Die »richtigen Worte« gibt es nicht |
Isabel Weinert |
13.06.2023 12:00 Uhr |
Aus dem Trubel der eigenen Arbeit heraus, schwer kranken Menschen etwas Zeit zu schenken, kann ein großes Geschenk sein. / Foto: Getty Images/Abel Mitjà Varela
Die meisten Menschen mit einer schweren Krankheit möchten von anderen nicht nur noch als die oder der Kranke wahrgenommen werden. Sie sind nicht ihre Krankheit, sondern haben weiterhin alle anderen Facetten ihrer Persönlichkeit. Deshalb kann es entlastend sein, wenn sie im Alltag ein Stück Normalität im Umgang mit anderen erfahren und keine Sonderstellung zugewiesen bekommen.
Es ist also völlig in Ordnung, ganz normal mit schwer kranken Menschen zu reden, auch über Alltagsdinge. Keineswegs bedarf es bedeutungsschwerer Worte, dieses einen Satzes, der alles rettet. Den gibt es nämlich nicht. Weil man oft nicht weiß, ob und wie weitgehend ein kranker Mensch über sein Leiden reden möchte, kann man schlicht auch fragen »Wie geht es Ihnen?« Das lässt dem Gegenüber Spielraum, sich mit der Antwort mehr oder weniger auf das Thema einzulassen. Gut gemeinte Allgemeinplätze wie »Alles wird gut« oder »Das wird schon wieder« sind fehl am Platze, ein Stück weit gar übergriffig, auch wenn man meint, damit Zuspruch geleistet zu haben.
Es führt Patienten auch nicht weiter, wenn man beginnt, ihnen Berichte aus dem Freundes- oder Verwandtschaftskreis von ebenfalls schwer kranken Menschen zu erzählen. Ebenso wenig sollte man sich in Ratschlägen zur Lebensführung oder Ernährung ergehen. Dank Internet schwirren bereits unendlich viele halbseidene Geschäftemacher durch das World Wide Web, die bestimmten Ernährungsformen sowie nicht ausreichend oder gar nicht geprüften Substanzen oder Nahrungsergänzungsmitteln etwa eine Wirkung gegen Krebs zuschreiben. Hier müssen sich PTA ganz klar abgrenzen.
Was Schwerkranke oft schätzen, ist die Zeit, die ihnen ein anderer Mensch schenkt. Zeit, um einfach zuzuhören oder um Fragen zu klären, für deren ausführliche Beantwortung im Therapie- und Klinikalltag oft die Ruhe fehlt. Ob ein Mensch dabei nur ein paar Momente in Anwesenheit der PTA schweigen möchte, ob er über seine Ängste und Sorgen sprechen möchte oder ganz konkret pharmazeutische Fragestellungen hat, das ist ganz verschieden. PTA können bei Ängsten und Sorgen auch Adressen parat haben, unter denen die Patienten zum Beispiel psychoonkologische Hilfe finden oder auch eine sozialrechtliche Beratung, denn eine schwere Krankheit kann den Arbeitsplatz kosten und in finanzielle Not führen.