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Rheuma

Essen für die Gelenke

Viele Patienten mit rheumatischen Gelenkbeschwerden wünschen sich, neben der medikamentösen Behandlung selbst einen Beitrag zur Symptomlinderung zu leisten. Eine Ernährungsumstellung kann eine sinnvolle Option sein.
Barbara Döring
31.07.2025  16:00 Uhr

Angesichts der Vielfalt rheumatischer Erkrankungen ist klar, dass es nicht die eine Rheumadiät geben kann. Ebenso wenig, wie sich rheumatoide Arthritis (RA), Gicht, Arthrose – die allesamt dem rheumatischen Formenkreis zuzuordnen sind – in einen Topf werfen lassen, kann jedem dieser Patienten eine bestimmte Kost empfohlen werden, in der Hoffnung, die Erkrankung maßgeblich zu beeinflussen. Während bei manchen Rheumaformen wie Gicht der Effekt diätischer Maßnahmen gesichert ist, wird der Einfluss der Ernährung bei Arthrose oder rheumatoider Arthritis noch untersucht. Die Daten dazu sind uneinheitlich. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich nicht lohnt, seine Ernährungsgewohnheiten einmal zu hinterfragen.

Im Fokus steht dabei vor allem der Einfluss der Ernährung auf die Entzündung, die bei rheumatischen Gelenkproblemen eine große Rolle spielt. Während rheumatoide Arthritis zu den rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen zählt, die auf Autoimmunprozessen beruhen, gilt die Arthrose als Verschleißerkrankung, die eine Entzündung zur Folge haben kann. Inzwischen wird die Gelenkabnutzung jedoch mitunter ebenfalls als chronische Entzündungskrankheit angesehen.

Zwar ist keine Diät bekannt, die nachweislich Schäden an Knorpel und Gelenken verhindern könnte. Nichtsdestotrotz mehren sich Hinweise, dass eine antientzündliche Kost die Symptomatik wie Schmerz und Schwellung durchaus beeinflussen kann. Entzündungstreiber in der Ernährung zu vermeiden, kann die medikamentöse Behandlung in ihrer Wirkung unterstützen, sodass weniger Beschwerden auftreten, eventuell weniger Medikamente erforderlich sind und sich das Lebensgefühl insgesamt verbessert. So sieht die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie bei rheumatoider Arthritis eine Ernährungsumstellung, ebenso wie Bewegung und Rauchverzicht, als mögliches sinnvolles Element in der Therapie. Eine erforderliche Medikation kann sie jedoch nicht ersetzen.

Günstige Fette

Fette spielen in der antientzündlichen Ernährung eine besondere Rolle. Sowohl Omega-3- als auch Omega-6-Fettsäuren dienen als Vorstufen für Botenstoffe und Gewebshormone. Während Omega-6-Fettsäuren jedoch eher die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe anregen und so Gelenkentzündung verstärken können, tragen Omega-3-Fettsäuren zur Produktion entzündungshemmender Botenstoffe bei, und wirken auf diese Weise antientzündlich. Zwar sind auch Omega-6-Fettsäuren essenziell; die westliche Ernährung enthält jedoch durchschnittlich 10- bis 20-mal mehr Omega-6-Fettsäuren als Omega-3-Fettsäuren. Gut wäre ein Verhältnis von maximal 5:1.

Reich an Omega-3-Fettsäuren sind vor allem fettreicher Meeresfisch wie Lachs, Hering und Makrele. Wer lieber auf pflanzliche Quellen setzt, ist mit Mikroalgen oder Ölen wie Lein-, Walnuss- oder Rapsöl gut beraten. Auch Nüsse, Leinsamen und Chiasamen liefern die gesunden Fette. Ausschließlich Sonnenblumen- oder Distelöl zu verwenden, ist dagegen nicht zu empfehlen, da sonst der Anteil von Omega-6-Fettsäuren zu stark überwiegen würde.

Mit einem Anteil von 60 Prozent Alpha-Linolensäure (ALA), zählt Leinöl zu den ergiebigsten Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren. Allerdings hat das Pflanzenöl einen leicht fischigen Beigeschmack, den manche nicht mögen. Forschende des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Jena, haben eine Emulsion entwickelt, in der Omega-3-Fettsäuren in kleinen Tröpfchen verkapselt vorliegen und so geschmacklos und gut wasserlöslich sind. Entsprechend angereicherte Joghurts sind auf dem Markt erhältlich.

