Ein Update zu Mpox |
Verena Schmidt |
30.10.2024 10:00 Uhr |
In Afrika verbreitet sich das Mpox-Virus rasant. Dort wurden vor einigen Tagen mehr als 2700 neue Fälle in einer Woche registriert. / © Getty Images/David Talukdar
Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet seit dem vergangenen Jahr über einen Anstieg von Infektionen mit Mpox (früher Affenpocken genannt) der Klade I – inklusive der neuen Variante Ib – in Afrika und hier besonders in der Demokratischen Republik Kongo. Als Klade bezeichnet man in der Biologie eine Gruppe von Organismen, die alle von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.
Im August hatte die WHO wegen des Anstiegs von Infektionen mit Mpox-Viren der Klade I in mehreren afrikanischen Staaten eine »gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite« erklärt. Das ist die höchste Alarmstufe und bedeutet, dass betroffene Länder nun weitere Maßnahmen ergreifen oder intensivieren sollen, beispielsweise hinsichtlich Impfstoffverfügbarkeit, dem Ausbau diagnostischer Kapazitäten und weiterer Public-Health-Maßnahmen.
Die Verbreitung betrifft vor allem Afrika. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht nach aktuellem Stand nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus. Man beobachte die Situation aber sehr genau und passe seine Empfehlungen bei Bedarf an, heißt es auf der Website der Behörde.
Den ersten Mpox-Ausbruch gab es ab Mai 2022 in vielen Ländern, auch in Deutschland. Hierbei handelte es sich um Infektionen mit Viren der Klade IIb. Laut RKI wurden für Deutschland insgesamt rund 3800 Fälle gezählt, der Großteil davon von Frühsommer bis Herbst 2022. Todesfälle gab es hierzulande keine. Die Übertragungen von Mpox Klade IIb seien in Deutschland in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten erfolgt, insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben (MSM), so das RKI.
Das Mpox-Virus wird überwiegend durch engen Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen, also etwa beim Sex, engen Umarmungen, Massieren und Küssen. Ansteckungsgefahr besteht vor allem bei Infizierten mit Ausschlag, Wunden oder Schorf. Typische Symptome einer Infektion sind plötzlich auftretendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten und Lymphknotenschwellungen, ebenso ein pockentypischer Hautausschlag, der im Gesicht beginnt und dann auf den Körper übergeht. Die Hautveränderungen durchlaufen verschiedene Stadien und verkrusten, die Krusten fallen schließlich ab. Es können dauerhaft Narben zurückbleiben.
Die Erkrankung verläuft in der Regel leicht, es sind aber auch schwerwiegende Verläufe möglich. Ob bei Klade Ib häufiger schwere Krankheitsverläufe auftreten als bei Klade IIb, ist dem RKI zufolge Gegenstand laufender Untersuchungen. Insbesondere bei Kindern und Schwangeren scheinen schwerere Verläufe beziehungsweise ein Frühabort möglich zu sein. Klade-I-Viren sollen außerdem ansteckender sein. Schon ein sehr enger Körperkontakt, beispielsweise im familiären Kontext oder in Flüchtlingslagern unter schlechten hygienischen Bedingungen, führe vermehrt zu Ansteckungen, heißt es beim RKI.
Ob nun Klade I oder II, für die medizinische Versorgung ergeben sich dem RKI zufolge nach aktuellem Stand keine abweichenden Maßnahmen. Man gehe davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen Klade I wirksam seien.
Besteht der Verdacht auf eine Klade-I-Infektion oder wurde diese bereits nachgewiesen, sollte die betroffene Person isoliert werden bis die Allgemeinsymptome abgeklungen sind und Schorf und Krusten vollständig abgeheilt oder abgefallen sind. Bei dem aktuellen Fall in Deutschland wurde auch allen Kontaktpersonen eine Postexpositionsprophylaxe angeboten. Dazu zählt unter anderem die Impfung mit Imvanex®. Der Impfstoff ist seit 2013 für Erwachsene in der EU zugelassen – zunächst gegen die Pocken (Variola), die seit 1980 als ausgerottet gelten. Seit dem weltweiten Mpox-Ausbruch 2022 ist er auch gegen Mpox zugelassen.
Die Therapie einer Mpox-Infektion erfolgt in erster Linie symptomatisch. Zur Linderung der Hautläsionen wird beispielsweise die topische Anwendung von Zinkoxid-Schüttelmixtur empfohlen. Es gibt aber auch den spezifischen antiviralen Wirkstoff Tecovirimat. Eine Indikation zur Gabe besteht nach Expertenmeinung vor allem bei relevanter Immundefizienz, also etwa nach Organ- oder Stammzelltransplantation oder bei einer nicht ausreichend behandelten HIV-Infektion.