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HIV-Infektion

Ein HIV-Selbsttest bringt Gewissheit

Wer den Verdacht hat, sich mit HIV infiziert zu haben, will möglichst schnell Gewissheit haben. Seit Oktober vergangenen Jahres ist das Testen auf die Infektion einfacher geworden, denn seitdem kann jeder HIV-Heimtests in Apotheken, Drogerien und im Internet kaufen und diese selbst zu Hause durchführen. Was ist dabei zu beachten?
AutorKontaktVerena Schmidt
Datum 15.07.2019  13:00 Uhr

Etwa 11.400 Menschen in Deutschland sind nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) HIV-positiv, wissen aber nichts davon. Das ist doppelt gefährlich: Einerseits geben sie das Virus womöglich unwissentlich weiter, andererseits bekommen sie keine adäquate Therapie. Und so erhalten viele HIV-Infizierte erst Jahre nach ihrer Ansteckung die Diagnose. Etwa ein Drittel zeigt dann bereits einen fortgeschrittenen Immundefekt, davon hat wiederum die Hälfte Symptome einer Aids-definierenden Erkrankung.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind also enorm wichtig. UNAIDS, das Programm der Vereinten Nationen zu HIV und Aids, hat 2014 das »90-90-90-Ziel« formuliert: Es sollten mindestens 90 Prozent aller Menschen mit HIV diagnostiziert sein, von diesen sollten wiederum mindestens 90 Prozent antiretroviral behandelt werden. Und mindestens 90 Prozent der Behandelten sollen so gut eingestellt sein, dass die Viren nicht mehr im Blut nachweisbar sind.

Deutschland erfüllt immerhin zwei der Zielvorgaben: 92 Prozent der diagnostizierten HIV-Infizierten erhalten eine antiretrovirale Therapie, bei 95 Prozent der Therapierten liegt die Zahl der Viruskopien unter der Nachweisgrenze. Noch nicht ganz erreicht ist das 90-Prozent-Ziel bei der Diagnose: Das RKI schätzt, dass etwa 87 Prozent der Infizierten in Deutschland wissen, dass sie betroffen sind.

Damit Menschen sich häufiger und einfacher auf das Virus testen können, sind nach einem Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) HIV-Selbsttests seit einem guten Dreivierteljahr auch in Deutschland erhältlich. Davor musste man für einen solchen Text einen Arzt, ein Gesundheitsamt oder einen sogenannten Checkpoint der Deutschen Aidshilfe aufsuchen. Die Möglichkeit, den Test einfach und anonym zu Hause durchzuführen, soll die Hemmschwelle senken und den Zugang erleichtern.

Die HIV-Selbsttests detektieren, wie auch die Schnell- oder Labortests beim Arzt oder Gesundheitsamt, Antikörper gegen das HI-Virus in Speichel, Urin oder Blut (siehe auch Kasten). Zuverlässige Heimtests arbeiten mit Blutproben, da die Antikörper-Konzentration im Blut höher als in den anderen Körperflüssigkeiten ist. Auch sollte der Test ein CE-Kennzeichen tragen, um sicherzugehen, dass er die für Europa festgelegten Qualitätsanforderungen erfüllt. Die in Deutschland verfügbaren Tests tragen ein solches CE-Zeichen, Vorsicht ist allerdings beim Erwerb über dubiose Quellen im Internet geboten.

Wann testen?

Prinzipiell ist ein HIV-Test laut RKI sinnvoll, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Ansteckung besteht. Das ist etwa der Fall, wenn Anal- oder Vaginalverkehr ohne Kondom mit einem Partner stattgefunden hat, der HIV-positiv sein könnte oder wenn beim Drogengebrauch Spritzbestecke gemeinsam benutzt worden sind. Das Ansteckungsrisiko bei Oralverkehr ist übrigens deutlich geringer, aber auch nicht völlig auszuschließen.

Nach der HIV-Übertragung läuft die Antikörper-Produktion erst einmal an. Mit einem Antikörpertest, also einem Selbst- oder einem Schnelltest, lässt sich eine Infektion spätestens nach zwölf Wochen nachweisen. Man kann den Test natürlich schon früher machen, doch fällt er negativ aus, schließt das eine Infektion nicht aus. Erst nach drei Monaten gilt ein negatives Testergebnis auch als wirklich sicher.

