Erst zum Zahnarzt, dann Bisphosphonat-Therapie |
Eine konsequente Mundhygiene inklusive regelmäßiger Zahnarztbesuche gehören bei einer Bisphosphonat-Therapie dazu. / © Adobe Stock/BillionPhotos.com
Wie hoch das effektive Risiko ist, in Folge einer Bisphosphonat-Therapie eine Kiefernekrose zu entwickeln, ist abhängig davon, welche Indikation zugrunde liegt. »Das effektive Risiko ist für Osteoporosepatienten relativ gering«, sagte Apothekerin Dr. Verena Stahl beim Frühjahrskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Es liegt bei unter 0,05 Prozent. Für Zoledronsäure liegt die Wahrscheinlichkeit noch niedriger, bei unter 0,02 Prozent, nannte sie konkrete Zahlen. Damit handele es sich bei weniger als 10 von 10.000 Betroffenen um ein seltenes Ereignis.
Ungleich höher liegt das Risiko, wenn Skelettmetastasen der Grund für die Bisphosphonat-Gabe sind. Dann wurden in einer Metaanalyse 1: 200 Fälle von Kiefernekrosen gezählt, was einem Risiko von 0,5 Prozent entspricht.
»Kiefernekrosen sind für die Therapietreue alles andere als förderlich beziehungsweise führen dazu, dass die Therapie gänzlich abgelehnt wird«, weiß Stahl aus Erfahrung. Deshalb empfiehlt sie, in der Offizin Nebenwirkungen und Risikofaktoren konkret anzusprechen, aber die Häufigkeit zu relativieren. »Es gilt, das Risiko nicht zu verharmlosen, sonst fühlt sich der Patient nicht ernst genommen.«
Essenziell für das Beratungsgespräch sei es, auf gut durchführbare Präventionsmaßnahmen einzugehen. Dazu gehörten eine gute Mundhygiene, gut sitzende Prothesen, vorab und eine mindestens einmal jährliche zahnärztliche Kontrolle sowie die sorgfältige Planung von Zahn- und Kieferbehandlungen. Ein erhöhtes Risiko für Kiefernekrosen hätten diejenigen Patienten, die zu geschwollenem Zahnfleisch, Mundgeruch oder schlecht heilenden Wunden nach einer Zahnentfernung neigen, so die Apothekerin.
Warum ist eigentlich der Kieferknochen derart gefährdet? Nach den Ausführungen Stahls ist er der einzige Knochen, der über die Zähne mit der Umwelt in direktem Kontakt steht. Infektionen könnten sich so besonders leicht manifestieren. »Mit der rechtzeitigen Gabe von Betalactam-Antibiotika lässt sich den Actinomyces-Arten, die immer an den Kiefernekrosen beteiligt sind, wirksam der Garaus machen.«