Fakten zum Schnelltest auf einen Blick |
Antigen-Schnelltests sollen bei der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie unterstützen. / Foto: Adobe Stock/Patrick Daxenbichler
Schnelltests, auch Antigen-Schnelltests oder Point-of-Care-Tests (PoC-Tests) genannt, sollen eine aktive Corona-Infektion nachweisen. Hierbei werden in einer Probe bestimmte Virusproteine, genauer gesagt sogenannte Nukleokapsid-Proteine, nachgewiesen. Ihr Vorteil ist, dass relativ zeitnah, meist nach 15 bis 30 Minuten, ein Ergebnis vorliegt. Aber ganz klar: Sie sind weniger aussagekräftig als ein PCR-Test.
Zu Beginn waren nur Schnelltests auf dem Markt, die ausschließlich von geschultem Personal, beispielsweise in Pflegeheimen oder auch Apotheken, durchgeführt werden durften. Sie waren nicht für Laien bestimmt und durften in der Apotheke auch nicht an diese abgegeben werden. Inzwischen sind jedoch auch sogenannte Selbsttests oder Laientests erhältlich. Deren Testprinzip ist identisch mit den anderen Antigen-Schnelltests, jedoch ist die Probenentnahme häufig etwas leichter.
Unterschiede bestehen hauptsächlich in rechtlichen Fragen. So müssen Inverkehrbringer von Selbsttests nachweisen, dass sie auch von Laien angewendet werden können. Dazu gehört beispielsweise eine verständliche Bedienungsanleitung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überprüft zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Qualität und Aussagekraft der Tests.
Die Funktionsweise von Antigen-Schnelltests wird häufig mit der eines Schwangerschaftstests verglichen. Nach der Probenentnahme wird diese mit Lösungsmittel gemischt und auf den Test aufgetragen. Ist die Testperson an Covid-19 erkrankt, enthält die Probe entsprechende SARS-CoV-2-Antigene. Ist die Konzentration an Antigen ausreichend hoch, fixiert der Test sie mittels Antikörper und macht sie in einer Farbreaktion nach kurzer Zeit sichtbar.
Für die Probengewinnung stehen drei verschiedenen Methoden zur Verfügung: Bei den Selbsttests, die zur Anwendung durch geschultes Personal gedacht sind, muss die Probe durch einen Nasen-Rachen-Abstrich erfolgen. Hierfür wird der Tupfer in der Regel mehrere Zentimeter tief in die Nase eingeführt. Bei dem Selbsttest wird die Probe hingegen im vorderen Nasenbereich entnommen, was die Anwendung vereinfachen soll. Außerdem sollen bald auch Gurgel- und Spucktests für Laien erhältlich sein.
Generell gilt, dass PCR-Tests nach wie vor Goldstandard sind und nach Möglichkeit bevorzugt zum Einsatz kommen sollten, da sie zuverlässige Auskunft erteilen, ob eine Infektion vorliegt. Antigen-Schnelltests liefern im Vergleich weniger sichere Ergebnisse. Experten betonen, dass Testergebnisse von Schnelltests lediglich eine Tendenz des Krankheitsstatus zum Testzeitpunkt wiedergeben. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht bei Schnelltest-Ergebnissen von Wahrscheinlichkeiten einer Erkrankung und betont, dass ein negatives Ergebnis eines Schnelltests eine Infektion nicht ausschließen kann, vor allem wenn die Viruslast niedrig ist. Dies ist in der Regel zu Beginn einer Infektion der Fall, wenn oft noch keine Symptome vorhanden sind, Infizierte aber schon ansteckend sein können.
Um die Aussagekraft von Tests beurteilen zu können, sind zwei Werte bedeutend: Die Sensitivität gibt an, mit welcher Sicherheit ein Test einen Infizierten auch tatsächlich als solchen erkennt. Umgekehrt gibt die Spezifität an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Nicht-Infizierter erkannt wird. Qualitativ hochwertige Tests sind solche, die eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen, das heißt, bei denen falsch negative und falsch positive Testergebnisse möglichst selten vorkommen.
