»Fast so wichtig wie die Corona-Impfung« |
Katja Egermeier |
06.10.2021 14:00 Uhr |
Es ist auch möglich, sich gegen Grippe und Covid-19 gleichzeitig immunisieren zu lassen. / Foto: Getty Images/Radovanovic96
»Fast genauso wichtig wie die Corona-Impfung ist für diesen Herbst und Winter eine zweite Impfung: die Grippeschutzimpfung«, betont Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der gemeinsamen Pressemitteilung. Eine große Grippewelle berge das Risiko, die Folgen und Belastungen der vierten Corona-Welle noch zu verstärken. Diese zusätzliche Belastung sei möglichst zu vermeiden. »Deshalb appelliere ich besonders an alle Älteren, Schwangeren, Vorerkrankten und auch an das medizinische Personal: Lassen Sie sich gegen Grippe impfen! Damit schützt man sich und andere. Und man schützt unser Gesundheitssystem vor Überlastung.«
Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus hätten auch die Influenzaviren erfolgreich eingedämmt, so die BZgA – die Grippewelle 2020/21 ist weltweit ausgefallen. In der Folge sei das Immunsystem diesen Winter schlechter auf die jetzt zirkulierenden Influenzaviren vorbereitet. »Die Grippeschutzimpfung ist der beste Schutz, auch wenn die Wirksamkeit von Saison zu Saison unterschiedlich ausfallen kann«, erklärt RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler. Besonders in Kliniken und Pflegeheimen sei Grippeschutz wichtig – für Beschäftigte und Betreute. »Alle über 60 sollten nicht nur gegen Influenza und Covid-19, sondern auch gegen Pneumokokken geimpft sein.« Im Übrigen verringerten auch die Basismaßnahmen gegen Covid-19 – Abstand, Hygiene, Alltag mit Maske und Lüften – das Risiko, sich mit Influenzaviren anzustecken.
Eine Anfang August im Fachjournal »PLOS« veröffentlichte Studie ergab zudem Hinweise darauf, dass die Grippeimpfung auch eine gewissen unspezifischen Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen bieten könnte. Die Forscher erklären das damit, dass die Impfung gegen Grippe neben der spezifischen Abwehr gegen das Influenzavirus auch die unspezifische Immunabwehr aktivieren könnte, was dem Körper im Kampf gegen SARS-CoV-2 helfen und den Verlauf von Covid-19 günstig beeinflussen würde.
Grippe wird durch Influenzaviren hervorgerufen. Die echte Grippe ist eine ernste Erkrankung, die nicht mit einer Erkältung zu verwechseln ist: Nach der Ansteckung mit dem Grippevirus erkranken ungefähr zwei Drittel der Betroffenen und entwickeln teils heftige Krankheitssymptome wie plötzliches hohes Fieber über 38,5 Grad Celsius, trockenen Reizhusten, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit oder Schweißausbrüche.
Besonders ältere Menschen entwickeln jedoch häufig keine typischen Krankheitszeichen, weshalb sie und andere Risikopatienten im Zweifelsfall immer auf Influenza getestet werden sollten – auch wenn sie geimpft sind. Für gefährdete Gruppen stehen eine antivirale Therapie und eine Postexpositionsprophylaxe zur Verfügung. Auch Personen, die keine Krankheitszeichen entwickeln, können andere Personen anstecken.
Wie die Ständige Impfkommission (STIKO) heute meldet, liegen die Impfquoten bislang zu niedrig und bei Menschen über 60 nur bei 30 bis 40 Prozent. Um möglichst viele Menschen zur Grippeimpfung zu bewegen, will die BZgA mit Plakaten, Anzeigen, Wartezimmerpostern und auf der Website www.impfen-info.de/grippeimpfung sowie in sozialen Netzwerken dazu motivieren und informieren. Insbesondere Menschen ab 60 Jahren, Schwangere und Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten der Grippe mit einer Impfung zuvorkommen, so Professor Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA.
Für ältere Menschen, bei denen die Wirksamkeit einer Grippeschutzimpfung geringer ausfallen kann, sei ein Hochdosis-Grippeimpfstoff entwickelt worden. Der von der STIKO allen ab 60 Jahren empfohlene Impfstoff enthält 60 statt 15 Mikrogramm von jedem Influenzastamm. Auch eine zeitgleiche Impfung gegen Grippe und Covid-19 sei möglich, wenn es bei dem Grippeimpfstoff um einen Totimpfstoff handele – dann in den linken und rechten Oberarm. Insgesamt sei man nach Auskunft von PEI-Präsident Professor Klaus Cichutek mit über 26 Millionen Impfstoffdosen zuverlässig für die bevorstehende Grippesaison gerüstet.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.