Eradikation nicht nach Schema F |
Jenseits des 40. Lebensjahres tragen Schätzungen zufolge etwa 40 Prozent der Deutschen den Keim Helicobacter pylori mit sich herum. / Foto: Shutterstock/Tatiana Shepeleva
Wie viele Menschen derzeit das Bakterium Helicobacter pylori mit sich herumtragen, ist unklar. Etwa die Hälfte sollen weltweit damit infiziert sein. Was die Lage in Deutschland betrifft, gehen Schätzungen davon aus, dass jedes zehnte Kind und bei den Erwachsenen etwa 40 Prozent H.-pylori-positiv sind.
Auch warum manche Menschen erkranken – etwa ein Fünftel sollen es sein –, die anderen aber trotz des Magenkeims beschwerdefrei bleiben, ist bislang nicht geklärt. Tatsache ist jedoch, dass eine chronische Infektion schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen kann. Circa fünf bis zehn Prozent der Infizierten entwickeln infolge der chronischen Entzündung der Magenschleimhaut einen Magen- oder Dünndarmulkus (Ulkus ventriculi oder duodeni). Bei etwa 20 Prozent der Patienten ist dieser mit Komplikationen wie Blutungen oder sogar lebensgefährliche Perforationen verbunden. Typisch für einen Ulkus im Bereich des Dünndarms ist der Nüchternschmerz, der sich durch Nahrungsaufnahme meist bessert. Im Gegensatz dazu werden die Schmerzen bei einem Magenulkus unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme heftiger.
Das relative Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln, erhöht sich durch eine H.-pylori-Infektion um den Faktor zwei bis acht. Nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt die Infektion mit dem Keim als gesichert karzinogen. Eine seltenere Folgeerkrankung einer H. pylori-Infektion ist das sogenannte MALT-Lymphom. Dabei akkumuliert lymphatisches Gewebe in der Magenschleimhaut.
Für die Eradikationstherapie stehen verschiedene Therapieregime zur Verfügung, bestehend aus Antibiotika und Protonenpumpeninhibitor (PPI). Welches zum Einsatz kommt, richtet sich in erster Linie nach lokalen Resistenzen. Die aktuellen Tripletherapien enthalten Clarithromycin kombiniert mit einem PPI sowie einem weiteren Antibiotikum, entweder Metronidazol (italienisches) oder Amoxicillin (französisches Design). Bei einer Clarithromycin-Resistenzrate von unter 20 Prozent kommen diese als Standardtherapien zum Einsatz (siehe Tabelle), sieht die derzeit in Überarbeitung befindliche S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGSV) vor.
Name | Schema | Dosierung | Dauer | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Standard-Tripletherapie (französisch) |
PPI1 Clarithromycin 500 mg Amoxicillin 1000 mg |
1-0-1 1-0-1 1-0-1 |
7 – 14 Tage | Erstlinientherapie |
Standard-Tripletherapie (italienisch) |
PPI1 Clarithromycin 250-500 mg Metronidazol 400-500 mg |
1-0-1 1-0-1 1-0-1 |
7 – 14 Tage | Erstlinientherapie |
Bismut-haltige Vierfachtherapie2 (Quadrupeltherapie) |
PPI2 Bismut-Kalium-Salz 140 mg Tetracyclin 125 mg Metronidazol 125 mg |
1-0-1 3-3-3-3 |
10 Tage | Erstlinien- oder Zweitlinientherapie nach Standard-Tripletherapie |
Fluorchinolon-Tripletherapie |
PPI1 Levofloxacin 500 mg oder Moxifloxacin 400 mg Amoxicillin 1000 mg3 |
1-0-1 1-0-1 1-0-1 |
10 Tage | Zweitlinientherapie |
1) Omeprazol 20 mg, Pantoprazol 40 mg, Esomeprazol 20 mg, Lansoprazol 30 mg, Rabeprazol 20 mg
2) Fixe Kombination (Pylera®) zugelassen in Kombination mit Omeprazol 20 mg
3) Bei Penicillinunverträglichkeit Rifabutin 150 mg 1-0-1
Quelle: modifiziert nach S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit
Eine weitere First-Line-Therapie ist die sogenannte Bismut-Quadrupel-Therapie bestehend aus einem PPI, Bismut-Kalium-Salz, Tetracyclin und Metronidazol. Diese ist angezeigt, wenn eine Clarithromycin-Resistenz von mehr als 20 Prozent vorliegt. Bei den hiesigen Resistenzraten kann derzeit das französische Tripel oder die Quadrupel-Therapie empfohlen werden. Das italienische Pedant, mit Metronidazol als zweitem Antibiotikum, hat aufgrund steigender Resistenzraten (rund 30 Prozent) an Bedeutung verloren. Allerdings ist das italienische Design für Personen mit Penicillinallergie eine Alternative.
