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Nicht mehr, sondern besser

Ernährung in der Schwangerschaft

Eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft ist ein Schlüsselfaktor, der sich positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirkt. Und das nicht nur kurzfristig. Beobachtungsstudien zeigen, dass die Ernährung in den ersten 1000 Tagen des Kindes – gerechnet vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum Ende des zweiten Lebensjahres – lebenslange Effekte hat. Aber worauf sollten Schwangere beim Essen und Trinken nun besonders achten? PTA-Forum beantwortet die wichtigsten Fragen.
Inka Stonjek
25.04.2023  11:30 Uhr

Was sollen Schwangere essen und trinken?

In der Schwangerschaft ist es wichtiger denn je, dass die tägliche Ernährung das liefert, was Mutter und Kind brauchen: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, Fettsäuren, Ballaststoffe und ein ausgewogenes Maß an Energie. Schwangere sollten ihren täglichen Speiseplan daher besonders sorgfältig zusammenstellen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat leicht verständliche Küchenregeln formuliert, die im Alltag einfach umzusetzen sind und das umfangreiche und oftmals komplizierte ernährungswissenschaftliche Fachwissen zusammenfassen.

Schwangere sollten folgende Empfehlungen beherzigen:

  • Täglich: mindestens 1,5 l kalorienfreie Getränke, also Wasser und ungesüßte Tees
  • Reichlich: Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte
  • Mäßig: Milch, Milchprodukte, fettarmes Fleisch, fettarme Wurstwaren, fettreichen Fisch, Eier, Kaffee
  • Sparsam: Süßigkeiten, Softdrinks, Snackprodukte, Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren
  • Pflanzliche Öle sollten als Fettquellen bevorzugt werden.

Ist die Empfehlung »Essen für zwei« noch aktuell?

Nein. »Nicht mehr, sondern besser« ist die Devise. Denn heute weiß man, dass der Energiemehrbedarf während der Schwangerschaft geringer ist als gedacht und darüber hinaus erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte ansteigt. In den DACH-Referenzwerten der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Gesellschaften für Ernährung wird er für Schwangere mit gleichbleibender körperlicher Aktivität mit 250 kcal/Tag im zweiten Trimester und mit 500 kcal/Tag im dritten Trimester angegeben. Bei Schwangeren, die viel liegen müssen, reduziert sich der Energiemehrbedarf entsprechend.

Beachten die werdenden Mütter diese Empfehlungen, nehmen sie die etwa 12 kg an Gewicht zu, die normalgewichtigen Frauen (BMI zwischen 18,5 und 24,9) empfohlen werden – untergewichtige (BMI unter 18,4) sollen etwas mehr zunehmen, übergewichtige (BMI über 25,0) weniger. Allerdings erhöht sich im Laufe der Schwangerschaft der Bedarf an Protein und an einigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, zum Beispiel an Eisen, Jod, Zink und einigen B-Vitaminen. Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte oder Milchprodukte decken diesen Mehrbedarf, ohne ein Übermaß an Kalorien zu liefern. Eine übermäßige Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft geht mit einem erhöhten Geburtsgewicht des Kindes einher und stellt im späteren Leben einen Risikofaktor für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 dar.

Welche Lebensmittel sollten Schwangere nicht essen?

Es gibt auch Lebensmittel, die Schwangere meiden sollten. Wichtig zu wissen: Dabei handelt es sich nicht um ein striktes Verbot, sondern um einen gut gemeinten Rat. Die Gründe dafür sind vielfältig: Bei bestimmten Lebensmitteln, die roh verzehrt werden, lässt sich trotz höchster Hygienestandards eine Verunreinigung mit Keimen nicht ausschließen. So können sich auf vorgewaschenem Salat Schimmelpilze tummeln, Salmonellen in Eiern oder die Erreger von Listeriose und Toxoplasmose auf rohem Fleisch. Das ist zwar nicht die Regel, aber auch keine Seltenheit: Im vergangenen Jahr wurden auf dem Online-Portal lebensmittelwarnung.de alleine 108-mal Lebensmittel aufgrund von solchen mikrobiologischen Verunreinigungen aus dem Handel zurückgerufen. Hinzu kommen die Fälle, die jährlich im Rahmen des Amtlichen Zoonosen-Monitorings in Stichproben entlang der gesamten Lebensmittelkette aufgedeckt werden, im Jahr 2021 zum Beispiel alleine 200 Feldsalat-Proben mit Bacillus cereus, 28 Rinderhack-Proben mit E. coli und 88 Rinderhack-Proben mit Listerien.

