Es muss nicht immer eine Brille sein |
Katja Egermeier |
31.10.2022 16:00 Uhr |
Nicht jeder möchte eine Lesebrille tragen, wenn irgendwann die Altersweitsichtigkeit eintritt. Zum Glück gibt es inzwischen auch andere Möglichkeiten, die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. / Foto: Getty Images/Pekic
Methoden zur Korrektur der Altersweitsichtigkeit gibt es heutzutage viele. Sie reichen von den herkömmlichen Lese- oder Gleitsichtbrillen, herausnehmbaren Kontaktlinsen bis hin zu Lasereingriffen oder dauerhaft implantierten Kunstlinsen, wie die DOG erklärt. Den Wunsch, brillen- und kontaktlinsenfrei zu sein, gebe es häufig, bestätigt Professorin Dr. Maya Müller, ärztliche Direktorin des Instituts für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie in Zürich. Das könne allerdings nicht immer erfüllt werden.
Je nach Eignung des Patienten sei beispielsweise die Monovision ein vergleichsweise kostengünstiger Eingriff, der weitgehende Brillenfreiheit ermöglichen könne. Mittels einer Operation mit dem Laser oder auch mit sogenannten Phake-Implantaten werde dabei ein Auge auf Kurzsichtigkeit eingestellt – für die Nahsicht zum Lesen –, während das andere die Fernsicht übernehme. »Unser Gehirn wählt automatisch das jeweils passende Bild aus«, erklärt Müller. Das funktioniere für etwa 60 Prozent der Patienten, weshalb das vor dem Eingriff unbedingt erst mit Kontaktlinsen getestet werden müsse. Wichtig sei auch: Bei beiden Operationsmethoden könnten bei einem sich später entwickelnden Grauen Star Kunstlinsen eingesetzt werden.
Müller gibt jedoch zu bedenken, dass Phake-Implantate meist nur für eine begrenzte Zeit funktionieren. Schreite die Alterssichtigkeit fort, werde die Sicht wieder unscharf. »Dann muss eine Lesehilfe her oder doch eine weitere Operation«, erläutert die DOG-Expertin.
Alterssichtigkeit ist Müller zufolge auch durch trifokale Multifokallinsen korrigierbar. Dabei handelt es sich um eine Kunstlinse, welche die körpereigene Linse dauerhaft ersetzt und Fehlsichtigkeit auf drei Sehdistanzen korrigieren kann: nah, mittel und fern. »Dafür müssen aber gute Ausgangsbedingungen vorliegen.« Diese Methode sei beispielsweise nicht geeignet, wenn die Hornhaut des Patienten nicht korrigierbare Unregelmäßigkeiten aufweise oder Netzhauterkrankungen an der Stelle des schärfsten Sehens bestünden.
Ein weiterer Nachteil von Multifokallinsen: Sie können die Blendungsempfindlichkeit in der Dunkelheit erhöhen und das Kontrastsehen reduzieren. Vor allem aber können sie Müller zufolge sogenannte Halos produzieren, das sind kleine Lichtringe um Lichtquellen. In seltenen Fälle würden die Linsen zudem nicht vertragen und müssten ausgetauscht werden. Auch ein Nachlasern könne erforderlich sein, falls eine geringe Fehlsichtigkeit trotz des Linsenimplantats bleibe. »Das sollten die Patientinnen und Patienten im Vorfeld wissen«, so die Expertin.