Mit einem Labortest kann man sich schon etwas früher Gewissheit verschaffen: Hier erhält man bereits etwa sechs Wochen nach der Ansteckung ein zuverlässiges Ergebnis. Denn bei den Labortests wird neben den Antikörpern auch auf das Antigen p24 getestet. Der Spiegel dieses Virusbestandteils steigt in der Regel etwa zwei Wochen nach der Infektion in den messbaren Bereich. Diese Tests können also schon ab 14 Tage nach der HIV-Risikosituation angewendet werden. Aber erst wenn nach sechs Wochen keine Antikörper und kein Antigen im Blut nachgewiesen werden, ist eine Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Falsch positiv möglich

Prinzipiell arbeiten die in der Apotheke erhältlichen HIV-Tests sehr zuverlässig. Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt die Heimtests Autotest VIH®, Insti® und Exacto®-Selbsttest – alle sind zu 100 Prozent sensitiv. Das bedeutet: Bei richtiger Anwendung wird keine HIV-Infektion übersehen. Ein falsch negatives Ergebnis, also ein negatives Testergebnis trotz HIV-Infektion, ist also so gut wie ausgeschlossen.

Der umgekehrte Fall, ein falsch positives Ergebnis bei einer HIV-negativen Person, ist hingegen möglich, wenn auch relativ unwahrscheinlich. Die Spezifität der Tests wird mit 99,8 Prozent angegeben, der Test fällt also bei 0,2 Prozent falsch positiv aus. Wichtig ist daher: Wer im Heimtest ein positives Ergebnis erhalten hat, muss dieses immer durch einen Labortest beim Arzt oder Gesundheitsamt bestätigen lassen. Erst wenn auch dieser Test positiv ausfällt, besteht sicher eine HIV-Infektion.

Einige Experten kritisieren immer wieder, dass bei der Durchführung eines Heimtests keine fachkundige Beratung verfügbar ist. Ein positives Ergebnis ist für die meisten Menschen ein Schock – den sie dann im Zweifel allein ohne Betreuung verarbeiten müssen. PTA und Apotheker sollten daher auf die Möglichkeit falsch positiver Testergebnisse hinweisen und weitere Beratung anbieten beziehungsweise auf die Deutsche Aidshilfe verweisen. Dort gibt es Möglichkeiten, sich anonym sowohl persönlich als auch telefonisch oder online beraten zu lassen.

Test im Abo

Risikogruppen, etwa Männer, die ungeschützten Sex mit Männern haben, oder Sexarbeiter sollten sich regelmäßig testen lassen, nicht nur auf HIV, sondern auch auf andere Geschlechtskrankheiten. In Bayern läuft aktuell noch ein Pilotprojekt der Deutschen Aidshilfe, bei dem solche Tests regelmäßig zu Hause durchgeführt werden. Die rund 300 Teilnehmer, die an der Initiative »S.A.M. Mein Heimtest« teilnehmen, erhalten Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonokokken je nach Wahl alle drei, sechs oder zwölf Monate automatisch zugesandt. Sie entnehmen Blut- und Urinproben sowie Abstriche zu Hause selbst und senden sie in ein Labor. Anschließend erhalten sie das Ergebnis per SMS beziehungsweise eine Bitte um Rückruf.

Die Aidshilfe zog ein positives Zwischenfazit zum Test-Abo. »Unser Angebot erreicht die Richtigen und motiviert zum Test auf HIV und Geschlechtskrankheiten. Das ermöglicht vielen Menschen eine frühe Diagnose und Behandlung«, sagte Christopher Knoll von der Münchner Aidshilfe in einer Pressemeldung. Die Diagnoseraten im Projekt betrugen für Chlamydien 6,8 Prozent, für Gonorrhoe 4,3 Prozent, für Syphilis 1,8 Prozent und HIV 2,2 Prozent. 51 Prozent der Nutzer gaben an, zuvor gar nicht oder nur unregelmäßig getestet zu haben.

Einen Vorteil sieht die Aidshilfe auch für Nutzer aus strukturschwachen Gebieten und kleineren Städten: Dort seien Testangebote limitiert, zudem hätten viele Angst vor dem Bekanntwerden der Ergebnisse, wenn sie sich beim Hausarzt testen lassen. In Bayern wird das Projekt nach dem Ende der Pilotphase im August fortgesetzt. Eine Ausweitung auf andere Regionen in Deutschland werde derzeit geprüft, heißt es.

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