Faszien spielen wichtige Rolle bei Schmerz und Beweglichkeit |
Wenn nun die Faszien eine derart wichtige Rolle spielen, könnte es naheliegen, sie durch gezieltes Training anzusprechen. Doch Sportwissenschaftler Wilke betont, dass es kein isoliertes Faszientraining gibt. »Natürlich trainiert man immer einen Komplex«, erklärt er. Bewegung, die multidirektional und dynamisch-federnd sei, tue den Faszien gut. »Faszien lieben Vielseitigkeit«, so Wilke. Besonders Menschen, die sich wenig bewegen, sollten darauf achten, ihre Faszien durch vielfältige Bewegungen zu stimulieren. Hier kann auch der Einsatz von Hartschaumrollen hilfreich sein, doch Wilke warnt davor, es zu übertreiben: »Es gibt keine klaren Belege dafür, dass intensives Rollen schädlich ist, aber man sollte mit Vernunft an die Sache herangehen.«
Neuere Forschungen legten zudem nahe, dass für eine optimale Behandlung der Faszien gar nicht so viel Druck nötig ist, wie bislang angenommen. Vielmehr könnten auch sanftere Bewegungen etwa Schmerzen dämpfen, führt Wilke aus.
Insgesamt sei die Grundlagenforschung zu Faszien mittlerweile sehr ausgereift – allerdings gebe es noch zu wenige, qualitativ hochwertige und randomisierte kontrollierte Interventionsstudien, mit denen sich zum Beispiel sagen ließe, welcher Sport besonders gut für die Faszien ist. Bisherige Erkenntnisse zeigten aber klar, dass dieses Gewebe eine bedeutende Rolle für das Wohlbefinden des Menschen spiele. »Wir haben Faszien lange Zeit unterschätzt«, sagt Wilke. »Doch sie sind keineswegs bloßes Hüllgewebe – sie sind ein hochsensibles, mechanisch wichtiges und potenziell schmerzauslösendes Gewebe, das in der Medizin und im Sport noch mehr Beachtung finden sollte.«