PTA-Forum online Avoxa
instagram facebook
Forschung

Fibromyalgiesyndrom: Dem Schmerz auf der Spur

Das Fibromyalgiesyndrom ist ein heterogenes und nur in wenigen Ansätzen verstandenes Krankheitsbild. Über aktuelle Forschungsergebnisse und mögliche Therapieansätze sprach Professor Dr. Nurcan Üçeyler vom Universitätsklinikum in Würzburg bei einer Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 04.12.2019  12:30 Uhr

Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) ist nach wie vor unverstanden, machte Neurologin Üçeyler klar. »Aktuelle Forschungsergebnisse haben zwar ein wenig Licht ins Dunkel gebracht, aber das Fibromyalgie-Syndrom ist eine Erkrankung, deren Kausalität genauso unklar ist wie deren Mechanismen. Und weiterhin gibt es keine Konsequenz für die Diagnose und Therapie.«

Das FMS mit seinen tief sitzenden Muskelschmerzen in diversen Körperregionen ist eine Ausschlussdiagnose. »Es gibt auch keinen objektiven Marker, der den Verdacht bestätigen könnte.« Üçeyler zeigte sich zufrieden, dass man von der ausschließlichen Diagnose über positive Tenderpoints, Schmerzpunkte an definierten Körperstellen, in der derzeitigen S3-Leitlinie abgekommen ist und nun auch Zusatzsymptome wie Schlafstörungen, allgemeine Erschöpfung, depressive Neigung oder Steifigkeitsgefühle in Füßen und Händen berücksichtigt.

Was die Pathophysiologie angeht, tappe man auf noch nebulösen Wegen, verdeutlichte die Referentin. Als auslösende Faktoren ausgeschlossen werden konnten bislang Viren und Borrelien, strukturelle Muskelveränderungen, Brustimplantate sowie Schilddrüsen- und weibliche Sexualhormone. Dagegen bestünden möglicherweise Zusammenhäng mit psychischen Traumata, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Genpolymorphismen des 5HT2-Rezeptors, fasste Üçeyler zusammen.

Störungen in der Peripherie

Die Neurologin berichtete von eigenen Untersuchungen, nach deren Ergebnissen »Dysbalancen im peripheren Nervensystem« eine Rolle im Fibromyalgie-Geschehen spielen könnten. In einer aktuell publizierten Studie nahm ihre Arbeitsgruppe die Nozizeptoren in der Haut von 117 Fibromyalgie-Patienten und 11 Patienten mit Depressionen und chronischen Schmerzen genauer ins Visier. Unter dem Strich konnten die Wissenschaftler eine Hautdenervierung (geringere Faserdichte, veränderte Hautinnervation, geringere elektrische Leitfähigkeit, Hyperaktivität) bei den Betroffenen nachweisen. »Diese Hautdenervierung korrelierte mit der Schwere der Symptome«, erklärte Üçeyler.

Therapeutisch gesehen, stellt das Schmerzsyndrom eine Herausforderung dar. Eine medikamentöse Standardtherapie gibt es nicht, zumal 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auf Medikamente gar nicht ansprechen. »Primär sind es physikalisch-balneotherapeutische, physiotherapeutische und psychologische Verfahren, die den Patienten weiterhelfen, und das nach Möglichkeit im multimodalen Setting«, machte die Neurologin deutlich. Was die Pharmakotherapie betrifft, gibt es in Deutschland bislang keine Zulassung mit der Indikation FMS. In den USA sind Pregabalin und Milnacipran dafür zugelassen.

Was bedeutet das für die Therapie hierzulande? Nur wenn relevante Begleiterkrankungen wie etwa eine Depression vorhanden sind, kann der Arzt auch Antidepressiva verschreiben, da er die Antidepressiva nicht zur FMS-Behandlung, sondern zur Behandlung der Depression einsetzt. Gleiches gilt für andere Medikamente, wenn der Arzt die Therapie nicht off label, also außerhalb der eigentlichen Zulassung, verschreiben will, erklärte Üçeyler.

In Deutschland behelfe man sich mit einer zeitlich befristeten Therapie mit dem Ziel des Wiederabsetzens nach maximal sechs Monaten. Als Mittel der Wahl gilt laut Leitlinie von 2016 Amitriptylin in einer Dosierung von 10 bis 50 mg/d. Danach folgt für Üçeyler Pregabalin in einer Dosierung von 150 bis 450 mg und Duloxetin 60 mg. Von Quetiapin, Serotonin-Wiederaufnahmehemmern wie Fluoxetin und Paroxetin sowie schwachen Opioiden rät die Neurologin ab. Auch die Leitlinienautoren haben dazu nur eine offene Empfehlung abgegeben. 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa