Fragen und Antworten zu Affenpocken |
Ja, da sind sich die Experten einig. »In der Vergangenheit waren die Affenpocken-Ausbrüche begrenzt in der Ausbreitung«, sagt Professor Stephan Becker, Virologe an der Universität Marburg, der Nachrichtenagentur dpa. Infektionsketten zwischen Menschen seien ungewöhnlich und müssten eng überwacht werden.
Die kürzlich nachgewiesenen Infektionen seien unter anderem deshalb atypisch, weil die meisten Betroffenen nicht nach West- oder Zentralafrika gereist seien, heißt es auch in einem am 20. Mai veröffentlichten Statement von Hans Kluge, Regionaldirektor für Europa bei der WHO. Auffällig sei auch, dass die meisten zunächst entdeckten Infektionen bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten nachgewiesen wurden.
Die WHO rief zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte von Betroffenen auf. Kliniken und Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen. Erhärte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Patienten isoliert werden. Insgesamt gewännen die Affenpocken allmählich an globaler Bedeutung, so die Forscher. Ob das Virus die Nische besetzt, die durch die Ausrottung der Pockenkrankheit freigeworden ist, sei momentan noch nicht abschätzbar, erklärte der Marburger Virologe Becker.
Bei den aktuell erfassten Fällen sind in der Mehrheit, wenn auch nicht ausschließlich, Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Das Virus scheine sich derzeit vor allem zwischen homo- oder bisexuellen Männern auszubreiten, sagte Becker. Intimkontakt ist aber nur eine Möglichkeit der Übertragung – es ist womöglich Zufall, dass das Virus zunächst in diesen Personenkreis getragen wurde und dann vor allem bei Schwulen weiter kursierte.
Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge geschieht eine Übertragung auf den Menschen allgemein häufig durch Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischem Blut und Sekreten, über das Essen infizierten Affenfleischs sowie Tröpfcheninfektion. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei grundsätzlich selten und nur bei engem Kontakt möglich, könne aber etwa auch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf Infizierter vorkommen.
Bei der aktuellen Infektionshäufung sind die detaillierten Infektionsketten noch weitgehend unklar. Aktuell scheine die Übertragung aber zumindest nicht durch Aerosole zu erfolgen, schätzt Becker. »Dann wäre das Ausbreitungsmuster anders.«