Fliegen mit Erkältung |
Verena Schmidt |
26.05.2025 08:00 Uhr |
Niesen, verstopfte Nase, Husten: Was man mit Erkältung im Flugzeug beachten sollte – und wann man besser (vorerst) am Boden bleibt. / © Getty Images/frantic00
Typisch für eine Infektion mit Influenzaviren ist ein schlagartiger Beginn innerhalb von nur Stunden mit Fieber und Gliederschmerzen. In diesem Fall raten Mediziner von einer Flugreise ab. Denn Fieber ist häufig mit starkem Schwitzen verbunden; bei Belastung und geringer Flüssigkeitszufuhr kann die erhöhte Temperatur schnell zu Kreislaufproblemen und Schwäche führen. Auch das Thromboserisiko ist bei Fieber erhöht. Dazu kommt: Die zugrunde liegende Erkrankung ist oftmals ansteckend und kann sich besonders im Flugzeug, wo alle Passagiere eng beieinandersitzen und der Luftaustausch gering ist, schnell ausbreiten.
Wer aber nur leichte Erkältungsbeschwerden hat und sich einigermaßen fit fühlt, darf in der Regel auch fliegen. Wichtiges Kriterium für die Flugtauglichkeit ist, dass der Betroffene einen Druckausgleich über die Ohrtrompete (Eustachi-Röhre) durchführen kann. Testen kann man das mithilfe des sogenannten Valsalva-Manövers: Man hält sich die Nase zu und versucht bei geschlossenem Mund auszuatmen, presst also die Luft aus der Lunge in Mund und Nase. Wenn es in den Ohren knackt, gelingt der Druckausgleich.
Der funktionierende Druckausgleich ist vor allem bei Start und Landung wichtig, da es dabei zu großen Druckänderungen kommt – ähnlich wie beim Tauchen. Funktioniert das nicht, fühlt sich das Ohr unangenehm verstopft an, man hört nur noch gedämpft oder leidet gar unter einem vorübergehenden leichten Hörverlust. Schlimmstenfalls riskieren Betroffene ein sogenanntes Barotrauma: Dabei platzen kleine Äderchen im Ohr, was zu bleibenden Schäden im Innenohr oder gar zum Reißen des Trommelfells führen kann.
Hilfreich bei Abflug und Landung ist in solchen Fällen ein vasokonstriktorisch wirksames Nasenspray. Die Schleimhäute der Nase schwellen nach der Anwendung ab und ermöglichen so den Druckausgleich für kurze Zeit wieder. Am besten, man prüft vor dem Flug, ob das funktioniert. Das Nasenspray sollte dann kurz vor dem Abflug und vor der Landung angewendet werden, um sicherzustellen, dass die Nase frei für den Druckausgleich ist.
Für Babys und kleinere Kinder sind Start und Landung besonders anstrengend, denn bei ihnen ist die Eustachische Röhre noch kürzer und enger als bei Erwachsenen – das ist auch der Grund dafür, dass Kinder anfälliger für eine Mittelohrenzündung sind. Erreger können durch die verkürzte Röhre schneller aus dem Nasen-Rachen-Raum aufsteigen und sich im Mittelohr ausbreiten. Auch der Druckausgleich ist erschwert. Wer also mit verschnupftem Baby oder Kleinkind fliegen möchte, sollte zuvor beim Hals-Nasen-Ohrenarzt abklären lassen, ob die Ohrtrompete blockiert ist oder schon eine Mittelohrentzündung entstanden ist.
Auch wenn die Kinder gesund sind, ist es ratsam, wenn Eltern ihnen den Druckausgleich im Flugzeug erleichtern. Das gelingt zum Beispiel durch Gähnen, Schlucken oder Kauen während Start und Landung. Babys können währenddessen gestillt werden oder die Flasche bekommen, da das Trinken den natürlichen Öffnungsmechanismus der Ohrtrompete anregt. Ältere Kinder können auch ein Bonbon lutschen, Kaugummi kauen, durch einen Strohhalm trinken oder durch den Strohhalm Blasen in ein Getränk pusten. Auch bestimmte Ohrstöpsel, deren Form einem Tannenbaum ähnelt, helfen beim Druckausgleich, indem sie Druckveränderungen langsamer ans Ohr weiterleiten (zum Beispiel Earplanes®, Sanohra® Fly).