Alternativ empfiehlt sich, jeden Morgen einen Löffel Leinöl oder Leinsamen zum Frühstück zu verzehren, zum Beispiel ins Joghurt gerührt. Dann sollten jedoch aufgebrochene oder gequetschte Leinsamen verwendet werden, damit die enthaltenen Fette ihre entzündungshemmende Wirkung entfalten können.

Schwellung und Schmerz

Dass sich die entzündungshemmenden Fettsäuren günstig auf die Rheumasymptomatik auswirken können, zeigen klinische Tests. So konnte eine Diät mit 800 g Seefisch pro Woche eine leichte Verbesserung von Gelenkschwellung und Schmerzen erreichen. In einer weiteren Untersuchung verminderte eine Dosis von mindestens 2,7 g aktive Omega-3-Fettsäure die Gelenkschmerzen bei RA und in geringerem Maße auch die Gelenkschwellung. Ob sich durch die gesunden Fette auch die Gelenkzerstörung aufhalten lässt, ist jedoch unklar. Auch zur Wirkung einer mediterranen Kost gibt es Untersuchungen bei RA. Eine entsprechende Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Joghurt, magerem Käse, Eiweiß aus Seefisch und pflanzlichen Fetten sowie maximal einmal pro Woche Rind oder Schweinefleisch reduzierte nach drei Monaten die Schmerzen der Patienten. Der Vorteil der mediterranen Kost: Sie lässt sich vielfältig gestalten, sodass die Chance groß ist, dass Patienten sich auch langfristig damit anfreunden.

Daneben haben weitere pflanzliche Öle, etwa aus Borretsch, Nachtkerze, Walnuss und Schwarzkümmel, antientzündliche Eigenschaften. Zur Wirkung auf die Symptome einer rheumatischen Erkrankung gibt es jedoch keine gesicherten Belege. Dagegen gilt Fleisch – vor allem »rotes« Fleisch von Rind und Schwein – aufgrund der enthaltenen Arachidonsäure als Entzündungstreiber. Arachidonsäure ist ausschließlich in tierischen Produkten enthalten, so auch in Wurst, Eiern und Milchprodukten. Dass jedoch ein völliger Verzicht darauf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung langfristig günstig beeinflusst, ist nicht geklärt. Das gilt sowohl für eine vegetarische als auch eine vegane Kost.

Bei Patienten mit hochaktiver rheumatoider Arthritis ist zudem das Risiko für einen Eiweißabbau erhöht, sodass der Verzicht auf tierisches Eiweiß hier mitunter kritisch gesehen wird. Rind- und Schweinefleisch sollten jedoch auch dann nicht im Übermaß verzehrt werden. Sollte es doch einmal ein Steak sein, dann fällt die Wahl am besten auf Rindfleisch aus biologischer Weidehaltung, das einen etwas höheren Anteil günstiger ungesättigter Fettsäuren enthält als Fleisch aus konventioneller Haltung.

Eine pflanzenbetonte Kost liefert zudem reichlich sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Polyphenole oder Anthocyane, die ebenfalls helfen, entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken. Gemüse, Vollkorngetreide, Nüsse und Hülsenfrüchte liefern darüber hinaus reichlich Ballaststoffe, die dem Darmmikrobiom zugutekommen. Inzwischen ist gesichert, dass im Darm bei einem Ungleichgewicht der Darmbakterien vermehrt entzündungsfördernde oder toxische Stoffe produziert werden, während ein gesundes Gleichgewicht der Darmbakterien einen günstigen Einfluss auf entzündliche Prozesse haben kann. Zwar ist noch unklar, wie sich das Mikrobiom gezielt beeinflussen lassen könnte. Sicher ist jedoch, dass Ballaststoffe das Wachstum der günstigen Bakterien unterstützt. Ballaststoffe sind ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Als Top-Food für ein gesundes Mikrobiom zählt fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut, das reichlich probiotische Bakterien enthält. Diese sind zudem in Joghurt, Kefir, Brottrunk und Sojasoße enthalten. Auch Probiotika in Fertigpräparaten können das Mikrobiom unterstützen.

