Ein Antikörper, ein Kinasehemmer |
Sven Siebenand |
28.02.2025 10:00 Uhr |
Fünf Jahre nach Beginn der Coronapandemie kommt mit Sipavibart ein Antikörper zur Covid-19-Präexpositionsprophylaxe auf den Markt. / © Getty Images/koto_feja
Sipavibart – ein monoklonaler Antikörper? Wo ist die Endung -mab? Die ist weg! Denn die Nomenklatur der Antikörper hat sich geändert. Neue Substanzen werden zukünftig die Endung -tug, -ment, -mig oder -bart tragen. Die Endung -bart wie bei Sipavibart steht für artificial antibody und weist auf monospezifische, vollständige, Fc-modifizierte Immunglobuline hin. Enthalten ist der neue Wirkstoff im Präparat Kavigale® 300 mg Injektions-/Infusionslösung von Astra-Zeneca.
Zugelassen ist Kavigale zur Präexpositionsprophylaxe einer Covid-19-Erkrankung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht, die aufgrund einer Erkrankung oder immunsuppressiver Behandlungen immungeschwächt sind. Sipavibart bewirkt durch die Bindung an die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 eine passive Immunisierung. Der Antikörper blockiert die RBD-Bindung an den humanen ACE-2-Rezeptor. Dies verhindert den Viruseintritt.
Die empfohlene Dosis beträgt 300 mg Sipavibart, verabreicht als intramuskuläre Injektion oder intravenöse Infusion.
Die häufigste Nebenwirkung ist eine Reaktion an der Injektionsstelle. Sipavibart sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für den Fetus überwiegt, heißt es in der Fachinformation. Beim Menschen erfolgt die Ausscheidung von IgG-Antikörpern in die Milch in den ersten Tagen nach der Geburt und sinkt bald darauf auf niedrige Konzentrationen ab. Daher kann ein Risiko für den gestillten Säugling während dieses kurzen Zeitraums nicht ausgeschlossen werden. Anschließend könnte Sipavibart während der Stillzeit angewendet werden, wenn dies klinisch erforderlich ist. Sipavibart ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern.
Der neue Wirkstoff Lazertinib (Lazcluze® 80 und 240 mg Filmtabletten, Johnson & Johnson) ist in Kombination mit dem bereits länger bekannten Antikörper Amivantamab zur Erstlinienbehandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) zugelassen. Allerdings müssen bestimmte Mutationen im Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR), einer Rezeptor-Tyrosinkinase, die das Zellwachstum und die Zellteilung kontrolliert, nachgewiesen sein. Dies sind Exon-19-Deletionen oder Exon-21-L858R-Mutationen. Der neue Kinaseinhibitor Lazertinib hemmt den EGFR mit den genannten Mutationen in niedrigeren Konzentrationen als den Wildtyp-EGFR. Das soll unerwünschte Auswirkungen auf normale Zellfunktionen, die typischerweise mit einer EGFR-Hemmung verbunden sind, reduzieren.
Anders als der Kombinationspartner Amivantamab wird Lazertinib oral verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 240 mg einmal täglich. Es wird dazu geraten, Lazertinib vor Anwendung des Antikörpers einzunehmen, wenn beide Pharmaka an einem Tag verabreicht werden. In der Fachinformation finden sich Hinweise zur Dosisreduktion von Lazertinib aufgrund von Nebenwirkungen. Sehr häufig kommt es zum Beispiel unter Lazertinib zu Ausschlag, Nageltoxizität, Hepatotoxizität, Stomatitis, venöser Thromboembolie, Parästhesie, Ermüdung, Magen-Darm-Beschwerden, trockener Haut, vermindertem Appetit und Juckreiz.
Wichtig: Bei Patienten, die Lazcluze in Kombination mit Amivantamab erhalten, sollte zum Zeitpunkt der Therapieinitiierung zur Vermeidung von venösen thromboembolischen Ereignissen eine prophylaktische Antikoagulation eingeleitet werden. Zudem sollten die Patienten angewiesen werden, die Sonnenexposition während und für zwei Monate nach der Kombinationstherapie einzuschränken. PTA und Apotheker können ferner eine alkoholfreie, emollientienhaltige Hautpflegecreme für trockene Stellen empfehlen.
Die gleichzeitige Anwendung von Lazcluze mit starken CYP3A4-Induktoren sollte vermieden werden. Denn diese können die Lazertinib-Plasmakonzentration senken und den Therapieerfolg damit gefährden.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für bis zu drei Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Empfängnisverhütungsmethode anwenden. Männliche Patienten mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter sind darauf hinzuweisen, dass sie während der Behandlung und für drei Wochen nach der letzten Dosis Lazertinib eine zuverlässige Empfängnisverhütungsmethode, zum Beispiel ein Kondom, anwenden müssen.
Aufgrund seines Wirkmechanismus und der Daten aus tierexperimentellen Studien könnte Lazertinib zu einer Schädigung des Fetus führen, wenn es bei Schwangeren angewendet wird. Der Wirkstoff darf während der Schwangerschaft deshalb nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen der Behandlung für die Frau überwiegt die möglichen Risiken für den Fetus. Da ein Risiko für das gestillte Kind nicht ausgeschlossen werden kann, sollten Patientinnen angewiesen werden, während der Behandlung mit Lazcluze und für drei Wochen nach der letzten Dosis nicht zu stillen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.