Dieses Hormon kann die Libido steigern |
Nicht wenige Männer und Frauen leiden unter einem Mangel an sexuellem Verlangen. Ein Hormon namens Kisspeptin könnte das möglicherweise ändern. / Foto: Adobe Stock/Henry Schmitt
Für ihre Studie verabreichten die Forschenden 32 Frauen und ebenso vielen Männern im Alter von 19 bis 48 Jahren einmal ein Placebo und ein anderes Mal Kisspeptin, ohne zu wissen, wann es sich um die richtige oder die Scheinbehandlung handelte.
Bei beiden Geschlechtern zeigte sich, dass Kisspeptin die Gehirnaktivität beim Anschauen von erotischen Videos und Gesichtern des anderen Geschlechts verschiedene Bereiche des Gehirns anregte, die eine Schlüsselrolle für die sexuelle Anziehung spielen.
Frauen, die stärker unter ihrer sexuellen Unlust litten, zeigten dabei größere Veränderungen als weniger betroffene Frauen. Anhand von Fragebögen stellte sich außerdem heraus, dass sich die Frauen mit Kisspeptin »sexy« fühlten – im Gegensatz zum Placebo.
Bei den Männern erhöhte sich im Vergleich zum Placebo zudem beim Ansehen eines erotischen Videos die Penissteifigkeit um bis zu 56 Prozent. Auch bei den Männern war die Kisspeptin-Wirkung bei denjenigen größer, die stärker von einem geringen sexuellen Verlangen betroffen waren. Aus den Antworten der Fragebögen zeichnete sich ab, dass Kisspeptin bei Männern das »Glück beim Sex« verbesserte. Zu Nebenwirkungen kam es weder bei den Frauen noch bei den Männern.
Über das Peptidhormon Kisspeptin (KISS1), das im Hypothalamus freigesetzt wird, weiß man erst seit wenigen Jahren, dass es unter anderem dass es zur Regulierung des Menstruationszyklus bei Frauen beiträgt und zudem eine wichtige Rolle dabei spielt, wann bei einem Menschen die Pubertät einsetzt. Dass Kisspeptin auch die Anziehung zum anderen Geschlecht und das sexuelle Verlangen steuert, wurde bis zur vorliegenden Studie nur in einem Mausmodell festgestellt.
Dr. Alexander Comninos vom Imperial College London sagte: »Ein geringes sexuelles Verlangen kann sich stark nachteilig auf Beziehungen, psychische Gesundheit und Fruchtbarkeit auswirken. Obwohl es relativ häufig vorkommt, sind die Behandlungsmöglichkeiten bei Frauen begrenzt, haben erhebliche Nebenwirkungen und können in einigen Fällen sogar schädlich sein. Bei Männern gibt es derzeit keine zugelassenen Behandlungen und es sind auch keine in Sicht. Daher besteht ein echter ungedeckter Bedarf nach neuen, sichereren und wirksameren Therapien für diese belastende Erkrankung sowohl für Frauen als auch für Männer.«