Feuerwerks-Verbot schützt die Augen |
Den Silvesterabend werden viele auch in diesem Jahr im kleinen Kreis und ohne Feuerwerk verbringen. / Foto: Getty Images/RgStudio
Wie bereits im vergangenen Jahr wird es im Zuge der Coronavirus-Pandemie auch dieses Silvester ein Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper geben. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) erklärte in einer Pressemitteilung, warum sie dieses Verbot begrüßt.
Seit dem Jahreswechsel von 2016 zu 2017 landeten bis zum Jahreswechsel von 2019 zu 2020 jährlich rund 500 Menschen mit Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper in Krankenhäusern, wie aus einer Umfrage der DOG an 75 deutschen Kliniken hervorgeht. Ein Viertel unter ihnen verblieb mit schweren Verletzungen auf Station. »Unbeteiligte, Kinder und Jugendliche traf es stets besonders häufig«, betont Dr. Ameli Gabel-Pfisterer von der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam. »Tragischerweise ist bei 40 Prozent der Verletzten ein dauerhafter Sehverlust zu erwarten«, ergänzt die Expertin.
Anders am Silvesterabend 2020: Durch das Verkaufsverbot von Böllern und Co sank die Zahl der Personen mit Augenverletzungen auf 79; davon waren weniger als ein Viertel Minderjährige. »Das bedeutet einen Rückgang bei den Augenverletzungen auf weniger als 20 Prozent der Vorjahreswerte. Wir stellen fest: Verkaufsverbot und Versammlungsbeschränkungen hatten eindeutig einen Schutzeffekt«, erklärt Professor Dr. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Dieser Trend entspricht internationalen Studien, nach welchen die Zahl der Augenverletzungen durch Pyrotechnik in Ländern mit generellem Verbot von privatem Feuerwerk um durchschnittlich 87 Prozent sinkt.
Künftig komplett auf Feuerwerk verzichten müssen, sollen wir laut der Arbeitsgruppe »Feuerwerksverletzung« der DOG jedoch nicht. Sie will eine Petition für sicheres Silvesterfeuerwerk starten. »Ziel dieser Initiative ist, privates durch gemeinschaftliches, professionelles Feuerwerk zu ersetzen«, erläutert Gabel-Pfisterer. Veranstalten könnten dieses neben professionellen Pyrotechnikern etwa auch die lokale Feuerwehr.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) begrüßen das diesjährige Verkaufsverbot. Denn nicht nur an den Augen, auch an den Händen kommt es häufig zu schwersten Verletzungen durch Böller und Raketen – wie abgetrennten Fingern, Verbrennungen, Frakturen und Weichteilverletzungen. Die Schäden seien häufig so schwer, dass Patienten trotz schneller ärztlicher Versorgung und wiederherstellender Eingriffe Schäden zurückbehalten, erklärt Professor Max Haerle, Präsident der DGH. »Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, dem Verbot zu folgen und in diesem Jahr auf Silvesterfeiern und Böllern zu verzichten«, ergänzt Professor Dr. Michael J. Raschke, Präsident der DGU. »Unsere Notaufnahmen, Rettungsdienste und Feuerwehren sind ohnehin überlastet – sie brauchen jetzt wirklich keine Patienten, die mit schweren und vermeidbaren Handverletzungen ärztliche Hilfe suchen.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.