PTA-Forum online
»Kreuzschutz«

Existierende Lebendimpfstoffe als Schutz vor Covid-19?

Weltweit wird intensiv nach einem Impfstoff geforscht, der gezielt vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 schützen soll. Bis es den gibt, könnten möglicherweise bereits existierende Lebendimpfstoffe einen gewissen Schutz gegen eine Infektion bieten, glauben Forscher. Denn gerade Lebendimpfstoffe, die funktionsfähige, aber abgeschwächte Erreger enthalten, lösen eine besonders robuste Antwort des Immunsystems aus.
dpa
16.06.2020  08:30 Uhr

Kreuzschutz durch Lebendimpfstoffe

»Bisherige Studien konnten Hinweise erbringen, dass diese Impfstoffe einen Effekt über ihre erregerspezifische Wirkung hinaus haben und den Schutz vor anderen Krankheiten erhöhen können«, schreiben die Experten Melanie Brinkmann, Eva Kaufmann und Thomas Mertens in einer gemeinsamen Antwort auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Eine solche Stimulierung bewirke langanhaltende Veränderungen in Immunzellen oder deren Vorläuferzellen, die zu einer erhöhten Funktionsbereitschaft der Körperabwehr führten, betont die Immunologin Eva Kaufmann von der McGill University in Montreal.

»Ganz generell gibt es aus epidemiologischen Studien Hinweise darauf, dass Lebendimpfstoffe, wenn auch zu einem geringen Prozentsatz, einen ›Kreuzschutz‹ gegen nicht verwandte Erreger bieten könnten«, bestätigt der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek.

Diese Studien seien aber noch kein Nachweis für einen solchen Schutz, betont er. Empfehlungen für den Einsatz eines bereits zugelassenen Lebendimpfstoffs gegen das Coronavirus »würden in jedem Fall zunächst entsprechende, überzeugende Daten insbesondere zur Wirksamkeit gegenüber Covid-19 erfordern«. Solche Daten liegen nach Kenntnis des PEI derzeit weltweit nicht vor.

Der Tuberkulose-Impfstoff BCG

Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) verweist auf Hinweise dafür, dass der Tuberkulose-Impfstoff BCG gegen virale Infektionen bei Menschen schützen kann. Ob diese Immunantwort auch einen gewissen Schutz gegen die Infektion mit SARS-CoV-2 vermittele, sei bislang nicht bekannt.

»Es ist wichtig, dies nun in klinischen Studien zu untersuchen«, betont die Virologin. Nach PEI-Angaben prüfen derzeit zwei klinische Studien eine solche Wirkung des relativ neuen und bereits auf seine Sicherheit untersuchten BCG-Impfstoffs VPM 1002 in bestimmten Risikogruppen. Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet.

Der Polio-Impfstoff OPV

Im Fachblatt »Science« geht ein internationales Forscherteam in einem Diskussionsbeitrag ebenfalls auf die Frage ein, ob Lebendimpfstoffe einen Schutz vor Covid-19 bieten könnten. Diese Forscher um Konstantin Chumakov von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA sprechen sich für eine Studie aus, um insbesondere die Wirksamkeit des – von der Schluckimpfung bekannten – oralen Polio-Impfstoffs OPV gegen das Coronavirus zu untersuchen.

Die in den 1950er Jahren entwickelte Vakzine habe in früheren Studien auch einen gewissen Schutz vor anderen Viren wie etwa Grippeerregern gezeigt, schreiben die Forscher. »Wenn die Ergebnisse der Studien mit OPV positiv sind, könnte OPV genutzt werden, um die verletzlichsten Bevölkerungen zu schützen.«

»Kaum vorstellbar«

Der Virologe Thomas Mertens von der Uniklinik Ulm, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI), sieht diesen Vorschlag allerdings skeptisch: Ein weltweiter Einsatz des OPV-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 sei »kaum vorstellbar« – vor allem um mögliche Infektionen mit Erregern, die von solchen Impfviren abstammen, zu vermeiden. Die aktuelle Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO sehe vor, weltweit alle OPV-Impfungen zu stoppen und stattdessen zur Ausrottung des Poliovirus-Typs 1 – des einzigen noch verbliebenen Polio-Wilderregers – Totimpfungen zu verwenden. »Eine durch Impfungen mit OPV unvermeidbare erneute Freisetzung von Polio-Impfviren erscheint äußerst fragwürdig«, betont Mertens.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa