Drei Kinder und ein Erwachsener in Lebensgefahr |
Verena Schmidt |
18.10.2024 12:44 Uhr |
Unscheinbar, aber potenziell tödlich: Der Grüne Knollenblätterpilz kann leicht mit Speisepilzen verwechselt werden und auf dem Teller landen. / © Adobe Stock/Reim/Wirestock Creators
Zwei der vier Patienten hätten bereits eine neue Leber transplantiert bekommen, meldete das Universitätsklinikum Essen am gestrigen Donnerstag. Der Gesundheitszustand sei jedoch in beiden Fällen weiterhin kritisch, heißt es in der Meldung. Auch über die Aussicht zur Genesung lasse sich derzeit keine zuverlässige Prognose stellen. Zwei Kinder warten weiterhin auf eine Spenderleber.
Die Kinder waren Anfang der Woche mit akutem Leberversagen in der Kinderklinik der Uni Essen aufgenommen worden, nachdem sie Knollenblätterpilze verzehrt hatten. Der Grüne Knollenblätterpilz gilt als einer der giftigsten Pilze Europas, er kann beim Sammeln leicht mit essbaren Pilzen wie Champignons oder grünen Täublingen verwechselt werden. »Wir raten eindringlich davon ab, selbst gesammelte Pilze zu essen, wenn Sie kein ausgebildeter Experte beziehungsweise Expertin sind«, betont Professor Dr. Lars Pape, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II am Uniklinikum Essen. »Bereits kleine Mengen können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.«
Wer Knollenblätterpilze verzehrt hat, spürt Vergiftungssymptome mitunter erst bis zu 24 Stunden später. Der giftige Inhaltsstoff α-Amanitin ist dann allerdings bereits im ganzen Körper aufgenommen. Die Beschwerden ähneln denen einer Magen-Darm-Infektion: Es treten Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Nach ein bis zwei Tagen kommt es dann zu einer Schädigung der Leber, begleitet von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen. Es kann schließlich – wie in dem Fall aus Essen – zum Leberversagen kommen. Nur eine Lebertransplantation kann das Leben der Patienten dann noch retten.
Wer erste Anzeichen einer Pilzvergiftung bemerkt, sollte schnell handeln und medizinische Hilfe in Anspruch nehmen – sprich, den Notarzt rufen und/oder ein Giftinformationszentrum kontaktieren. Pilzreste und Erbrochenes sollten aufgehoben werden, um die Diagnose zu erleichtern. In frühen Stadien einer Vergiftung sind eventuell eine Magenentleerung und die Gabe von Aktivkohle und Laxanzien möglich, außerdem steht als Antidot Silibinin (Legalon® SIL) zur Verfügung, das die Aufnahme von Amanitin in die Leberzellen verlangsamt. Bei fortgeschrittener Leberschädigung kommen auch spezielle Albumin-Dialyse-Verfahren zum Einsatz.
Wer selbst Pilze sammeln möchte, sollte diese unbedingt vor dem Verzehr von einem Pilzsachverständigen bestimmen lassen. Auf Pilzbestimmungs-Apps oder -Bücher allein sollte man sich nicht verlassen, denn ein Foto reicht nicht für einen sicheren Verzehr aus. Auch Geruch und Festigkeit des Pilzes spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung.