Es muss nicht immer eine Brille sein |
Katja Egermeier |
31.10.2022 16:00 Uhr |
Nicht zu empfehlen ist Müller sowie der Kommission Refraktive Chirurgie zufolge eine alleinige Laserbehandlung der Hornhaut. Es handele sich dabei um eine relativ neue Methode, bei der multifokale Muster in die Hornhaut gelasert werden, um die Nahsicht zu verbessern. Dieses Verfahren sei einerseits noch nicht etabliert und weise zudem große Nachteile auf, warnt die Ophthalmologin. »Der Eingriff ist nicht rückgängig zu machen, und die Möglichkeit einer späteren Implantation von multifokalen Linsen zur Therapie des Grauen Stars ist auch nicht mehr gegeben.«
Mit Sehtraining – Akkommodationsübungen zur Verbesserung der Nahsicht – lasse sich dagegen keinerlei positiver Effekt auf eine Altersweitsichtigkeit erzielen. Es gebe dazu keine verlässlichen Studien, erklärt Müller. Für subjektiv empfundene Verbesserungen hat die Expertin eine einleuchtende Erklärung: »Der beginnende Graue Star kann über die Jahre hinweg leicht kurzsichtig machen. Das hat einen positiven Effekt auf die Lesefähigkeit. Die Betroffenen könnten denken, es wäre das Training gewesen.«
Eine ganz andere, bislang nur in den USA zugelassener Ansatz sind spezielle Augentropfen gegen Alterssichtigkeit. Es handelt sich dabei um ein verdünntes Glaukom-Medikament, das die Pupille verengt und so die Nahsicht verbessert, wie Müller erklärt. Es eigne sich am besten für Menschen im Alter zwischen 40 und 55 Jahren und wirke mindestens sechs Stunden. Während dieser Zeit sei jedoch Autofahren im Dunkeln untersagt und es könnten Kopfschmerzen auftreten. »Die Tropfen zeigen, dass jenseits von Lesebrille und chirurgischen Eingriffen ein großer Bedarf an weiteren Korrekturmöglichkeiten für die Alterssichtigkeit besteht.«