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Corona-Blues

Die Seele stärken gegen die Pandemie

Die Covid-19-Krise schlägt vielen Menschen auf die Stimmung. Das ist angesichts von eingeschränkten Sozialkontakten und Ängsten um Gesundheit und materielle Versorgung nicht verwunderlich. Hilfreich ist aber das Wissen: Ausgeliefert sind wir nicht.
Barbara Erbe
18.12.2020  08:30 Uhr

Das beherrschende Thema für Psychologen sind im Augenblick alle Arten von Ängsten, berichtet Christian Ambach, Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland Pfalz im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. »Viele Menschen haben Angst, an Covid-19 zu erkranken, andere fürchten einen Verlust an Demokratie, bangen um ihren Arbeitsplatz, leiden unter sozialer Isolation oder wittern gar Verschwörungen.« Dabei zeige sich, dass die Krankheit und die aktuellen Maßnahmen zum Umgang damit bereits bestehende psychische Probleme wie unter einem Brennglas verschärfen, aber auch bei psychisch gesunden Menschen depressive Verstimmungen auslösen können.

Um in beiden Fällen helfen zu können, ist es wichtig, sich den Unterschied zwischen einem vorübergehenden »Corona-Blues« und einer depressiven Erkrankung klarzumachen, betont der Psychologe. So sei es nachvollziehbar, dass etwa eine alleinerziehende, um ihren Job bangende Mutter verzweifelt und erschöpft ist, wenn Kita oder Schule ihre Öffnungszeiten einschränken, oder dass sich eine Person, die allein lebt, angesichts von Lockdown-Maßnahmen und Kontaktsperren mit einem Mal einsam und auch traurig fühlt. In beiden Fällen sind es aber zunächst äußerliche Gründe, die den Menschen zu schaffen machen.

»Hier braucht es vor allem strukturelle Unterstützung, ob bei Jobsicherheit, Kinderbetreuung oder Schaffung alternativer Kontaktmöglichkeiten«, weiß Ambach. Seelischer Beistand sei aber insofern gefragt, als er Betroffene dazu ermuntern beziehungsweise darin bestärken kann, aktiv zu einer Verbesserung der persönlichen und auch der allgemeinen Lage beizutragen. Das könne etwa durch Nachbarschaftshilfe oder neue Foren des Zusammentreffens über Online-Initiativen sein.

Abgrenzung zur Depression

Eine Depression im medizinischen Sinne ist dagegen viel mehr als eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit, erläutert der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Professor Dr. Ulrich Hegerl. »Die Depression ist eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst und sich auch körperlich niederschlägt.« So liege die Lebenserwartung von Menschen mit Depression zehn Jahre unter dem Durchschnitt der Bevölkerung – »und das nicht nur wegen des Suizidrisikos, sondern vor allem wegen der negativen Auswirkungen einer Depression auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel«.

Ein häufiges Missverständnis ist laut Hegerl: Depressive Erkrankungen überwiegend als nachvollziehbare Reaktionen auf bestehende Lebensprobleme aufzufassen und nicht als eigenständige, mit veränderten Hirnfunktionen einhergehende Erkrankung. Eine solche Auffassung kann verhindern, dass professionelle Hilfe gesucht wird. »Menschen, die an einer Depression erkrankt sind oder dies befürchten, sollten sich unbedingt Hilfe bei einem Facharzt (Psychiater), ihrem Hausarzt oder einem Psychologischen Psychotherapeuten suchen«, betont Hegerl. »Wir haben wirksame medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.«

Fachleute sprechen von einer Depression, wenn ein Mensch zwei Wochen oder länger unter jeweils mindestens zwei Haupt- und zwei Zusatzsymptomen leidet. Als Hauptsymptome zählen eine niedergeschlagene Stimmung (manchmal mit dem Gefühl innerer Leere), Interesse- und Freudlosigkeit auch an Dingen, die sonst Freude machten, sowie tiefe Erschöpfung mit Antriebslosigkeit. Zusätzliche Symptome sind Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwächen, vermindertes Selbstwertgefühl, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken, Schlafstörungen und verminderter Appetit.

Da die Depression eine eigenständige Erkrankung ist, rechnet Hegerl zwar nicht mit einer starken Zunahme von Depressionen durch die Coronavirus-Pandemie. Aber er geht davon aus, dass durch die Folgen des Lockdowns die Krankheitsverläufe negativ beeinflusst werden. Nach einer Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe leiden depressiv Erkrankte doppelt so häufig unter der fehlenden Tagesstruktur wie die Allgemeinbevölkerung (75 % versus 39 %). In der häuslichen Isolation ziehen sich depressiv Erkrankte deutlich häufiger tagsüber ins Bett zurück als psychisch Gesunde (48 % versus 21 %), verbunden mit verstärktem Grübeln. Auch bewegen sie sich in Folge der Pandemie-Maßnahmen deutlich weniger. Von all diesen Faktoren ist laut Hegerl bekannt, dass sie sich negativ auf den Depressionsverlauf auswirken.

Versorgungslücken

Hegerl hat große Sorgen, dass hochgerechnet mehr als 2 Millionen Erkrankte über massive Verschlechterungen ihrer medizinischen Versorgung klagen. »Stationäre Behandlungen wurden abgesagt, ambulante Angebote der Kliniken heruntergefahren und viele Patienten haben aus übertriebener Angst selbst Behandlungstermine nicht wahrgenommen. Das wird massive gesundheitliche Folgen für diese Menschen haben.«

Politiker müssten »bei allen Corona-Schutzmaßnahmen sorgfältiger als bisher abwägen: Wie viel Leid und Tod kann durch die Maßnahmen verhindert werden und wie viel wird andernorts verursacht? Eine Verengung der Sicht auf das Infektionsgeschehen ist ungenügend«.

 

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