Die wichtigsten Fragen zur Aufhebung der Impf-Priorisierung |
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt davor, die Impf-Freigabe zu sehr anzuheizen. Hausärzte und Impfzentren würden mit Anfragen »bombardiert«. / Foto: Getty Images/Andriy Onufriyenko
An der amtlich fixierten Reihenfolge gab und gibt es viel Kritik. Doch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt das Instrument: »Menschenleben retten ist keine Bürokratie.« Zweck ist, den anfangs knappen Impfstoff für Menschen mit dem höchsten Risiko für schwere und tödliche Corona-Verläufe zu reservieren: Alte, chronisch Kranke und viele Berufsgruppen mit hoher Ansteckungsgefahr, die nicht ins Homeoffice gehen können. Nach den ersten zwei Priorisierungsgruppen soll im Mai zuerst noch der dritten und damit letzten Gruppe Impfungen angeboten bekommen. Eine vierte Gruppe gibt es nicht – dann kommen alle dran.
Merkel baute nach dem Impfgipfel mit den Ländern Anfang der Woche schon vor, dass nicht gleich im Juni alle auf einen Schlag eine Spritze verabreicht bekommen können. Alle könnten sich dann aber frei um Termine im Sommer kümmern. Wann genau es soweit ist, dürfte auch davon abhängen, wie fix die Impfungen der dritten Priorisierungsgruppe im Mai vorankommen. In vielen Praxen melden sich jetzt schon Interessenten. Die Kassenärzte raten, lieber per Mail nachzufragen als am Telefon.
An impfwilligen Ärzten und Kapazitäten in den Impfzentren mangelt es nicht. Doch nach wie vor ist viel weniger Impfstoff verfügbar als gespritzt werden könnte. So gibt es aktuell etwa pro Arztpraxis bis zu 36 Dosen Biontech/Pfizer-Impfstoff pro Woche und bis zu 50 Astrazeneca-Dosen. Die Zahl der täglich insgesamt verabreichten Dosen schwankte an den Wochentagen zuletzt zwischen 707.000 und 395.000. 23,9 Prozent der Menschen in Deutschland wurde nun mindestens eine Impfdosis verabreicht. 7,3 Prozent haben beide – das sind 6 Millionen Menschen.
Bis Anfang Mai wird nach einer Prognose Spahns jeder Vierte geimpft sein, bis Juni dann jeder Dritte. Es gebe auch immer weniger ungenutzte Dosen auf Halde, hieß es aus Spahns Ressort. Ab Juni sollen die Betriebsärzte in die Impfkampagne einsteigen. Warum erst so spät? »Das liegt an der Impfstoffmenge«, bekräftigte ein Sprecher Spahns. In Betrieben sollen dann auch verstärkt die erreicht werden, die zwar nicht strikt gegen Impfungen sind, aber selbst eher nicht dafür aktiv werden würden. Bis Ende des Sommers am 21. September sollen alle eine Impfung angeboten bekommen, versicherte Merkel.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.