»Es gibt sie nicht erst seit ChatGPT« |
Katja Egermeier |
21.05.2025 10:00 Uhr |
Gerade in der Medizin kann KI gute Dienste leisten und zum Beispiel für schnellere Diagnosen bei seltenen Erkrankungen sorgen. / © Adobe Stock/chinnarach
KI sei schon länger ein fester Bestandteil unseres Lebens. »Es gibt sie nicht erst seit ChatGPT«, so Isigkeit. Beispiele dafür sind laut der Expertin Navigationssysteme, Spamfilter oder auch personalisierte Werbung. Tatsächlich sei der Begriff der künstlichen Intelligenz erstmals 1956 definiert worden im Rahmen des Versuchs, Maschinen menschliches Verhalten nachahmen zu lassen. Doch die Computer waren noch nicht leistungsstark genug. Auch als es in den 90er-Jahren erstmals einem Computer gelang, einen Schachweltmeister zu schlagen, sei diese Technik noch zu kostspielig und nicht für die Allgemeinheit geeignet gewesen.
Das habe sich inzwischen geändert. »Wir haben Deep Learning, große Datenmengen und hoch leistungsfähige Grafikprozessoren. Erst damit kann man KI effektiv anwenden«, so Isigkeit. Und schließlich sei im November 2022 auch ChatGPT bei uns allen angekommen.
Gerade in der Medizin lasse sich der erfolgreiche Einsatz von KI beobachten: Dank dieser würden zum Beispiel immer mehr seltene Erkrankungen aufgedeckt oder KI übernehme Dokumentationen und schaffe somit mehr Raum für die so wichtige menschliche emotionale Intelligenz.
Es gebe auch sehr gute Anwendungen, die für jedermann geeignet sind. Dazu gehört laut Isigkeit der kostenlose Symptomchecker »Ada – Check deine Gesundheit«. Er erfasst 99 Prozent aller Krankheitsbilder und eignet sich besonders zur schnelleren Erkennung seltener Erkrankungen. Die zweite von der Expertin empfohlene App dient der Hautkrebsfrüherkennung. »Skinscreener« sei zwar nicht kostenfrei, erkenne aber 100 Prozent der Melanome und 99,5 Prozent aller Hautkrebsvarianten. Die App habe sogar in einem Vergleich mit 21 zertifizierten Dermatologen die bessere Trefferquote gezeigt.
Dr. Laura Isigkeit ist Wissenschaftlerin im Bereich der pharmazeutischen Chemie und Bioinformatik. Sie arbeitet derzeit als Postdoktorandin im Bereich der funktionellen Präzisionsonkologie am Georg-Speyer-Haus in Frankfurt am Main – und ist Expertin im Feld der Künstlichen Intelligenz im pharmazeutischen Kontext. / © Adexa
In Apotheken ist Isigkeit zufolge KI vor allem schon im Waren- und Preismanagement zu finden. Beispielsweise helfe sie bei der Analyse das Warenlagers, mache Vorschläge für die Artikelersetzung, verfasse eine automatische Defekt- und Nachlieferungsanalyse, helfe bei der Vermeidung von Abschreibungen und Verlusten sowie bei der automatischen Preisgestaltung.
Bei der Beratung könne eine Haut- und Haaranalyse-KI etwa trockene Hautstellen, Irritationen oder das Hautalter von Kunden bestimmen – und darauf zugeschnittene Produkte empfehlen. Diese Anwendung ist laut Isigkeit zurzeit noch auf den kosmetischen Bereich beschränkt, sei in Zukunft jedoch auch für den medizinischen Bereich geplant. Sprachmodelle wie ChatGPT könnten zudem bei der Erstellung einer Reiseapotheke und bei Übersetzungen im Kundengespräch helfen oder mit automatisierten Antworten auf Kundenanfragen in sozialen Medien reagieren und natürlich Texte und Bilder für diese und für Websites erstellen.