Die unsichtbare Depression |
Die sogenannte Smiling Depression ist eine atypische Form der Depression, bei der Betroffene ihre Traurigkeit überspielen. / Foto: Getty Images/Alpgiray Kelem
Diese Menschen leiden an einer sogenannten Smiling Depression. Sie wirken auf ihre Mitmenschen alles andere als depressiv und überspielen ihre Traurigkeit. Die stets lächelnde Maske fällt nur dann, wenn sich Betroffene unbeobachtet fühlen. »Menschen mit dieser atypischen Depression unterdrücken und verbergen ihre wahren Gefühle und inneren Konflikte vor den Mitmenschen«, erläutert Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck.
Betroffen sind dem Experten zufolge vielfach Menschen, die es nicht gelernt haben, Schwächen zu zeigen und ihre Umwelt nicht mit eigenen Problemen belasten wollen. Sie überspielen ihre Traurigkeit durch stets gute Laune und Hilfsbereitschaft. »Fälschlicherweise denken sie häufig, nur wegen dieser positiven Eigenschaften von ihren Mitmenschen akzeptiert und geliebt zu werden«, berichtet Hagemann.
»Ihre weit verbreitete Selbstzuschreibung lautet: Nur wenn ich eine Leistung erbringe, werde ich gesehen und bekomme Anerkennung.« Auch Perfektionisten sind daher besonders oft von einer Smiling Depression betroffen. »Oftmals sind sie sich ihrer Probleme nicht bewusst oder befürchten negativ bewertet zu werden – was Diagnose und Hilfe erschwert«, weiß der Experte aus jahrelanger Praxis.
Experten schätzen, dass zwischen 15 und 40 Prozent aller depressiven Menschen unter dieser atypischen Depression leiden. »Prinzipiell gibt es bei den Diagnosekriterien zwischen einer typischen und einer atypischen Depression keine Unterschiede«, betont Dr. Hagemann. An einer Depression erkrankte Menschen empfinden keine Freude mehr an Tätigkeiten, die ihnen früher Spaß gemacht haben, sie sind oft sehr stark erschöpft und antriebslos.
Bei Menschen mit einer Smiling Depression stehen Hagemann zufolge oft auch ein erhöhtes Schlafbedürfnis und ein verstärktes Verlangen nach übermäßigem Essen im Vordergrund. »Hinzu kommen eine geringe Kritikfähigkeit sowie ein Schweregefühl in Armen und Beinen – also durchweg Symptome, die im Beisein mit anderen Menschen gut zu kaschieren sind«, erläutert Hagemann.
Frühzeitig Hilfe suchen
Wer länger als drei bis vier Wochen unter depressiven Symptomen leidet, kontaktiert am besten seinen Hausarzt. Er kann beurteilen, ob weitere Fachärzte aufgesucht werden sollten oder ob psychologische Hilfe angebracht ist. Dabei gilt: Je frühzeitiger die Therapie beginnt, desto kürzer und leichter ist in der Regel die Behandlung. Gerade bei einer Smiling Depression ist dies eine der Schwierigkeiten, da das Umfeld die Not des Betroffenen oft nicht wahrnimmt und demnach keine Hilfe anbietet.
Sind Sie verzweifelt, hoffnungslos, alles erscheint sinnlos und Sie sehen keinen Weg aus der Not? Denken Sie möglicherweise manchmal daran, sich das Leben zu nehmen?
Es gibt Ansprechpartner, die dafür da sind, Menschen in Ihrer Situation zu helfen. Dazu zählen unter anderem Hausärzte, Psychotherapeuten und Psychiater oder auch Notfallambulanzen in Kliniken.
Auch die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht für Sie erreichbar. Sie berät Sie anonym und kostenfrei unter den bundesweit gültigen Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Webseite der Telefonseelsorge. Kinder und Jugendliche finden außerdem auch Hilfe unter der Nummer 0800/111 0 333.
Es ist auch möglich, zu einem persönlichen Gespräch bei der Telefonseelsorge vorbeizukommen. Die 25 Standorte in Deutschland für eine Beratung vor Ort finden Sie hier.