Fair-Streit-Regeln für das Team |
Streit kommt in jedem Team einmal vor. Wichtig ist es, eine Eskalation zu vermeiden. / Foto: Adobe Stock/WavebreakMediaMicro
Auslöser von Streitigkeiten im Kollegenkreis sind in den meisten Fällen fachliche oder persönliche Differenzen einzelner Mitarbeiter. Der Konflikt zeigt sich durch kontroverse Diskussionen, persönliche Angriffe und Sticheleien, manchmal auch durch Verleumdungen oder Intrigen. Wo Menschen zusammenarbeiten, werden solche Situationen nie völlig vermeidbar sein. Betrachten Sie daher gelegentliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Mitarbeitern nicht als »zwischenmenschliche Katastrophe«, sondern eher als normale Begleiterscheinung des Berufslebens. Die Beteiligten sollten allerdings möglichst zeitnah ein Gespräch führen, um eine Eskalation ihrer Streitigkeiten zu vermeiden. Wenn die Beteiligten dabei die folgenden Regeln beachten, wird das Gespräch in vielen Fällen mit einem konstruktiven Ergebnis oder sogar mit der vollständigen Beilegung des Streits enden.
Im ersten Schritt sollten die Beteiligten versuchen, die Sichtweise des Kollegen zu erkennen und zu verstehen. Verstehen bedeutet in diesem Fall nicht unbedingt, der Meinung des Gesprächspartners auch zuzustimmen, sondern lediglich, die Meinung und Denkweise des Gesprächspartners nachzuvollziehen und zu akzeptieren. Dieses gegenseitige Verstehen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die spätere Einigung. Vereinbaren Sie, für die Darstellung der eigenen Sichtweise Ich-Botschaften zu verwenden. Denn Du-Botschafte« werden vom Gesprächspartner oft als Angriff oder Vorwurf empfunden. Ein Wechsel vom »Du« zum »Ich« nimmt die Schärfe aus den Aussagen. Ein Beispiel: Statt »Ständig informierst Du mich nicht rechtzeitig!« ist es besser zu sagen: »Damit ich rechtzeitig reagieren kann, finde ich es wichtig, dass neue Informationen immer sofort weitergegeben werden.«
Vereinbaren Sie, dass die Beteiligten bei der Darstellung ihrer Sichtweise nicht unterbrochen werden dürfen. Ein Gesprächspartner hört zunächst nur zu, bei Bedarf kann er sich Notizen machen. Anschließend darf er seine eigene Sichtweise darstellen. Ausufernde Monologe können vermieden werden, wenn eine Begrenzung der Redezeit vereinbart und durch einen Timer sichtbar gemacht wird. Bei Ablauf der vorgegebenen Redezeit muss die betreffende Person ihre Ausführungen zunächst beenden. Auf diese Weise können die Gesprächspartner etwa im Wechsel jeweils drei Minuten ununterbrochene Redezeit erhalten. Bei Bedarf kann dieser Wechsel mehrfach wiederholt werden. Erfahrungsgemäß sind in den meisten Fällen nach einem dreimaligen Wechsel alle wichtigen Argumente genannt worden. Dies ist daran erkennbar, dass Redepausen eintreten oder Aussagen mehrfach wiederholt werden.
Nachdem beide Beteiligten die Sichtweise des Gesprächspartners im Detail gehört haben, wird sich in einigen Fällen bereits eine Verbesserung des Gesprächsklimas und gegenseitiges Verständnis einstellen. Oft ist es hilfreich, wenn jeder der Beteiligten die Aussagen des Gesprächspartners mit eigenen Worten zusammenfasst. Auf diese Weise entsteht beim Gesprächspartner das Gefühl, vollständig und richtig verstanden worden zu sein. Gelegentlich hört man die Empfehlung, bei Streitigkeiten die Sach- und Beziehungsebene zu trennen und das Gespräch auf die Sachebene zu konzentrieren. Diese Trennung funktioniert allerdings in der Praxis häufig nicht, denn Differenzen in Sachfragen führen meist auch zu einem indirekten Angriff auf die zuständige Person. Verständnis, Respekt und Akzeptanz sind daher die wichtigsten Voraussetzungen für die Beilegung von Streitigkeiten – auch wenn es vordergründig um Sachfragen geht. Eine wichtige Regel lautet daher: »Verstehen statt verurteilen: Jeder hat das Recht auf seine individuelle Meinung - egal wie abwegig diese Meinung mir selbst erscheinen mag.« Die Gesprächspartner sollten sich daher verpflichten, Sichtweisen und Emotionen des jeweils anderen nicht abzuwerten oder zu bagatellisieren. Beleidigungen und persönliche Angriffe verbieten sich damit ebenfalls von selbst.