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Allergien

Doch kein Schutz durch Schmutz?

Bislang galt es als gängige Forschungsmeinung, dass Menschen, die in ihrer Kindheit mit viel Schmutz in Kontakt gekommen sind, später seltener an Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen leiden. Diese sogenannte Hygiene-Hypothese gerät angesichts der Studie eines deutsch-schwedisches Forschungsteams allerdings gehörig ins Wanken.
Katja Egermeier
16.10.2023  15:30 Uhr

Unter Hygiene-Hypothese versteht man die Annahme, dass der Kontakt mit Schmutz in der Kindheit das Immunsystem trainiert und vor späteren allergischen Erkrankungen schützt. Allgemeinen Beobachtungen zufolge leiden Menschen, die beispielsweise auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, weniger an Allergien und Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen, während diese Krankheiten generell zugenommen haben. Die vermutete Ursache: zu große Sauberkeit. Denn wenn sich das Immunsystem nicht mit Eindringlingen von außen beschäftigen müsse, richte es sich gegen sich selbst.

Was die Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Karolinska Instituts in Stockholm daran gestört hat: Die Hygiene-Hypothese beruht seit 1989 nur auf statistischen Gesundheitsdaten. Ausreichend experimentell überprüft worden sei diese Forschungsmeinung jedoch bisher nicht. Um das zu ändern, verglich das Forschungsteam Standard-Labormäuse, die nahezu keimfrei geboren und aufgewachsen waren, mit sogenannten Wildlingsmäusen. Diese von FAU-Mikrobiomik-Professor Dr. Stephan Rosshart entwickelte neue Art von Labormäusen ist zwar genetisch identisch mit den Standard-Labormäusen, trägt jedoch die Mikroorganismen von echten Wildmäusen aus der freien Natur und wächst auch in Käfigen mit Heu und anderen Materialien auf – wird also von Geburt an einer mikrobiellen Belastung wie in der normalen Umwelt ausgesetzt.

Das überraschende Ergebnis: Beide Mäusegruppen reagierten in ähnlichem Ausmaß auf Allergene – die Wildlinge sogar stärker. »Wildlinge waren also nicht vor Allergien geschützt, wie es gemäß der Hygiene-Hypothese zu erwarten gewesen wäre«, so Rosshart.

Als vollständig widerlegt würde Rosshart die Hygiene-Hypothese dennoch nicht erklären. Die Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin »Science Immunology« nachzulesen sind, werfe jedoch ein ganz neues Licht auf sie. »Sie zeigt, dass vielfältige mikrobielle Expositionen sowie Infektionen nicht die einzigen oder Hauptfaktoren für den dramatischen Anstieg allergischer Erkrankungen sind. Die Erklärung muss komplizierter sein, wahrscheinlich gibt es viele verschiedene Faktoren.« Die Studie dürfte die Forschung nun ermutigen, andere Faktoren wie etwa das Leben in Innenräumen, körperliche Aktivität, Schadstoffe oder chemische Verbindungen in der modernen Welt genauer zu untersuchen.

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