Gesunde Erwachsene fühlen sich nach deren Verzehr nur unwohl, bekommen Bauchschmerzen, erbrechen sich vielleicht und sind nach ein paar Tagen wieder fit. In der Schwangerschaft ist die Immunabwehr jedoch herabgesetzt und das Erkrankungsrisiko erhöht. Vor allem aber kann sich das Ungeborene infizieren, Folgen können eine Fehl- oder Frühgeburt, schwere Komplikationen beim Neugeborenen bis hin zur Totgeburt sein. Bei vielen dieser Lebensmittel verringert sich das Erkrankungsrisiko durch eine gute Küchenhygiene. PTA können Schwangeren raten, Gemüse, Salate, Kräuter und Obst vor dem Verzehr gründlich zu waschen und getrennt von rohem Fleisch oder rohen Eiern zuzubereiten. Außerdem sollten Sie Gerichte mit Fleisch, Fisch und Eiern immer gut durchgaren.

Und was ist mit Alkohol und koffeinhaltigen Getränken?

Bei anderen Lebensmitteln weiß man, dass sie schädlich sind für das ungeborene Kind – obwohl viele Fragen zur genauen Dosis und dem Zeitpunkt des Konsums noch unbeantwortet sind. Sicher ist, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft beim ungeborenen Kind sogenannte Fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) auslösen kann. Der Begriff umfasst eine Vielfalt an körperlichen und neurologischen Einschränkungen wie Wachstums- und Verhaltensstörungen, Missbildungen und intellektuelle Beeinträchtigungen bis hin zur geistigen Behinderung. 

Kaffee ist in der Schwangerschaft generell erlaubt, Schwangere sollten allerdings auf die Menge achten. Denn das Koffein gelangt aus dem Blut der Mutter über die Plazenta zum Baby, zudem bauen Mutter und Kind es relativ langsam ab. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sind 200 mg Koffein pro Tag okay, also etwa zwei Tassen.

Unklar ist, wie sich Energydrinks mit hohem Koffein- und Zuckergehalt auf das ungeborene Kind auswirken. Außerdem werden Wechselwirkungen mit anderen typischen Inhaltsstoffen von Energydrinks befürchtet, zum Beispiel Taurin, Inosit oder Guarana.

Schwangere sollten also folgende Lebensmittel meiden:

  • unbehandelte Rohmilch sowie Rohmilchkäse wie Camembert, Brie, Roquefort
  • rohes Fleisch wie Mett, Rohwurst wie Salami, Carpaccio oder roher Schinken
  • rohen Fisch, zum Beispiel in Sushi
  • rohe Eier, zum Beispiel im Tiramisu
  • vorgewaschene und -geschnittene Salate, zum Beispiel in der Kantine
  • vorgefertigten Reibekäse
  • Alkohol
  • Energydrinks

Können sich Schwangere vegetarisch oder vegan ernähren?

Am wichtigsten ist, dass die tägliche Ernährung bedarfsdeckend ist. Ob das mit einer Mischkost erreicht wird oder mit einer anderen Ernährungsform, spielt erst einmal keine Rolle. Aber: Bei einer veganen Ernährung fehlen häufig genau die Inhaltsstoffe, die tierische Lebensmittel so wertvoll machen, die essenzielle Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) aus fettem Seefisch, Jod aus Fisch und Meeresfrüchten, Calcium aus Milch- und Milchprodukten, Vitamin B12 aus Fleisch und Innereien. Die beiden Mineralstoffe Eisen und Zink sind zwar auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, aber aus tierischen Lebensmitteln deutlich besser für den Körper verfügbar. Allerdings lässt sich die Eisen-Verfügbarkeit zum Beispiel aus Vollkornprodukten durch den gleichzeitigen Verzehr Vitamin-C-reicher Lebensmittel (etwa einem Glas Orangensaft) wiederum verbessern. Veganerinnen, die ihre Ernährung in der Schwangerschaft nicht verändern möchten, sollten deshalb bereits vor und regelmäßig während der Schwangerschaft ihre Versorgung mit diesen kritischen Nährstoffen überprüfen lassen und gegebenenfalls Supplemente (zum Beispiel Floradix® Eisen plus B12) zu sich nehmen.

Deutlich besser sieht die Versorgungslage bei einer vegetarischen Ernährung mit Milch(produkten) und Eiern (ovo-lacto-vegetarisch) aus. Sie kann auch in der Schwangerschaft den Bedarf an den meisten Nährstoffen decken, lediglich Vitamin B12, Zink, DHA sollten gezielt über Supplemente zugeführt werden. PTA können Kundinnen empfehlen, sich individuell von einer professionellen Ernährungsberatung unterstützen zu lassen.

