Frauen leiden anders |
Frauen sind im Laufe ihres Lebens starken Hormonschwankungen unterworfen. Dazu gehören Schwangerschaft, Wochenbett, Wechseljahre und dem monatlichen Zyklus. Das wirkt sich häufig auf die Psyche aus. / Foto: Getty Images/Israel Sebastian
Frauen unterscheiden sich nun mal von Männern, irgendwie – das ist soweit bekannt. Dazu gehören auch Unterschiede im Bereich der psychischen Gesundheit beziehungsweise psychischer Erkrankungen. Frauen haben da andere Voraussetzungen und teilweise auch andere Symptome als Männer. Wieso das so ist und was es bedeutet, erklärt Professorin Dr. Stephanie Krüger. Sie ist unter anderem Chefärztin der Zentren für Seelische Frauengesundheit an den Vivantes Klinika Spandau und Humboldt in Berlin.
Frauen haben eine andere hormonelle Situation als Männer, das sei das Entscheidende, sagt Krüger. »Daher sind seelische Erkrankungen im Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen spezifisch für Frauen. Dazu gehören Schwangerschaft, Wochenbett, Wechseljahre, die Prämenstruelle dysphorische Störung PMDS, auch hormonelle Veränderungen im Rahmen von onkologischen Erkrankungen.«
Und: Medikamente wirken bei Frauen aufgrund des Körperbaus anders, auch was die Nebenwirkungen angeht. »All das sind Themen, die haben wir bei Männern nicht, und deswegen muss es eine spezifische Beratung von Frauen geben.«
Wie häufig treten denn solche hormonell (mit-)bedingten seelischen Erkrankungen auf? Schwangerschafts- und Wochenbettdepressionen betreffen etwa 20 Prozent der Frauen, PMDS haben bis zu 60 Prozent aller Frauen leicht und ungefähr 10 bis 15 klinisch relevant ausgeprägt, so Krüger, psychisch relevante Wechseljahresbeschwerden etwa 20 bis 25 aller Frauen.
Natürlich gibt es auch bei den Anzeichen etwa für eine Depression Überlappungen, aber eben auch Unterschiede: Männer neigen zu auffälligem Verhalten (Acting Out) wie übermäßiges Arbeiten oder Alkoholmissbrauch, während Frauen eher emotionale und körperliche Symptome zeigen (Acting In), erklärt die Medizinerin: Acting In bedeutet, Frauen haben mehr Symptome auf der Gefühlsebene, häufiger auch körperliche Symptome.