EPA wird bundesweit ausgerollt |
Apotheken sehen zunächst nur die elektronische Medikationsliste, die anders als ein Medikationsplan, nur die ab Beginn der ärztlichen EPA-Nutzung verordneten Medikamente enthält. / © Adobe Stock/Andrea Gaitanides
Am 29. April startet der bundesweite Rollout der elektronischen Patientenakte (EPA). Mit der Bereitstellung von etwa 70 Millionen elektronischen Patientenakten sei nicht nur ein erster Meilenstein erreicht, sondern das Fundament für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems gelegt, so Lauterbach in einem Schreiben an die Gematik.
Zunächst erhalten alle Ärztinnen und Ärzte Ende April im Behandlungskontext Zugriff auf die EPA ihrer Patientinnen und Patienten und können diese befüllen. Ab 1. Oktober sei die Nutzung für die Apotheken und die Ärzteschaft verpflichtend. Bis dahin müsse die EPA in die Versorgungsabläufe integriert werden.
»Dabei werden weitere Erfahrungen gesammelt, um die Mehrwerte der EPA in der Versorgung entstehen zu lassen«, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Praxisverwaltungssoftware-Systeme seien bis auf etwa 2500 Praxen so umgebaut, dass die Abrechnung funktioniere. Über 90 Prozent der Praxen seien »EPA-ready«.
Zudem erklärte Lauterbach, dass mit der EPA ein Projekt in dieser Legislaturperiode ans Netz gebracht werde, welches in Deutschland mehr als 20 Jahre gebraucht habe. Jetzt beginne die entscheidende Phase. »Das schrittweise Vorgehen hilft uns, die EPA sicher und nachhaltig in der Fläche zu etablieren«, sagte er.
Die Sicherheit der EPA stehe an vorderster Stelle. In Abstimmung mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei es möglich gewesen, die vom Chaos Computer Club (CCC) kritisierten Sicherheitsbedenken auszuräumen, sodass der Massenangriff auf die EPA nicht mehr möglich sei. Die Sicherheitsmaßnahmen seien als Voraussetzung für die bundesweite Nutzung umgesetzt worden.
Doch auf Nachfrage beim CCC bestehen die Sicherheitsmängel der EPA weiter fort. Die bisher angekündigten Updates seien grundsätzlich ungeeignet, die aufgedeckten Mängel in der Sicherheitsarchitektur auszugleichen. »Bei den versprochenen Updates handelt es sich lediglich um den Versuch der Schadensbegrenzung bei einem der vielen von uns demonstrierten Angriffe«, erklärte eine Sprecherin. Elektronische Patientenakten ließen sich weiterhin mit geringem Aufwand angreifen.
Schon im Dezember 2024 warnte der Club davor, dass sich Kriminelle vergleichsweise leicht Zugang zu Millionen Digitalakten verschaffen könnten.
Dr. Jan-Niklas Francke, Mitglied im Vorstand des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), kritisiert, dass sich Lauterbach mit der Entscheidung des EPA-Rollouts am 29. April »weder mit den Apothekerinnen und Apothekern, noch mit anderen Gematik-Gesellschaftern im Vorfeld abgestimmt« habe.
»Diese einsame Entscheidung aus dem Ministerium ist ein weiterer Beleg dafür, dass es in der abgelaufenen Legislaturperiode an fachlichem Dialog zwischen Regierung und Leistungserbringern im Gesundheitswesen gefehlt hat«, so Francke. »Wir nehmen ebenfalls zur Kenntnis, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik alle den Roll-out verhindernden Sicherheitsbedenken für ausgeräumt hält, wie das Ministerium mitteilt. Nun ist der 29. April als gesetzlicher Start des bundesweiten Roll-Outs gesetzt – und alle 17.000 Apotheken werden sich darauf vorbereiten.«
Zudem erklärte Francke, dass die freiwillige Rollout-Phase bis in den Herbst zu begrüßen sei, da so die Akzeptanz unter den EPA-Nutzern und die Qualität gesichert werden könne. »In der Hochlaufphase muss vor allem die Interaktion der Praxen, Apotheken und Krankenhäuser untereinander verstärkt werden.« Auch die Gesamtstabilität der Telematikinfrastruktur müsse angesichts der wachsenden EPA-Zugriffe dauerhaft und jederzeit gewährleistet sein.
Es werde insbesondere darauf ankommen, wann die notwendigen Softwaresysteme in den Apotheken installiert und in Betrieb gesetzt werden. Daran arbeiten die verschiedenen Softwareanbieter der Apotheken derzeit mit Hochdruck.
»Aber auch nach dem 29. April können die Apotheken nur auf die elektronische Medikationsliste zugreifen, die derzeit nur per E-Rezept verordnete Medikamente auflistet, aber keine Selbstmedikation enthält«, so Francke. Erst in späteren Ausbaustufen der EPA im Laufe des kommenden Jahres würden Apotheken auf den elektronischen Medikationsplan (EMP) zugreifen und ihn auch aktiv befüllen können.
Der EMP in der EPA könne ein echter »Game Changer« sein, der die Arbeit in Apotheken verändere und die Versorgung der Patienten verbessere. »Mit einem neuen Bundesgesundheitsministerium, das den Dialog mit den Apotheken hoffentlich sucht und findet, werden wir die Weiterentwicklung der EPA vorantreiben«, erklärte Francke.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.