Finger weg vom Riesenpickel |
Barbara Döring |
07.02.2023 08:00 Uhr |
Furunkel entstehen häufig im Gesicht, am Hals oder im Nacken. / Foto: Adobe Stock/lassedesignen
Hautentzündungen sind ein häufiges Krankheitsbild in der Apotheke. Oft sind es einfache Pickel, die sich entzündet haben. Manchmal zeigen sich aber auch größere Beulen, in denen sich Eiter gebildet hat und die sich durch die Entzündung mitunter warm anfühlen. Ein solcher Furunkel unterscheidet sich von einem normalen Pickel dadurch, dass er in tieferen Hautschichten liegt und deutlich schmerzhafter ist. Verursacht wird er durch Bakterien wie Staphylococcus aureus, die durch kleine Verletzungen in die Haut gelangen und zur Entzündung eines Haarfollikels führen. Das Auftreten von Furunkeln wird deshalb auch als Follikulitis bezeichnet. Durch die Entzündung stirbt Gewebe ab und es bildet sich ein Hohlraum, in dem sich Eiter sammelt, ein sogenannter Abszess.
Furunkel können überall am behaarten Körper entstehen, besonders häufig jedoch im Gesicht, am Hals und im Nacken. Typische Bereiche sind auch das Gesäß, die Innenseiten der Oberschenkel, die Achseln und der Intimbereich, also warme oder feuchte Bereiche, in denen sich Bakterien leicht vermehren. Manchmal entpuppt sich auch ein Schmerz im Gehörgang als Furunkel, etwa wenn Bakterien über Wattestäbchen oder andere Gegenstände in den Gehörgang gelangt sind. Bei manchen Patienten treten schubweise immer wieder mehrere Furunkel nebeneinander auf. Dann ist von einer Furunkulose die Rede. Ursache ist dann oft ein durch eine Grunderkrankung geschwächtes Immunsystem
Verschmelzen Furunkel miteinander, entstehen größere Abszesse, die als Karbunkel bezeichnet werden. Sie reichen noch tiefer ins Gewebe hinein. Zum Teil treten großflächig harte Schwellungen auf und es zeigen sich Krankheitszeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen. Karbunkel entstehen häufig im Bereich des Nackens. Um Komplikationen wie eine Sepsis zu vermeiden, sollten sie immer ärztlich behandelt werden. Bei einem Karbunkel oder einer Furunkulose wird in der Regel eine Blutuntersuchung veranlasst, um zugrunde liegende Erkrankungen wie Diabetes auszuschließen. Manchmal werden Hautknötchen, die sich bei einer Akne inversa in behaarten Bereichen bilden, mit Furunkeln verwechselt. Diese Akneknötchen liegen jedoch tiefer und brechen nicht über der Haut auf, sondern liegen abgekapselt darunter. Die genauen Ursachen hierfür sind noch ungeklärt.
Der Name Furunkel leitet sich übrigens vom lateinischen Wort furunculus ab, was so viel bedeutet wie »kleiner Dieb«. Damit könnte gemeint sein, dass der Furunkel dem Körper die Kraft stiehlt, sich gegen die eingedrungenen Bakterien zu wehren. Der Begriff Karbunkel wiederum stammt von lateinisch carbunculus und bedeutet »kleine glühende Kohle«, ein mögliches Bild für die großflächige Entzündung, die dabei entstehen kann.
Gerade wenn der Furunkel ein großes Druckgefühl verursacht, ist die Versuchung vielleicht groß, daran herumzudrücken oder gar eine Nadel hineinzustechen, um den Eiter zu entleeren. Davon sollte Betroffenen dringend abgeraten werden. Die Bakterien könnten sonst tiefer ins Gewebe eindringen und die Entzündung breitet sich weiter aus. Vor allem im Gesicht, etwa im Bereich von Nase oder Oberlippe, ist Vorsicht geboten. Gelangen die Erreger in die nahegelegenen Hirnvenen, besteht die Gefahr eines Blutgerinnsels (Sinusvenenthrombose) oder einer Meningitis.
