Erst- und Zweitimpfung besser in den gleichen Arm |
Ob links oder rechts – mehrere aufeinanderfolgende Impfungen in einen Arm zu gehen, scheint vorteilhaft für die Immunreaktion zu sein. / Foto: Getty Images/jacoblund
Studien, die untersuchen, ob es einen Unterschied macht, wo die Erst- und die Auffrischungsimpfungen appliziert werden, gebe es bisher kaum. »Die Frage ist an sich so banal oder trivial, dass bisher kaum jemand darüber nachgedacht hat«, sagt Dr. Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie an der Universität des Saarlandes. Eine ihrer Doktorandinnen ergriff die Chance, als die Coronaimpfungen starteten, um zu untersuchen, ob es hier einen Unterschied gibt. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachjournal »eBioMedicine« veröffentlicht worden.
Dafür untersuchte Doktorandin Laura Ziegler die Impfreaktion bei 303 Personen, die zu Beginn der Corona-Impfkampagne zweimal mit Comirnaty®, dem Covid-19-Impfstoff von Biontech, geimpft wurden. Die Probanden hatten zuvor noch keinen Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus gehabt, waren also immunnaiv. Die Studienteilnehmenden ließen sich nun entweder bei der Erst- und Zweitimpfung in den gleichen Oberarm impfen (ipsilateral) oder einmal in den rechten und einmal in den linken (contralateral).
In etwas zeitlichem Abstand wurde ihnen Blut abgenommen, um die Bildung und Reaktion von Antikörpern sowie CD4- und CD8-Zellen zu bestimmen. Am auffälligsten sei die Beobachtung gewesen, dass die Zahl der CD8-T-Zellen, umgangssprachlich auch T-Killerzellen genannt, zwei Wochen nach der Impfung bei den »einseitig« Geimpften deutlich höher war bei denjenigen, die ihre Impfung in beide Arme bekommen haben, erläutert Ziegler. »Bei den ipsilateral geimpften Probanden konnten wir die Killerzellen in 67 Prozent der Fälle nachweisen. Bei den contralateral geimpften Personen lag dieser Anteil nur bei 43 Prozent.« Das bedeute, dass das Immunsystem im Falle einer Coronainfektion mit hoher Wahrscheinlichkeit besser auf das Virus reagieren kann.
»Die Zahl der Antikörper hingegen war nicht höher«, ergänzt Seniorautorin Sester. »Interessant ist jedoch, dass die Antikörper bei den ipsilateral Geimpften das Spike-Protein des Virus stärker abgefangen haben.« In der Pressemitteilung zur Studie heißt es, die Antikörper machten bei den »einseitig« Geimpften denselben Job effektiver als ihre Kollegen im Körper derjenigen, die die Impfung in beide Arme bekommen haben.
Insgesamt werten die Forscherinnen ihre Ergebnisse als Hinweise darauf, »dass die ipsilaterale Impfung durchaus besseren Schutz generieren kann als die contralaterale Impfung«. Allerdings gelten die Aussagen nur für die Covid-19-Impfung mit Comirnaty® und müssen noch von unabhängigen Forschergruppen reproduziert werden, möglichst mit einer größeren Probandenzahl sowie einem anderen Impfstoff, ob gegen Covid-19 oder andere Erreger. Auch ist unklar, ob die Ergebnisse nur für die Grundimmunisierung gilt, die recht kurz hintereinander erfolgt (bei Comirnaty nach drei Wochen) oder auch für eine Auffrischimpfung (Booster) nach mehreren Monaten oder gar Jahren.
Erhält man dagegen zwei verschiedene Impfungen gleichzeitig, zum Beispiel gegen Covid-19 und Influenza, empfiehlt die Ständige Impfkommission derzeit, diese in unterschiedliche Gliedmaßen zu applizieren. Die Universität des Saarlandes konnte außerdem relativ früh zeigen, dass bei einer homologen Covid-19-Impfung (in dem Falle erst Vaxzevria® von Astra-Zeneca, Zweitimpfung mit Comirnaty®) die Immunantwort stärker ausfällt.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.