Sollten Schwangere zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel einnehmen?

In der Schwangerschaft benötigen Frauen von bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen mehr als sonst. Ihnen kann es schwerfallen, den Bedarf allein über die tägliche Ernährung zu decken. Sie sollten sich bei ihrem Frauenarzt und in der Apotheke deshalb zu einer gezielten Supplementierung beraten lassen.

Einen besonderen Stellenwert in der Schwangerschaft hat Folsäure aus der Gruppe der B-Vitamine. Das essenzielle Vitamin ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt, weshalb bei einer Unterversorgung die Zellteilung und das Wachstum des Embryos beeinträchtigt sein können. Ist die Mutter in der frühen Schwangerschaft nicht ausreichend mit Folsäure versorgt, hat das Kind ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen des Nervensystems. Die häufigste Form ist der sogenannte »offene Rücken« (Spina bifida). Die DGE empfiehlt daher Frauen mit Kinderwunsch, täglich 400 µg an Folsäure zusätzlich in Form von Tabletten (zum Beispiel in Folio®, Femibion®, Elevit®) einzunehmen und so bereits gut versorgt in die Schwangerschaft zu starten. Die Einnahme sollte mindestens in den ersten drei Monaten beibehalten werden.

Wichtig ist auch die Versorgung mit Jod in der Schwangerschaft, da die Produktion von Schilddrüsenhormonen ansteigt. Die DGE empfiehlt deshalb täglich ein Supplement mit bis zu 150 µg Jod zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung. Schwangere mit einer Schilddrüsenerkrankung sollten zuerst Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

Auch die Eisenwerte können in der Schwangerschaft erniedrigt sein. Hat der Bluttest beim Frauenarzt einen Eisenmangel ergeben, sollte auch Eisen zusätzlich eingenommen werden (etwa Floradix®, Ferro sanol®,  Tardyferon®). Schwangeren, die kaum fetten Seefisch essen, empfiehlt die DGE, DHA zu supplementieren, um die in den DACH-Referenzwerten empfohlene Zufuhrmenge von durchschnittlich 200 mg DHA/Tag zu erreichen (etwa in Femi Baby®, Femibion® 2, Elevit® 2). Die Omega-3-Fettsäure ist für die Entwicklung der Sehfunktion und des Gehirns des Kindes wichtig.

Schwangere sollten über folgende Supplemente mit ihrem Arzt beraten:

  • Folsäure
  • Jod
  • DHA, wenn nicht regelmäßig Fisch gegessen wird
  • Eisen (bei nachgewiesenem Mangel)
  • Vitamin B12, Zink, DHA (kritische Nährstoffe bei Vegetarierinnen)
  • Vitamin B12, Zink, DHA, Calcium, Protein (kritische Nährstoffe bei Veganerinnen)

Prägt die Mutter mit ihrer Ernährung in der Schwangerschaft die späteren Speisevorlieben des Kindes?

Die Frage, welche lebenslangen Weichen die Mutter mit ihrer Ernährung und ihrem gesamten Lebensstil schon in der Schwangerschaft für ihr Kind stellt, beschäftigt Wissenschaftler weltweit. Studien haben bewiesen, dass flüchtige Aromastoffe und Nahrungskomponenten aus der mütterlichen Ernährung auf das Fruchtwasser und später auf die Muttermilch übertragen werden. Bestätigt ist dies momentan nur für Knoblauch, Vanille, Anis oder Minze, doch vermutlich sind es noch viel mehr.

Erste Studien zeigen, dass der Geschmack des Fruchtwassers die späteren Geschmacksvorlieben des Kindes mitbestimmt: So konnten Mütter durch vermehrtes Trinken von Karottensaft im letzten Schwangerschaftsdrittel die spätere Akzeptanz ihrer Babys für Getreidebrei mit Karottensaft erhöhen. Analog zeigte sich eine erhöhte frühkindliche Akzeptanz für Anisduft, wenn die Mütter während der Schwangerschaft Anisaroma zu sich nahmen. Zwar sind diese Ergebnisse nicht uneingeschränkt auf den Alltag übertragbar, da die Dosierungen in Studien üblicherweise sehr hoch sind und die Moleküle durch den mütterlichen Stoffwechsel noch verändert werden. Trotzdem beweisen sie einen Zusammenhang, der sowohl positiv als auch negativ ausgespielt werden kann.

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