Bei Versagen der First-Linie-Therapie empfiehlt die Leitlinie entweder eine Bismut-Quadrupel-Therapie oder eine Dreifach-Fluorchinolon-Therapie. Bei Letzterem sollte jedoch auch die weltweit zunehmende Levofloxacin-Resistenz von H. pylori im Auge behalten werden. Bleibt auch hier ein Therapieerfolg aus, sollte der Arzt in jedem Fall eine Resistenz-Testung durchführen.
Eine Therapie, um H. pylori zu eradizieren, ist nicht ganz einfach, durchzuhalten: Viele Tabletten sind regelmäßige und konsequent einzunehmen. Versäumt der Patient nur 10 Prozent der Tabletten etwa einer Tripletherapie oder hält er die Behandlung nicht konsequent eine bis zwei Wochen durch, sinkt der Behandlungserfolg um 20 bis 30 Prozent. Hier ist das Apothekenteam gefordert, den Patienten aufzuklären und zu unterstützen.
Zwei Präparate helfen, die Patienten-Adhärenz zu verbessern: Zacpac® für die Tripel- und Pylera® für die Quadrupeltherapie. In Zacpac sind Pantoprazol und die beiden Antibiotika in sieben zweigeteilten Tagesblistern mit je einer Morgen- und Abenddosis enthalten. So bietet ein Blisterstreifen alle erforderlichen Arzneiformen.
Pylera zeichnet sich dadurch aus, dass es die antimikrobiellen Substanzen in einer Darreichungsform enthält. So ist eine optimale Verteilung gewährleistet. Das Bismut-Kalium-Salz, Metronidazol und Tetracylin sind in einer zweischichtigen Hartkapsel verarbeitet, in der äußeren Hülle sind Bismut-Kalium-Salz und Metronidazol enthalten, im Inneren ist Tetracyclinhydrochlorid eingearbeitet. Das PPI muss gesondert eingenommen werden. Das tägliche Dosisschema von Pylera sieht die Einnahme von viermal drei Kapseln Pylera nach den Mahlzeiten sowie je eine 20-mg-Tabletten Omeprazol (oder anderes PPI) morgens und abends eine halbe Stunde vor dem Essen über zehn Tage vor.
Vier Wochen nach Ende einer Eradikationstherapie ist der Therapieerfolg zu überprüfen. Denn verbesserte Symptome lassen nicht automatisch auf das Ansprechen der Therapie schließen. Oft verschwinden Symptome auch bei erfolgloser Therapie, kehren dann aber nach einiger Zeit wieder zurück.
Nicht in jedem Fall ist eine Eradikationstherapie wirklich notwendig. Die Leitlinienautoren erachten dies für angezeigt bei Patienten mit einem Ulkus duodeni oder ventriculi, mit einem MALT-Lymphom sowie bei Patienten, die aufgrund positiver Familienanamnese ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs aufweisen. Eine generelle Eradikation zur Prävention von Magenkarzinomen innerhalb der Normalbevölkerung ist derzeit nicht indiziert.
Auch bei einer Dauertherapie mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder niedrig dosiertem ASS und gleichzeitig positiver Ulkusanamnese sei die Eradikationstherapie zu überlegen. Aufgrund der Cyclooxygenase-Hemmung nehmen protektive Schleimhautfaktoren durch die NSAR-Therapie ab. Bei einer gleichzeitig vorliegenden Infektion ist somit das Risiko für Blutungen erhöht. Vor einer geplanten Dauertherapie mit NSAR sollte der Arzt deshalb eine entsprechende Untersuchung auf H. pylori durchführen, ebenso wenn unter einer bereits bestehenden Therapie gastrointestinale Blutungen auftreten.