzeit zirkulierenden Sublinien BA.4/BA.5 angepasst ist. Bei der US-Arzneimittelbehörde FDA haben Biontech/Pfizer dafür eine Notfallzulassung beantragt. Auch die EMA prüft hierzu im sogenannten Rolling-Review-Verfahren einen Antrag, wie es auf Anfrage hieß – noch warte man auf weitere Daten.
Immunologe Watzl rät Impfwilligen klar vom Warten ab. »Es gibt zu diesem Impfstoffkandidaten bisher keine klinischen Daten.« Man könne nur über den Nutzen spekulieren – auch angesichts der nicht vorhersehbaren Entwicklung der vorherrschenden Varianten in den kommenden Monaten. Auch Modalitäten der Zulassung in der EU und deren Zeitpunkt seien offen. Experten geben auch zu bedenken, dass der große Sprung in der Virusentwicklung zwischen dem Wildtyp und BA.1 lag, zwischen BA.1 und BA.4/BA.5 lägen viel weniger Mutationen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.