Endometriose erhöht Risiko für Eierstockkrebs |
Katja Egermeier |
23.07.2024 16:00 Uhr |
Frauen, die an Endometriose leiden, haben häufig starke, oft krampfartige Schmerzen vor und während der Menstruation. / Foto: Adobe Stock/Rene La/peopleimages-com
Für die bevölkerungsbasierte Kohortenstudie verwendeten die Forschenden des Huntsman Cancer Institute an der University of Utah, der Spencer Fox Eccles School of Medicine und der Boston University Chobanian & Avedisian School of Medicine die Daten von fast 79.000 Frauen mit Endometriose. Als Vergleich dienten Frauen ohne diese Erkrankung.
Bei Endometriose wächst Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Es kann sich an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder Bauchfell ansiedeln und Läsionen verursachen. Bei einer tief infiltrierenden Endometriose lagern sich die Läsionen nicht nur oberflächlich auf den Organen ab, sondern wachsen in die Organe ein.
Endometriome sind Zysten im Eierstock, die sich bilden, wenn dort angestautes Blut nicht abgetragen werden kann. Sie werden auch Teer- oder Schokoladenzysten genannt.
Im Ergebnis hatten Frauen mit Endometriose ein 4,2-fach höheres Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, als Frauen ohne Endometriose. Für sogenannte Typ-1-Karzinome betrug das Risiko das 7,5-fache. Litten die Frauen an Endometriomen in den Eierstöcken und/oder an tief infiltrierender Endometriose, hatten diese sogar ein 9,7-fach erhöhtes Risiko für alle Eierstockkrebsarten, besonders aber für Typ-1- (19-fach) und Typ-2-Karzinome (2,4-fach).
Ovarialkarzinome des Typ 1, sogenannte low-grade Karzinome, machen etwa 25 Prozent aller Tumoren aus, sind häufig auf das Organ begrenzt, entwickeln sich langsam und sprechen nicht gut auf Chemotherapie an. Circa 75 Prozent sind Tumoren des Typ 2, sogenannte high-grade Karzinome, bei denen es sich um hoch-maligne, schnell wachsende und sich aggressiv verhaltende Tumoren handelt. Sie werden meist spät diagnostiziert und sind für etwa 90 Prozent der Mortalität bei Ovarialkarzinomen verantwortlich.
»Als Epidemiologin sind solche Zahlen wirklich erschreckend«, so die Hauptautorin Karen Schliep von der University of Utah. Das 19-fach erhöhte Risiko für Typ-1-Karzinome bei schweren Formen von Endometriose sei vergleichbar mit dem Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs.
»Das sind wirklich wichtige Erkenntnisse«, sagt Jennifer Dohert, Professorin der Abteilung für Bevölkerungsgesundheitswissenschaften an der US-amerikanischen Universität von Kalifornien. Es werde sich auf die klinische Versorgung von Personen mit schwerer Endometriose auswirken, da sie von einer Beratung über das Risiko und die Vorbeugung von Eierstockkrebs profitieren werden. Zudem werde diese Forschung zu weiteren Studien führen, um die Mechanismen zu verstehen, durch die bestimmte Arten von Endometriose unterschiedliche Arten von Eierstockkrebs verursachen.