Meist heilt ein Furunkel von selbst ab, wenn er nach ein paar Tagen herangereift ist und sich der Eiter entleert hat. Manchmal verschwindet der Furunkel wieder, ohne sich zu öffnen. Der Eiter wird dann vom Körper abgebaut. Um die Reifung zu beschleunigen, haben sich feucht-warme Umschläge oder Teilbäder bewährt, zum Beispiel mit Kamille (wie Kamillosan® Wund- und Heilbad). Ein altes Hausmittel sind Quarkwickel, die im Anfangsstadium eines Furunkels angewendet werden können. Der Wickel aus dünnem Tuch und Magerquark wird auf die Haut aufgelegt und erneuert, wenn der Quark warm geworden ist. Ein effektives Mittel, um den Heilungsprozess zu beschleunigen, ist Zugsalbe. Das enthaltene schwefelreiche Schieferöl wirkt antibakteriell und antientzündlich und (Ammoniumbituminosulfonat) »zieht« die Entzündung an die Hautoberfläche. So reift der Furunkel schneller heran und der Eiter kann sich entleeren. Schmerz und Spannungsgefühl lassen nach.
Zugsalbe gibt es in unterschiedlichen Konzentrationen. Zubereitungen mit 20 Prozent Wirkstoff sind für leichtere Entzündungen im oberen Hautbereich geeignet. Beim tiefergehenden Furunkel sollte eine Salbe mit 50 Prozent Schieferöl gewählt werden, die eine stärkere Zugwirkung hat (Ichtholan® 50 %, Zugsalbe effect 50 %). Die Zugsalbe wird am besten mit einem Wattestäbchen gezielt auf die desinfizierte Hautstelle aufgetragen. Schieferöl ist ein Naturprodukt, das durch unterschiedliche organische Substanzen seine charakteristische schwarze Farbe erhält. Damit es keine Flecken auf der Kleidung hinterlässt, empfiehlt es sich, die behandelte Hautstelle mit einem Verband abzudecken. Er sollte täglich oder jeden zweiten Tag gewechselt werden. Angetrocknete Salbenreste lassen sich vor der nächsten Behandlung vorsichtig mit Wasser und Seife entfernen. Die Anwendung von Schieferöl ist unbedenklich. Es handelt sich nicht, wie oft vermutet, um Teer und ist nicht krebserregend.
Die Entzündung heilt bei einem Furunkel mithilfe von Zugsalbe in der Regel nach drei bis fünf Tagen ab. Bei einem Furunkel im Gesicht, starker Entzündung oder wenn die Symptome schlimmer werden und sich Fieber entwickelt, ist eine ärztliche Behandlung nötig. Eventuell muss der Furunkel mit einem kleinen Eingriff unter örtlicher Betäubung geöffnet werden, um den Eiter abzuleiten. Manchmal ist ein Antibiotikum erforderlich, zum Beispiel, wenn sich aus mehreren Furunkeln ein Karbunkel gebildet hat. Die Wunde heilt in der Regel von selbst ab, ohne dass sie genäht werden muss. Bei dem größeren Karbunkel muss die Wunde regelmäßig mit desinfizierenden Lösungen gespült werden. Manchmal ist für die Behandlung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Staphylococcus-aureus-Bakterien kommen bei vielen Menschen natürlicherweise auf der Haut oder im Nasensekret vor, ohne Probleme zu bereiten. Wenn jedoch die Abwehr geschwächt ist, etwa bei Grunderkrankungen wie Diabetes, Nierenerkrankungen oder Hautschäden, ist das Risiko erhöht, dass die Bakterien Infektionen verursachen. Eine konsequente Behandlung der Grunderkrankung, etwa eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes, hilft, den Hautentzündungen vorzubeugen und kleine Diebe und glühende Kohlen auf Abstand zu halten.
Die folgenden Maßnahmen helfen der Haut, gesund zu bleiben und entzündlichen Hautveränderungen vorzubeugen: