Endokrine Disruptoren strenger regulieren |
Juliane Brüggen |
17.07.2025 14:00 Uhr |
Chemikalien sind in der Umwelt allgegenwärtig. / © Adobe Stock/paolo
Endokrine Disruptoren sind Substanzen, die in verschiedene hormonelle Prozesse im Körper eingreifen können. Sie können beispielsweise in Plastik, Kosmetika oder vielen anderen Produkten und Gegenständen des Alltags enthalten sein. »Unsere Umwelt ist regelrecht durchsetzt von diesen Chemikalien«, sagt Professor Dr. Josef Köhrle, Seniorprofessor am Institut für Experimentelle Endokrinologie an der Charité, Universitätsmedizin Berlin, im Rahmen einer DGE-Pressemitteilung. »Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend: In den letzten Jahrzehnten beobachten wir eine Zunahme von Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Störungen des Immunsystems, Entwicklungsstörungen des Nervensystems, Unfruchtbarkeit und Krebs. Wissenschaftliche Studien belegen, dass endokrine Disruptoren hierzu beitragen.« Besonders empfindlich reagierten Schwangere, Kinder und Jugendliche auf eine Exposition.
Neben den gesundheitlichen Bedenken stehen auch wirtschaftliche und ökologische Schäden zur Debatte, wie die DGE betont. Kosten für Umweltsanierungen, etwa die Entfernung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) aus Boden und Gewässern, belasteten die Gesellschaft zusätzlich, führt Köhrle aus. »Endokrine Disruptoren können sich auch negativ auf Lebensmittel- und Agrarsysteme auswirken: PFAS sind beispielsweise bereits jetzt so weit in Alltagsgegenständen, Lebensmitteln, Trinkwasser sowie in der Umwelt verbreitet, dass sie Ökosysteme kontaminieren und dadurch Menschen und Tieren gefährlich werden.«
Aktuell wird auf EU-Ebene über die Gesetzgebung im Bereich der endokrinen Disruptoren diskutiert. Relevant für die Regulierung sind unter anderem die CLP-Verordnung, die die Substanzen in Gefahrenklassen einteilt, sowie die REACH-Verordnung, die sich mit Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien befasst. Auch die Anpassung der Kosmetikverordnung steht laut DGE zur Diskussion ebenso wie ein PFAS-Verbot.
Angesichts dessen bringt die DGE ihre Vorschläge im Rahmen eines offenen Briefes ein. »Wir brauchen eine Überarbeitung der REACH-Chemikalienverordnung und die allgemeine Beschränkung von PFAS, um die Bevölkerung langfristig vor den gravierenden gesundheitlichen Folgen zu schützen«, sagt Professor Dr. Jan P. Tuckermann, Präsident der DGE. Die Fachgesellschaft fordert außerdem, dass chemische Stoffe verpflichtend auf hormonelle Wirkungen geprüft werden und als endokrine Disruptoren bekannte Substanzen nicht in Konsumgütern verwendet werden. »Wir haben jetzt die Chance, künftige Generationen besser zu schützen. Dafür braucht es politischen Willen und schnelles Handeln«, so Tuckermann.