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Extremsport als Symptom

Essstörungen bei Männern erkennen

Essstörungen bei Männern sind schon längst keine Rarität mehr. Dennoch werden sie in der Öffentlichkeit nach wie vor zumeist als Frauenerkrankung angesehen. Eine erfolgreiche Therapie ist möglich, doch muss das Krankheitsbild dazu zunächst erst einmal als solches wahrgenommen und auch seitens der Betroffenen anerkannt werden.
Christiane Berg
02.03.2022  14:00 Uhr

Ob Magersucht oder Bulimie: Wurde 1990 die Männerrate bei der Diagnose von Essstörungen gemäß Schätzungen noch mit 5 bis 10 Prozent beziffert, so liegt sie heute bei circa 25 bis 30 Prozent. Dabei sind Männer zumeist von sogenannten muskelorientierten Essstörungen mit sportlicher Überaktivität betroffen. »Da Sport immer noch unhinterfragt als Synonym für Gesundheit gesehen wird, kann es häufig zum Nichterkennen der Symptome führen«, macht Professor Dr. Barbara Mangweth-Matzek in einem aktuell unter der Überschrift »Herausforderung Gender und Essstörungen: Essstörung ist nicht (nur) weiblich« in der Zeitschrift »Psychotherapie im Dialog« erschienenen Beitrag deutlich.

Männer leugnen Essstörung häufig

»Pathologische Tendenzen zu exzessivem Sportverhalten im Rahmen von Essstörungen werden häufig nicht erkannt. Auch verheimlichen betroffene Männer ihre Symptome oft aus Scham oder dem Anspruch, es selbst schaffen zu wollen«, so die Psychologin. Ihnen falle es schwer, sich als erkrankt einzustufen. Selbst wenn, sei eine Diagnose schwierig auch, da das männliche Geschlecht – wenn betroffen – noch seltener Hilfe suche als das weibliche Geschlecht.

Grundsätzlich, so Mangweth-Matzek weiter, zeigten Männer mit einer Essstörung ansonsten ein ähnliches Verhalten wie betroffene Frauen: Aus Angst vor einer Gewichtszunahme setzen sie alles daran, dieses genau zu kontrollieren. Essattacken kompensieren Betroffene, indem sie neben dem exzessiven Sport häufig Brechreize induzieren, Abführmittel missbrauchen oder aber übermäßig fasten. Trotz Untergewicht empfinden sie sich als zu dick.

Werde ein übermäßig muskulöser Körper mit geringstmöglichem Fettanteil angestrebt, so dominieren regelmäßiges Krafttraining und strikte Essensvorgaben den Alltag. Damit verknüpft sei die sogenannte Muskeldysmorphie, eine Störung des Selbstbildes, bei der die Ausprägung der eigenen Muskulatur im Vergleich zur Idealvorstellung nie ausreichend erscheint.

Sexuelle Orientierung von Bedeutung

Mangweth-Matzek betont, dass im Kontext mit Anorexia nervosa extreme Disziplinanforderungen kombiniert mit überdimensionalen Leistungsansprüchen in allen Lebensbereichen (Schule, Ausbildung, Beruf etc.) zu beobachten sind, wobei sich bei anorektischen Männern im Unterschied zu Frauen häufig Übergewicht in der Vorgeschichte zeige.

Bei der von Essattacken geprägten Bulimia nervosa stünden neben exzessivem Sport und selbstinduziertem Erbrechen Kompensationshandlungen wie Laxantien- und Diuretikaabusus im Focus der gewichtsmindernden Maßnahmen.

Sie macht des Weiteren deutlich, dass bei der Entstehung von Essstörungen bei Männern oft auch die sexuelle Orientierung eine Rolle spielt. Studiengemäß zeigen essgestörte Männer sehr viel höhere Raten an Homo- beziehungsweise Bisexualität (10 bis 42 Prozent) als die Allgemeinbevölkerung (5 bis 10 Prozent). Gleichzeitig seien homosexuelle Männer mit 2 bis 8 Prozent deutlich häufiger betroffen als heterosexuelle Männer mit 0,3 bis 2 Prozent.

»Gerade nicht-heterosexuelle Männer erleben ihren Körper oft als Objekt, welches einem schlanken, muskulösen Schönheitsideal unterworfen und damit auch häufig mit Körperunzufriedenheit assoziiert ist«, führt die Wissenschaftlerin aus. Zudem könne die Essstörung als Folge von Stress auftreten, dem sich Betroffene als Angehörige einer gesellschaftlichen Minderheit oft ausgesetzt fühlen.

»Angesichts gesellschaftlicher Normen und Erwartungen, die sie glauben erfüllen zu müssen, sowie der Annahme, gemäß öffentlicher Wahrnehmung unter einer typischen Frauenerkrankung zu leiden, fühlen sich Betroffene doppelt stigmatisiert«. Dass sie ihr Essstörungsleid von sich aus ansprechen, sei deshalb kaum zu erwarten. Daher müsse das gestörte Essverhalten im Beratungsgespräch entweder routinemäßig hinterfragt oder bei Verdacht empathisch, jedoch deutlich zugeordnet werden. Bei korrekter Diagnose und entsprechender Compliance ließen sich bei Männern dieselben Therapieerfolge wie bei Frauen erzielen, hebt Mangweth-Matzek hervor.

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