Dranbleiben fällt leichter, wenn Sport Spaß macht |
Wer noch gut zu Fuß ist, kann laut Joisten mit einem Schrittzähler prüfen, wie viel er oder sie sich bewegt. Und sich dann vornehmen: »Okay, und morgen gehe ich 500 oder 1000 Schritte mehr.« Lege man dreimal am Tag eine kleine Gehstrecke zurück oder gehe beispielsweise täglich sechsmal fünf Minuten, »dann hat man schon irre viel für die Gesundheit getan«, sagt Joisten. Das könne man nach und nach steigern.
Wer Beschwerden beim Gehen hat, kann zu Hause mit Minihanteln oder Fitnessbändern die Muskulatur kräftigen. Gut ist es, dazu Musik zu hören. Denn: »Musik motiviert fast immer«, sagt Christine Joisten. Ganz ähnlich steigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim ZEP in München ein. Auf einem anfänglichen Trainingsplan kann etwa stehen, dass eine Gehstrecke Woche für Woche verlängert wird, so Patrick Arnold. Dem kann ein Intervalltraining folgen, an dessen Ende man so weit sei, zu joggen. Oder man sucht sich eine Ballsportart, die man erst 10 Minuten, dann 20 oder 30 durchhalte.
Die Ziele der Patientinnen und Patienten sind sehr individuell. »Der eine möchte einfach wieder mit seinen Kindern spielen können. Der andere möchte wieder auf den Berg gehen, nicht mehr der Letzte sein oder keine Atemnot mehr haben«, berichtet Patrick Arnold. Ein anderer Wunsch: Auf Medikamente verzichten können. Wer solche Ziele klar vor Augen hat, kann sich besser motivieren.
Die richtige Sportart allein scheint bei vielen Menschen aber nicht zu reichen, um langfristig dabei zu bleiben. »Sie müssen gut angebunden sein«, sagt Arnold. Er empfiehlt, sich eine Sportgruppe oder einen Verein zu suchen. Oder mit dem Partner oder der Partnerin zu trainieren.
Sportmedizinerin Joisten denkt auch an Selbsthilfegruppen oder die Möglichkeit, sich einen Hund anzuschaffen. Schließlich zwingt der dazu, regelmäßig vor die Tür zu gehen. »Mach es zu Deinem Projekt« rät sie Betroffenen.
Das ZEP bietet seinen Patientinnen und Patienten nach dem Ablauf eines Jahres eine Art Nachsorgeprogramm an. »Die Teilnehmer haben dann einen Anker im Therapiezentrum«, sagt Patrick Arnold. Einen praktischen, aber auch einen mentalen. Denn häufig verstecken sich hinter einer Adipositas auch seelische Probleme. Immerhin 70 Prozent ihrer Klientel bleiben dem Sport langfristig treu, sagt Arnold. 80 Prozent gelinge es, ihr Gewicht »erheblich« zu reduzieren. »Erheblich« bedeutet: mindestens fünf Kilo. Aus der vergangenen Gruppe im ZEP haben sich sogar vier Teilnehmer zusammengetan und als Staffel am München-Marathon teilgenommen.