Essigsaure Hydrocortison-Ohrentropfen |
SOS für die Ohren – langes Baden und Tauchen im Meer oder in gechlortem Wasser begünstigen Entzündungen des äußeren Gehörgangs. / © Getty Images/Kinga Krzeminska
Bei Bedarf anwenden.
In den sogenannten Tauchertropfen kommt Essigsäure als Wirkstoff zum Einsatz. Diese werden angewendet, um das Risiko einer Entzündung des äußeren Gehörgangs nach dem Schwimmen oder Tauchen zu verringern. Häufig werden diese Entzündungen durch Bakterien verursacht. Die schützende Sekretschicht des Gehörganges wird durch Tauchen oder wiederholtes Schwimmen besonders in Salzwasser und chlorhaltigem Wasser abgetragen, der Gehörgang gereizt und Bakterien können leichter eindringen. Die Tauchertropfen desinfizieren, hemmen das Bakterienwachstum und senken durch die Essigsäure den pH-Wert. Dass auch Hydrocortison in Tauchertropfen zum Einsatz kommt, ist Gabi neu.
Wie üblich gibt sie als Erstes alle Bestandteile in die Suchmaske des DAC/NRF ein. Eine Rezepturvorschrift mit dieser Zusammensetzung, zum Beispiel im Rezepturenfinder, wird nicht angezeigt. Als Nächstes kopiert sie die Zusammensetzung in eine Internet-Suchmaschine. Auf Pharmawiki.ch findet sie einen allgemeinen Artikel über Tauchertropfen, der die Anwendung beschreibt. Es gibt verschiedene Zusammensetzungen, eine davon sehr ähnlich der verordneten. Doch keine davon nennt Corticoide als Bestandteil. Gabi notiert sich die Anwendungshinweise für später. Außerdem stößt sie auf einen Artikel der »Pharmazeutischen Zeitung«, der sich mit Tauchertropfen auseinandersetzt.
Da sie auch hier nicht fündig wurde, schaut Gabi noch einmal genauer im DAC/NRF und findet die standardisierte Rezepturformel »Essigsäure-Ohrentropfen 0,7 % (NRF 16.2.)«, die zwar ebenfalls kein Hydrocortison enthält, aber sonst in der Zusammensetzung übereinstimmt. Die hier beschriebenen Anwendungsgebiete decken sich mit dem, was Gabi bisher gefunden hat. Die Gebrauchsanweisung ergänzt die Anweisung bei akuter Otitis. Zur Prophylaxe werden nach dem Wasserkontakt zwei bis vier Tropfen in den Gehörgang getropft und ein bis zwei Minuten dort belassen. Zur Behandlung der akuten Erkrankung werden bis zu viermal täglich vier Tropfen angewendet. Als Aufbrauchfrist werden sechs Monate genannt, was sich Gabi ebenfalls notiert.
Als Nächstes wirft sie einen Blick auf den Rezepturhinweis »Ohrentropfen«. Dort findet sie zwar nichts zu den gesuchten Ohrentropfen, aber einen anderen wichtigen Hinweis. Sollte das Trommelfell verletzt sein und könnten deshalb Ohrentropfen das Mittelohr erreichen, müssen diese steril, sollen isotonisch und dürfen nicht konserviert sein. Bei Anwendung der verschriebenen Tropfen muss das Trommelfell also intakt sein.
Im Rezepturhinweis »Hydrocortison und seine Ester« findet Gabi endlich Informationen über die Kombination von Essigsäure und Hydrocortison bei der Anwendung am Ohr. Dort wird erklärt, dass diese Kombination in den USA als Fertigarzneimittel verfügbar ist und sie bei Mykosen oder bakteriellen Infektionen unterstützend oder vorbeugend eingesetzt werden. Dort prüft Gabi auch die Löslichkeit des Corticoids. Hydrocortison wurde verordnet, dennoch will sie für alle Fälle nachschauen, wie es sich mit Hydrocortisonacetat verhält, das ebenfalls häufig Verwendung findet. Sie hat schon Verwechslungen erlebt. Hydrocortison ist laut dortiger Angaben löslich in Propylenglykol. Für Hydrocortisonacetat findet sie keine entsprechende Angabe. Da beide Wirkstoffe auf der Haut wirksam sind, besteht für Gabi kein Anlass, eine Verwendung des Esters in Erwägung zu ziehen.
Gabi sieht keinen plausiblen Grund, warum das Hinzufügen von Hydrocortison zu den »Essigsäure-Ohrentropfen 0,7 % (NRF 16.2.)« die Haltbarkeit verändern sollte. Sie legt die Aufbrauchfrist auf sechs Monate fest. Bei der Dosierung ist sie nicht sicher, was sie angeben soll. Sie stellt sich vor allem die Frage, ob die Ärztin eine Anwendung zur Vorbeugung beabsichtigt. Bei der Anwesenheit eines Corticoids erscheint ihr das fragwürdig. Hydrocortison-Cremes werden in der Regel ein- bis zweimal täglich angewendet. Eine Anwendungshäufigkeit von bis zu viermal täglich, wie sie sie bei NRF 16.2. gelesen hat, erscheint ihr möglicherweise etwas zu viel zu sein. Sie beschließt, die Praxis zu kontaktieren und nachzufragen.
Dort teilt man ihr mit, dass der Patient seine Ohren während seines Urlaubs abends mit ein paar Tropfen Olivenöl pflegen will und die Tropfen erst bei vorhandenem Ohrjucken angewendet werden sollen. Im Falle dieses Patienten soll die Dosierung ein- bis zweimal täglich zwei Tropfen betragen, die ein bis zwei Minuten einwirken sollen. Gabi ergänzt die Anwendungshinweise, erstellt die Protokolle für Plausibilitätsprüfung und Herstellungsanweisung und lässt diese von der diensthabenden Apothekerin abzeichnen.
Bei Ohrjucken 1-2x täglich 2 Tropfen in den Gehörgang geben und 1-2 min einwirken lassen.