Die Sucht nach Süßem bezwingen |
Kinder werden häufig mit Süßem belohnt. Das prägt sich ein und besetzt das Naschen positiv – bis ins Erwachsenenalter. / Foto: Adobe Stock/deagreez
»Keine Frage, Süßes ist für einen Menschen von Kindesbeinen an positiv besetzt«, sagt der Kölner Psychotherapeut und Coach Peter Neudeck. Schon die Muttermilch ist süß. Und: Süßes hat schon früh im Leben einen Belohnungscharakter. Es gibt vielleicht Bonbons für gutes Benehmen oder Schokolade fürs Aufräumen des Kinderzimmers. Zum Geburtstag bekommt man eine Torte, und auch an anderen Festtagen locken zahllose süße Leckereien. »Das führt alles in allem dazu, dass man Süßes oder übrigens auch Fettiges isst, um ein gutes Gefühl in sich zu erzeugen«, erklärt Neudeck. Signale, die unmittelbar im Belohnungssystem des Gehirns landen.
Diese Assoziationen prägen unser Verhalten und machen es schwer, dem Drang nach Süßem zu widerstehen. Ab einem bestimmten Konsum von Süßem oder auch Fettigem meldet das Gehirn dann das Verlangen: mehr, mehr, mehr. Das kann zu einem suchtähnlichen Verhalten führen.
Das Essen von viel Süßem ist unter dem Strich also eine Verhaltenssache, die über den Kopf gesteuert wird – aber eben unbewusst. Die gute Nachricht: Der Zuckerfalle kann man entkommen. Sieben Tipps, wie das gelingen kann:
»Viele möchten mit dem übermäßigen Essen von Süßkram irgendetwas kompensieren«, sagt die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin und Systemische Coachin Alexandra Krotz. Auslöser können etwa sein: Stress, Einsamkeit oder Gefühle innerer Leere, Langeweile – oder auch der Wunsch, sich beruhigen oder belohnen oder auch trösten zu wollen. Gerade wenn man es so »gelernt« hat. Wer süchtig nach Süßem ist und viel zu viel davon konsumiert, sollte in sich gehen und seine persönlichen Auslöser dafür suchen, rät Krotz.
Sind die Auslöser gefunden, geht es im nächsten Schritt darum, zu überlegen, wie man die Gewohnheit, in solchen Situationen viel Süßes zu essen, ändern könnte. Neue Routinen müssen also her. »Das kann etwa bei Stress sein, Atemübungen zu machen oder an die frische Luft zu gehen«, so Krotz.
Die passende Technik kann bei jedem anders sein und je nach Situation variieren. Hilfreich ist, für jede Trigger-Situation, die das Risiko birgt, dass man viel Süßes konsumiert, eine Handhabe zu finden. »Solche Risiko-Situationen können beispielsweise sein: Man ist alleine oder man sitzt vor dem Fernseher«, so Neudeck. Gegensteuern kann man in einer solchen Situation etwa mit einem Telefonat. Oder man stellt sich beim Fernsehen statt etwas Süßem bewusst etwas Gesundes wie beispielsweise frische Möhren bereit.