Fasten im Fokus

Verschiedene Fastenformen sind in der Naturheilkunde hoch im Kurs und werden auch Rheumapatienten empfohlen. Der Einfluss von kurzen Fastenperioden von sieben bis neun Tagen ist vor allem bei Patienten mit milder und stabil eingestellter Erkrankung untersucht. Dabei ließ sich eine Linderung der Gelenkschmerzen nachweisen, die jedoch in der Regel nicht lange anhielt. Professor Dr. Andreas Michalsen von der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin sieht speziell im Heilfasten eine effektive Methode bei rheumatoider Arthritis, wobei für die Wirkung bei rheumatischen Entzündungen in der Regel längere Fastenphasen bis zu zwölf Tagen nötig sind als etwa zur Blutdrucksenkung. Für eine länger anhaltende Wirkung empfiehlt der Internist und Ernährungsmediziner, nach dem Fasten zunächst auf tierische Produkte zu verzichten.

Warum Fastenkuren einzelnen Patienten guttun, ist nicht abschließend geklärt. Vermutlich spielen Selbstreinigungsprozesse der Zellen eine Rolle, die sich durch den Nahrungsentzug einstellen. Diskutiert wird auch, dass körpereigene Glucocorticoide für die positiven Effekte des Fastens verantwortlich sind. Zudem kann der leichte Gewichtverlust beim Fasten die Gelenke etwa bei Kniegelenksarthrose entlasten, auch wenn der entzündungshemmende Effekt des Fastens bei Arthrose geringer zu sein scheint. Rheumapatienten, die Fasten ausprobieren möchten, sollten sich zuvor ärztlich beraten lassen. Manche Experten empfehlen es nur für übergewichtige Patienten mit gut eingestellter RA, da längere Fastenperioden zum Abbau von Eiweiß aus Muskulatur, Knochen und anderen Geweben führen können.

Sonderfall Gicht

Gicht ist genau genommen eine Stoffwechselerkrankung, wird jedoch dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet, da sie durch Gelenkentzündungen gekennzeichnet ist. Ursache ist die erhöhte Konzentration von Harnsäure im Blut. Harnsäure entsteht als Abfallprodukt im Zellstoffwechsel und wird von manchen Menschen nicht optimal von den Nieren ausgeschieden. Ein Zuviel an Harnsäure lagert sich in kristalliner Form in den Gelenken, aber auch Nieren und Weichteilen ab und kann zu schmerzhaften Gichtanfällen führen. Dauerhaft droht eine Schädigung der Gelenke. Neben der medikamentösen Behandlung gilt es für Betroffene, erhöhte Harnsäurewerte zu vermeiden, indem sie die Zufuhr Purin-reicher Lebensmittel im Blick behalten.

Purine sind Ausgangsstoffe, aus denen im Körper Harnsäure entsteht. Reich an Purin sind beispielsweise Fleisch, Fisch, Wurst sowie Bier. Meiden sollten die Patienten prinzipiell Lebensmittel, die mehr als 150 mg Purin pro 100 g enthalten, etwa Ölsardinen (200 mg/100 g). Neben tierischen Produkten weisen zum Teil auch Hülsenfrüchte, Spargel oder Rosenkohl größere Mengen Harnsäure auf. Da die pflanzlichen Produkte jedoch wesentlich seltener Gichtanfälle auslösen, wird nicht mehr prinzipiell davon abgeraten.

Eine ausreichende Trinkmenge ist bei Gicht ebenfalls wichtig. Zu empfehlen sind bevorzugt Wasser, Kaffee und Tee. Alkoholische Getränke sollten die Ausnahme sein, denn sie können die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren beeinträchtigen und so die Harnsäurespiegel im Blut erhöhen. Gut zu wissen: Unabhängig von ihrem Harnsäuregehalt können Softdrinks, süße Fruchtsäfte und Früchte mit hohem Fruktose-Gehalt – vor allem Trockenfrüchte – Gichtanfälle begünstigen. Wer mit einer angepassten Ernährung gleich auch Übergewicht abbaut, profitiert ebenfalls. Schon 5 bis 10 kg weniger auf der Waage können den Harnsäurespiegel senken.

Wer die Ernährung für eine besser Gesundheit nutzen möchte, sollte sich nicht auf ein einzelnes Nahrungsmittel konzentrieren. Experten empfehlen vielmehr, sich vor allem vielfältig und weder einseitig noch zu reichhaltig zu ernähren. Eine ausgewogene Ernährung hilft zudem, das Körpergewicht zu regulieren und Bauchfett als wichtigem Entzündungstreiber vorzubeugen. Das entlastet nicht nur die Gelenken, sondern kommt der Gesundheit insgesamt zugute.

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