Zudem betonen Experten, darunter auch die des RKI, dass die Aussagekraft von Schnelltests neben der Sensitivität und Spezifität stark von der sogenannten Vortest-Wahrscheinlichkeit abhänge. Diese korreliert mit dem Anteil der Infizierten innerhalb der getesteten Population und somit indirekt mit der Inzidenz. Vereinfacht lässt sich sagen: Je geringer die Inzidenz, umso verlässlicher ist ein negatives Testergebnis. Umgekehrt sind positive Testergebnisse eher verlässlich, wenn sich unter den Getesteten viele Infizierte befinden (hohe Inzidenz).
Das PEI hat Mindestanforderungen für Antigentests festgelegt: Die Spezifität muss über 97 Prozent liegen, die Sensitivität soll größer als 80 sein. Auf seiner Homepage listet das BfArM alle Antigen-Schnelltests sowohl für geschultes Personal als auch für Laien auf, die diese Mindestkriterien erfüllen und sich rechtmäßig in Europa beziehungsweise Deutschland im Verkehr befinden. Die Liste wird fortlaufend aktualisiert.
Da die Empfindlichkeit von Schnelltests im Vergleich zur PCR geringer ist, sollte beim Getesteten eine hohe Viruslast (im Nasen-Rachen-Raum) vorliegen. Laut Angaben des PEI ist dies in der präsymptomatischen Phase, das heißt ein bis drei Tage vor Symptombeginn, und in der frühen symptomatischen Phase der Erkrankung innerhalb der ersten fünf bis sieben Tage der Fall. Bei Personen, bei denen der Symptombeginn länger als sieben Tage zurückliegt, seien eine geringere Viruslast und damit verbunden falsch negative Ergebnisse wahrscheinlicher.
Auf der Testkassette des Schnelltests befinden sich neben dem Sichtfeld zwei Buchstaben »C« und »T«. »C« steht dabei jedoch nicht für »Corona«, sondern für »Control«. In diesem Bereich wird die Kontrolllinie angezeigt, die Auskunft darüber gibt, ob der Test richtig durchgeführt wurde. »T« steht für »Test« und zeigt, ob die aufgetragene Probe SARS-CoV-2-Antigene enthält. Sind zwei Banden sichtbar, ist der Test positiv. Erscheint nur eine Bande im Kontrollfeld (auf Höhe von C), ist das Ergebnis negativ. Erscheint nur eine Bande im Testfeld oder gar keine, ist das Ergebnis ungültig und der Test sollte wiederholt werden.
Fällt ein Schnelltest positiv aus, muss im Anschluss ein PCR-Test durchgeführt werden, der das Ergebnis noch einmal absichert. Betroffene sollten sich vorsichtshalber umgehend in Quarantäne begeben und ihren Hausarzt kontaktieren.
Antigen-Schnelltests, die durch geschultes Personal durchgeführt werden, müssen gemäß Infektionsschutzgesetz an die zuständigen Behörden gemeldet werden. Bei einem Selbsttest besteht diese Pflicht nicht.
Wie bei allen Tests gilt, dass die Aussagekraft des Selbsttests von einer sachgemäßen Durchführung abhängt. Aus diesem Grund sollten Anwender die Beschreibung vor der Durchführung des jeweiligen Tests genau lesen. Wird beispielsweise der Abstrich falsch entnommen, kann sich dadurch das Ergebnis verfälschen. Vor und nach dem Test sollten die Hände gründlich gewaschen und/oder desinfiziert werden.
Ergebnisse von Schnelltests sind lediglich Momentaufnahmen. Vor allem zu Infektionsbeginn kann die Viruslast noch nicht ausreichen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu liefern. Die Folge: falsch negative Tests. Anwender sollten sich also nicht in falscher Sicherheit wiegen und diesen Aspekt im Hinterkopf behalten. Beispielsweise, wenn Betroffene einen mehrtägigen Familienbesuch planen. In jedem Fall gilt es, sich weiterhin an die geltenden Hygieneregeln zu halten. Denn wer am Tag der Abreise noch negativ war, kann ein bis zwei Tage später schon positiv sein.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.