Fellverlust bei Hund und Katze |
Der Fellwechsel ist für Hunde und Katzen eine anstrengende Zeit. Sie leiden mitunter unter Hautirritationen, Schuppen und sind anfälliger für Krankheiten. / Foto: Adobe Stock/Sonja Rachbauer
Um sich den geänderten Temperaturen anzupassen, wechseln so gut wie alle behaarten Tiere zweimal im Jahr ihr Fell. Im Frühjahr wird das dichte Winterfell gegen das dünnere Sommerfell getauscht. Es sorgt dafür, dass das Tier bei hohen Temperaturen nicht überhitzt. Im Herbst wiederum wird das Sommerfell abgestoßen, um das Nachwachsen der dichten und wärmenden Unterwolle zu ermöglichen.
Der Fellwechsel ist hormonell gesteuert und wird durch sich verändernde Temperaturen und Tageslichtlängen ausgelöst. Bei reinen Wohnungskatzen, die an gleichbleibende Temperaturen, künstliche Beleuchtung und wenig Tageslicht gewöhnt sind, fällt er deshalb meist kürzer und weniger intensiv aus als bei Freigängerkatzen. Auch ältere Tiere, Rassen, die ihren Ursprung in kühleren Regionen haben, sowie kastrierte Tiere haaren in der Regel stärker. Zudem ist der Fellwechsel im Frühjahr intensiver, da die stärker ausgebildete Unterwolle abgestoßen wird.
Zwischen sechs und acht Wochen dauert es, bis das alte Fell abgestoßen und das neue Fell nachgewachsen ist. In dieser Zeit kommt es bei vielen Tieren zu Dysbalancen im Stoffwechsel und Hormonhaushalt. Sie leiden unter Hautirritationen und Schuppenbildung, haben Schwierigkeiten beim Ausbilden des neuen Fells und sind krankheitsanfälliger. Um den tierischen Organismus zu unterstützen, stehen fertige Nahrungsergänzungsmittel als Ölmischung, Tablette oder Pulver zur Verfügung. Tierbesitzer können dem Futter auch täglich etwas Leinöl (Omega-3-Fettsäuren) oder einmal pro Woche etwas Rapsöl (Omega-6-Fettsäuren) beimengen. Zu viel Öl sollte jedoch nicht gegeben werden, da es zu Verdauungsbeschwerden und Durchfall führen kann.
Vor allem bei Katzen, aber auch bei Kaninchen kann es durch das Verschlucken von Haaren bei der Fellpflege zur Bildung von Haarbällen im Magen-Darm-Trakt kommen. Um die Ausscheidung zu unterstützen, gibt es spezielle Pasten, die verfüttert werden können. Wohnungskatzen sollte zudem ausreichend Katzengras angeboten werden. Auch Hunde nutzen Gras, um aufgenommene Haare besser zu verdauen oder erbrechen zu können und fressen es oft während des Fellwechsels.
Unerlässlich während des Fellwechsels ist das tägliche Bürsten. Es regt die Durchblutung der Haut und die Talgproduktion an, wodurch der Fellwechsel beschleunigt und das Fell weniger schuppig wird. Es beugt der Geruchsentwicklung vor, da abgestorbene Haare von Bakterien besiedelt und zersetzt werden. Es erleichtert den Tieren, abgestoßene Haare zu verlieren, die in die Haut piksen und diese irritieren. Und es verhindert, dass lose Haare mit nachwachsenden Haaren oder dem Deckhaar verknoten und Verfilzungen entstehen. Letztere sollten vermieden werden, da sie Parasitenbefall und Hautirritationen begünstigen. Zudem muss stark verfilztes Fell häufig komplett geschoren werden, was für das Tier mit Stress verbunden ist. Bei Katzen ist es sogar nur unter Vollnarkose möglich.
Gebürstet wird in Wuchsrichtung der Haare, vom Kopf zum Körper und mit wenig Druck, um Hautirritationen, Schuppen und Schmerzen zu vermeiden. Ist das Fell besonders dicht und lang, können Scheitel gezogen werden, von denen aus man sich durcharbeitet. Welche Fellpflegeutensilien zum Einsatz kommen, hängt von der Felllänge und Fellbeschaffenheit ab. Bei rauhaarigen Hunden eignen sich oft kurze, gezahnte Bürsten. Bei langhaarigen Tieren können Kämme oder Bürsten mit abgerundeten, langen Zähnen zum Einsatz kommen. Ist die Unterwolle sehr dick, können grobe Bürsten oder Rollkämme hilfreich sein. Bei kurzhaarigen Tieren reicht oft eine Bürste oder ein Gummistriegel aus. Bei Kaninchen sollte darauf geachtet werden, dass die Bürste sehr weich ist, da ihre Haut empfindlich ist.
Auch wenn Tierbesitzer sich alle Mühe geben – nicht jedes Haustier mag das Bürsten. Bei Hunden und Katzen kann mit Belohnungssystemen gearbeitet werden. Nachdem die Bürste ausgiebig beschnuppert werden durfte, wird vorsichtig gebürstet und mit einem Leckerli belohnt. Dabei sollten Tierbesitzer darauf achten, in Bereichen zu kämmen, in denen keine Verknotungen vorhanden sind und die anfängliche Bürstzeit kurz halten. Sie kann später in kleinen Schritten verlängert werden. Lässt ein Tier sich gar nicht bürsten, kann man auf intensives Streicheln ausweichen. Bei Kaninchen, die sich nicht streicheln lassen, kann es helfen, kurz mit einer angefeuchteten Hand oder einem Gummihandschuh über das Fell zu streichen.
Wenn das Fell kreisrund ausfällt, stark ausgedünnt ist oder komplett unbehaarte Areale entstehen, der Haarausfall von Juckreiz oder Hautrötungen begleitet wird oder das verbliebene Fell stumpf, glanzlos oder fettig-ölig wirkt, sollten PTA und Apotheker das Aufsuchen einer tierärztlichen Praxis empfehlen.
Die Ursachen für einen Fellwechsel-unabhängigen Haarausfall sind vielfältig. So kann eine Infektion mit Hautpilzen, Demodex-Milben oder eine bakterielle Haarbalg-Entzündung die Haarwurzeln und Haarschäfte so stark schädigen, dass sie ausfallen. Häufig zeigen sich in diesem Fall weitere Symptome wie entzündete, offene oder nässende Hautstellen und Schuppenbildung.
Bei Hunden können verschiedene hormonelle Störungen zum Auslöser werden. Dazu gehört die Schilddrüsenunterfunktion, bei der der Haarausfall vor allem am Körperstamm, den Flanken und Ellbogen, der Schwanzspitze und dem Nasenrücken aufritt. Das ganze Fell wirkt insgesamt glanzlos und trocken, die Unterwolle kann vollständig fehlen oder übermäßig vermehrt sein. Dazu kommen Lethargie, Kälteintoleranz und Gewichtszunahme. Beim Cushing-Syndrom bleiben ausschließlich der Kopf und der untere Teil der Extremitäten behaart. Aufmerksame Tierhalter bemerken das Cushing-Syndrom jedoch meist bereits vorher an Symptomen wie vermehrtem Hunger und Durst sowie häufigerem Wasserlassen. Betrifft der Haarausfall den Bauch sowie den Bereich zwischen Anus und Genitalregion, kann bei nicht kastrierten Hunden ein Hyperestrogenismus Auslöser sein. Weiteres Anzeichen dafür sind Haare, die sich leicht ausziehen lassen und eine deutliche Hyperpigmentierung der haarlosen Haut.
Die häufigste Ursache für Haarverlust und dünnes Fell bei Katzen ist die feline selbstinduzierte Alopezie (FSA), bei der sich die Tiere übermäßig stark putzen. Schätzungen zufolge bekommen 90 Prozent der Katzenbesitzer das Verhalten ihrer Katze nicht mit, da sich die Tiere dafür gerne zurückziehen. Es gibt jedoch einige Hinweise, die auf eine FSA hinweisen: Der Haarverlust tritt nur an Stellen auf, die die Katze gut erreichen kann. Oft ist zuerst der Bauch nackt. Der Kot enthält sehr viele Haare oder die Katze würgt Haarballen hervor. Einige Katzen haben zudem Haare zwischen ihren Zähnen.
Die häufigste Ursache für eine FSA ist Juckreiz, der durch Parasiten oder Allergien verursacht wird. Manchmal haben die Katzen an dieser Stelle auch Schmerzen oder sie nutzen das exzessive Putzen, um Stress abzubauen. In diesem Fall handelt es sich um eine psychogene Leckalopezie. Auslöser können ein Umzug oder eine Veränderung des Territoriums, die Ankunft oder der Verlust eines menschlichen oder tierischen Familienmitglieds sowie große Veränderungen in der täglichen Routine sein. Steht der Verdacht einer psychischen Erkrankung im Raum, kann es hilfreich sein, einen auf Verhaltensprobleme spezialisierten Tierarzt zu kontaktieren.
Tierhaare von Kleidung und Möbeln kann man absaugen oder auch mit Fusselrollen oder Klebeband entfernen. Auch mit einem Wäschetrockner lassen sich Haare gut lösen. Eine Alternative ist das Abstreifen von Kleidung und Möbeln mir einem Gummihandschuh. Durch die Elektrisierung bleiben die Haare am Handschuh haften.